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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes
Autoren: Bethan Roberts
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gedrängt wird.«
    Ich nickte. »Was wird er jetzt tun?«
    »Sicherheitsdienst. Allan West. Es ist nicht so viel Geld, aber ich arbeite noch …« Sie brach ab. Betrachtete ihre orangefarbenen Nägel. »Er weiß nicht, dass ich hier bin«, sagte sie.
    »Oh?«
    Ein schrilles Lachen, ein Heben des Kinns, ein Aufblitzen des metallisch schimmernden Lidschattens. »Es wird Zeit, dass ich Geheimnisse habe, nicht wahr?«
    Ich sagte nichts.
    Sie bewegte eine Hand in der Luft, wie um wegzuwischen, was sie gesagt hatte. »Ich bin nicht hergekommen, um – über etwas zu reden, was vorbei ist.«
    »Vorbei?«
    »Zwischen dir und Tom.«
    »Noch eine Minute«, bellte Burkitt.
    Marion nahm ihre Handschuhe und begann, mit ihrer Handtasche herumzuspielen, brabbelte etwas davon, nächsten Monat wiederzukommen.
    »Tu’s nicht«, sagte ich und ergriff ihr Handgelenk. »Bitte stattdessen Tom zu kommen.«
    Sie blickte auf meine Finger auf ihrer Haut. »Du tust mir weh.«
    Burkitt trat vor. »Kein körperlicher Kontakt, Hazlewood.«
    Ich zog die Hand zurück und sie stand auf, klopfte sich den Staub vom Rock.
    »Ich muss ihn sehen, Marion«, sagte ich. »Bitte sag es ihm.«
    Sie sah zu mir herunter und zu meiner Überraschung blinzelte sie Tränen weg. »Ich werde es ihm sagen. Aber er wird nicht kommen«, sagte sie. »Du musst einsehen, dass er nicht kann. Es tut mir leid.«
    Bert sagt: Dann erzähl mal.
    Wir sind im Gemeinschaftsraum, nach dem Abendessen. Einigen Männern gelingt trotz Temperaturen unter null ein lasches Tischtennisspiel. Andere, wie Bert und ich, lehnen ein Stück von der stinkenden Toilette entfernt an der Wand und reden. Die meisten stehen vornübergebeugt vor Kälte, die Capes fest um sich gewickelt oder vergeblich in die von Frostbeulen befallenen Finger blasend. Davies sagte mir neulich, das Beste gegen Frostbeulen wäre, einen pissegetränkten Lappen darumzuwickeln. Ich habe es noch nicht selbst probiert. Das Unterhaltungsprogramm plärrt aus dem Radiogerät in der Ecke. Normalerweise sind diese Zusammenkünfte die Höhepunkte des Tages. Ich unterhalte Bert dann immer mit meinem Witz, meiner Belesenheit und meinem Wissen. Aber heute habe ich keine Lust, ihm die Handlung von »Othello« zu erzählen, etwas über die Schlacht von Hastings (über die ich sehr wenig weiß, aber die ich bei diesen Gelegenheiten für Bert fast wieder lebendig werden ließ, so groß war meine Begeisterung), über die Werke von Rembrandt oder über die italienische Küche (Bert liebt es, von meinen Reisen nach Florenz zu hören, und sabberte fast, als ich ihm den Genuss von Tagliatelle mit Hasensauce beschrieb). Ich möchte am liebsten gar nichts sagen.Denn ich kann nur an Tom denken. Tom, der nicht zu Besuch kommen wird.
    »Los, erzähl«, sagte Bert. »Worauf wartest du?«
    Seine Stimme klang ärgerlich. Eine Mahnung, wer der Mann war: der Tabakbaron. Der inoffizielle Chef von Block D. Dieser Mann bekommt immer, was er will. Er kennt es nicht anders.
    »Hast du von Thomas Burgess gehört?«, frage ich. »Der Polizist aus Brighton?«
    »Ne. Warum sollte ich?«
    »Er hat eine interessante Geschichte.«
    »Ich weiß schon genug von dem Dreckspack. Wie wär’s mit ein bisschen mehr von Shakespeare? Die Tragödien. Ich liebe Tragödien.«
    »Oh, das ist eine Tragödie. Eine der besten.«
    Er blickt skeptisch, sagt aber: »Dann fang an. Überrasch mich.«
    Ich holte tief Luft. »Thomas – für seine Freunde Tom – war ein Polizist, der ein Problem hatte.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Er war kein schlechter Polizist. Er tauchte immer rechtzeitig auf, machte seine Arbeit, so gut er konnte, versuchte, gerecht zu sein.«
    »Hört sich nicht an wie die Bullen, die ich kenne.«
    »Weil er nicht wie irgendein anderer Bulle war. Er interessierte sich für Kunst, Bücher und Musik. Er war kein Intellektueller – auf Grund seiner Erziehung konnte er keiner sein –, aber er war intelligent.«
    »Wie ich.«
    Das ignorierte ich. »Und er sah gut aus. Er sah aus wie eine der griechischen Statuen im Britischen Museum. Er liebte es, im Meer zu schwimmen. Er hatte einen kräftigen, geschmeidigen Körper. Seine Haare waren golden und lockig.«
    »Hört sich an wie ein verdammter Schwuler.«
    Einige andere Männer haben sich um uns versammelt, um zuzuhören. »Das war er«, sage ich mit unveränderter Stimme. »Das war Toms Problem.«
    Bert schüttelt den Kopf. »Verdammtes Dreckspack. Ich glaube, ich will nichts mehr hören, Hazlewood.«
    »Das war sein
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