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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist
Autoren: Eva Heller
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Ball eröffnen würden, die Kassette sollte erst später gespielt
werden — einmal für Harald und dann nochmal, weil es so schön ist, unseren
Österreichern Alfred und Crew zuliebe —, Rufus und ich würden zuerst den wunderbaren
Walzer »Wunderbar« tanzen, gesungen von Zarah Leander. Das paßte — weil alles
so wunderbar war. Und Zarah singt deutsch und englisch durcheinander:
    »Wunderbar! Wunderbar! What a
perfect night for love!«...und es ist so witzig, daß sie auch singt:
    »There’s not a
single cloud above!«
    ...Das würden wir unter den
Wolken tanzen. Dieser Walzer war eine Idee von Bärbel, sie hatte uns die alte
Platte mitgebracht, und wir waren sofort begeistert gewesen. Alles war geplant,
alles war bereit, wir mußten uns nur noch umziehen, was sollte jetzt noch
schiefgehen?
    Trotzdem zitterte ich vor
Aufregung, als ich Rufus wieder in seinem Smoking sah und in diesem weißen Hemd
mit den Biesen und die Fliege dazu und sein Lächeln.
     
    Und dann standen wir ab viertel
vor sieben unten im Foyer, ich mit meinem Rosenkleid, hinter mir der
Rosenstrauß, über mir der Kronleuchter, neben mir Rufus. Was sollte jetzt noch
schiefgehen?
    Die Champagnergläser wurden
gefüllt. Aus der Küche kam Walkwoman, sie trug ein schwarzes Pannesamtkleid und
eine neckische weiße Schürze und zur Feier des Tages keinen Walkman, so daß mir
zum erstenmal seit langem wieder einfiel, daß sie eigentlich Carmen heißt, und
sie brachte ein großes Tablett, beladen mit Canapés, zeigte strahlend auf die
mandelsplitterbestreuten Hühnchenteile: »Die sind am besten. Die
Lachsschnittchen sind auch super, aber Vorsicht, die Kaviarkörner kullern
leicht runter. Ach, und übrigens«, sagte sie dann, »vorher, als ihr oben wart,
hat ein Fahrer die Prospekte gebracht. Es steht jetzt alles hinter der
Rezeption.«
    Ich wollte die Prospekte
schnell noch auslegen, aber Rufus sagte, er wolle sie erst am Ende des Abends
den Gästen mitgeben, als Souvenir. Ja, das war besser.
    »Uff«, sagte Rufus, »jetzt kann
wirklich nichts mehr schiefgehen.«
    Punkt sieben hielt ein
Kleinlaster vor der Tür. Es waren die Handwerker, pünktlich wie selten. Im
Kleinlaster das Geschenk für Rufus, ihren Auftraggeber. Es war eine Badewanne,
gefüllt mit gehacktem Eis und Bierflaschen, auch ein paar Weinflaschen darunter.
Aber die Badewanne ist eindeutig das Hauptgeschenk. Sie ist antik, ein makellos
erhaltenes Exemplar von seltener Schönheit, die hohen Beine wie Seepferdchen
geformt und der Wannenrand wie ein Kranz von Muscheln facettiert. Noch nie
hatte ich eine so schöne Badewanne gesehen! Und dazu eine goldglänzende
Messingarmatur, mit einer Brause, die auf einer Gabel liegt wie ein antikes
Telefon. Einem pensionierten Sanitärhändler hätten sie die Wanne abgekauft,
betonten sie, um den Verdacht zu zerstreuen, sie dem ehemaligen Besitzer als
angebliche Schrottware gratis abgenommen zu haben. Und Rufus soll die Wanne im
Sommer auf die Terrasse stellen, als Getränkekühler. »Das ist sehr in«,
erklärte einer. »Oder Sie bepflanzen die Wanne, dann können Sie mit der Brause
die Blumen gießen«, schlug ein anderer vor.
    »Sie kommt ins Dachgeschoß«,
flüsterte ich Rufus zu, nachdem er sich ausführlich bedankt hatte, »und zwar
als Badewanne.« Dann waren schon zwanzig, dreißig, vierzig Gäste da. Wir
schüttelten am laufenden Band Hände, machten Gäste miteinander bekannt, dankten
für die Komplimente über das Hotel, über mein Kleid, Rufus wurde von einem
Journalisten genervt, der kam von einem kleinen Monatsmagazin, wollte aber
jetzt sofort wissen, was der Umbau gekostet habe, welche Zielgruppe Rufus mit
dem Hotel ansprechen wolle? Warum auf den Gemälden überall Keile über die
Gesichter gemalt seien? Ob der Marmor an den Wänden echt sei? Ob Rufus Werbung
in seinem Magazin machen wolle? Rufus sagte, er möge sich bitte gedulden, er
würde nachher genug darüber reden, und ließ ihn stehen, um Gräfin Waltraud und
ihren Hofstaat willkommen zu heißen.
    Waltraud trug ein schmales
Abendkleid, champagnerfarben, über und über mit Perlen bestickt, sie sah aus wie
ein Gemälde von Harald, nur noch schöner, weil über ihrem edlen Pfirsichteint
eben kein schwarzer Keil ist. Jeder, der einen Fotoapparat hatte, fotografierte
Waltraud ausführlich vor Haralds Bildern. Sie winkte Rufus und mich zu sich,
wir sollen mit auf die Fotos. »Was seht ihr alle schön aus!« rief jemand bei
jedem Foto. Eindeutig am vornehmsten war der
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