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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist
Autoren: Eva Heller
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Chef-Fliesenleger, er trug einen
Frack. Seine Gattin einen goldenen Skai-Minirock, so eine Po-Manschette, dazu
einen Pullover mit Satinapplikationen. Zuerst dachte ich, es wären Windmühlen
auf ihrem Pulli, es waren aber ziemlich verkrüppelt wirkende Kätzchen.
    Plötzlich sah ich im Gedränge
Onkel Georg. Er sprach mit einem der Installateure, der zeigte auf Rufus, dann
kam er zu uns. »Onkel Georg! Was machst du denn hier?«
    »Sie sind Herr Faber! Der
Architekt Faber!« rief Rufus. »Ich freue mich so, daß Sie gekommen sind.
Endlich darf ich Ihnen persönlich danken, daß Sie mir alle Ihre besten
Handwerker vermittelt haben!«
    »Kommt, hört auf, Kinder«,
sagte Onkel Georg, »das war das Mindeste, was ich für Viola tun konnte.« Er
schüttelte mir die Hand: »Kinder, ich freu mich so für euch.«
    »Du hast die Handwerker
vermittelt?«
    Onkel Georg winkte ab. »Gibt’s
hier auch Bier?«
    »Ja, an der Bar.«
    »Dein Onkel hat mich mal angerufen«,
sagte Rufus, »und angeboten immer zu helfen, wenn ich Handwerker und Beratung
brauche.«
    »Hören Sie auf, das ist nicht
der Rede wert, die paar Telefongespräche«, sagte Onkel Georg.
    »Sie haben uns soviel
geholfen«, sagte Rufus.
    »Entschuldigen Sie uns einen
Augenblick, Herr Berger«, sagte Onkel Georg und zog mich beiseite: »Viola, wenn
du mir eine Freude machen willst — weißt du, nachdem mir Viktor, also dein
Vater, erzählt hat, daß es dir wieder so gut geht, dachte ich, das wäre doch
heute die Gelegenheit, daß du dich ein bißchen mit Angela aussöhnst, ich will
keinen ewigen Familienkrach deswegen. Weißt du, Angela wartet draußen im Auto,
sie traut sich nicht rein. Aber den Möchtegern-Schwiegersohn haben wir zu Hause
gelassen, der durfte nicht mit.«
    Er wäre sowieso zu feige
gewesen, mich zu sehen, dachte ich kurz. »Na klar, ich hole Angela rein.«
    »Ich hol sie schon«, sagte
Onkel Georg, »und unterwegs besorge ich mir ein Bier.«
    Und dann kam Angela. Sie trug
tatsächlich dieses ungeheuerliche Kanariengelbe. Eine Pampelmuse, kurz vor dem
Platzen, sie war schwangerer als je zuvor. Warum hatte Benedikt ihr nicht
verboten, sich mit diesem Kleid lächerlich zu machen, wenn es Angela nicht
selbst merkte? Wahrscheinlich war es zwecklos, bei Angela ist nichts zu retten.
    »Hällouh«, sagte sie.
    »Grüß dich, ich freue mich,
dich hier zu sehen«, sagte ich. Was für eine Leistung, daß sie zusätzlich zu
ihrem Bauch kiloweise Schmuck herumschleppte! »Wann ist es denn soweit?«
erkundigte ich mich höflich.
    »Weißt du doch, an Weihnachten.
Ich schenke Benni Amanda-Babylein.«
    »Ach so, ja«, ich hatte es echt
vergessen. Ich hatte nur befürchtet, sie könnte schon heute abend hier platzen.
    »Hast du das Kleid aus der
Boutique, wo wir dich neulich trafen?« Sie lächelte mein Kleid an wie ein
neidisches Krododil. »Nein, Rufus hat es mir gekauft, ich war nicht dabei.«
    Nun guckte sie wie ein
frustriertes Krokodil. Um den Anblick meines Kleides nicht länger ertragen zu
müssen, drehte sie sich hektisch um: »Da ist ja auch einer meiner Freunde, der
heimliche Herzallerliebste von Medi!«
    Sie hatte Herrn Lehmann
entdeckt und ließ mich sofort stehen. Ich folgte ihr, sie beachtete mich nicht.
    Herr Lehmann unterhielt sich
angeregt mit Frau Masur, die vermutlich ein Kleid von Armani trug, jedenfalls war
über ihr mittelanthrazitgraues Kleid nichts weiter zu sagen, als daß es
tadellos war. Dafür trug ihre Freundin Annette ein giftgrünes Charlestonkleid
mit Straußenfederboa. Und Bärbel, ihr Londoner Winter-Abenddirndl hätte auch
Maria Stuart sehr gut gekleidet.
    »Hällouh«, sagte Angela und
tippte Herrn Lehmann neckisch auf die Schulter. Die Damen um ihn ignorierte sie
— typisch. Herr Lehmann sah sie erstaunt an: »Ja, bitte?«
    »Wir kennen uns doch«, sagte
Angela mit Diva-Sound, »ich bin die Freundin von der herzallerliebsten
Mercedes-Maus.«
    »Entschuldigen Sie bitte,
Lehmann, Dieter Lehmann ist mein Name«, sagte Herr Lehmann mit sehr knappem
Kopfnicken. »Dieter?« fragte Angela verwirrt.
    »Ja, das ist Dieter«, sagte
Frau Masur, von einem Ohr zum andern grinsend.
    »Ja, das ist Dieter«, kicherte
ihre Freundin Annette.
    Angela stand da mit offenem
Schmollmund.
    »Geht es Ihnen gut?« fragte
Bärbel.
    Ich hielt mich im Hintergrund,
damit ich Angela nicht vorstellen mußte. Bärbel hätte sich neben einer
Pampelmuse in Chiffonrüschen garantiert noch unwohler gefühlt als neben einem
Mann in Jeans.
    »Vielleicht habe ich
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