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Luzia und der Ball der Vampire - Erst ich ein Stück, dann du

Luzia und der Ball der Vampire - Erst ich ein Stück, dann du

Titel: Luzia und der Ball der Vampire - Erst ich ein Stück, dann du
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Aufregung auf Schloss Glitterburg
    „Seht nur, welch köstliches Knabberzeug ich beim Schlossputzen zusammengesammelt habe“, rief Mama Violetta und hielt ihren Kindern ein großes Glas voll vertrockneter und mit Spinnweben überzogener Fliegen, Falter und Schnaken entgegen.

    „Uäh!“, machte Fedor und hielt sich die Nase zu.

    Auch Luzia verzog angewidert das Gesicht. Normalerweise wäre ihr allein beim Anblick des dicken pelzigen Falters, der ganz obenauf lag, das Wasser im Mund zusammengelaufen. Heute jedoch waren sie und ihr Bruder Fedor viel zu aufgeregt, um überhaupt an Essen denken zu können.

    Luzia musste nur noch zweimal schlafen.
    Dann war der zwölfte Oktober
    und dann hatte Luzia Geburtsnacht.

    „Hoffentlich kommt nichts dazwischen“, sagte Oma Griselda und fasste sich an die Brust. „Wenn ein Vampir Geburtsnacht hat, was höchst selten geschieht und längst nicht jedem widerfährt, passieren meistens merkwürdige Dinge.“ Ihre eisgraue Hochsteckfrisur zitterte vor Spannung, und die beiden Fledermäuse Flix und Flax, die darin hingen, zitterten ebenfalls. Opa Adalbert, der dösend in seinem Armlehnstuhl saß und ein bisschen so aussah, als ob er gerade gestorben wäre, hob ruckartig den Kopf. „Es steht alles hier drin“, sagte er und tippte auf das dicke Buch, das auf einem kleinen runden Tischchen neben ihm lag. Vampirgeschichten stand in blutroten Buchstaben auf dem Einband aus löchrigem schwarzem Leder.

    „Was denn?“, fragte Luzia.
    „Was steht in dem Buch geschrieben?“
    Neugierig trat sie an den Tisch heran.
    Opa Adalbert hob warnend seine Hand.
    „Besser, du lässt die Finger davon“,
    wisperte er.
    „Das ist nichts für kleine Mädchen.“
    Ich bin nicht klein, dachte Luzia wütend.
    Sie sagte aber nichts.

    Opa Adalbert war sehr streng und duldete keine Widerworte. Er war der älteste Vampir auf Schloss Glitterburg und wusste am besten über alles Bescheid. Zum Beispiel darüber, wie man einen unliebsamen Geist verscheuchte oder sich unsichtbar machte. Außerdem war er der Einzige in der Familie, der sich mit den Rezepturen für die Blutlimonaden auskannte. Die schmeckten zwar furchtbar bitter, aber Luzia war sehr froh, dass sie kein echtes Blut trinken musste. Sie konnte einfach keinem Lebewesen wehtun. Ihr Bruder Fedor war da ganz anders.
    „Wer ein echter Vampir ist, der trinkt auch echtes Blut“, behauptete er, und von dieser Meinung wollte
er sich nicht abbringen lassen. Um seiner Schwester zu beweisen, dass er es ernst meinte und alles andere als ein Weichei war, hatte er einige Nächte zuvor eine Ratte gefangen und sie kurzerhand in den Hintern gebissen.
    Die Ratte hatte fürchterlich gequiekt und Luzia war schreiend zu Oma Griselda gelaufen. Ihre Großmutter hatte einen Tobsuchtsanfall bekommen und Flix und Flax waren vor Schreck aus dem großen Schlossfenster geflohen. Fedor hatte einen Haufen Ärger mit der ganzen Familie bekommen und sich beleidigt in seinen Sarg verzogen.

    Oma Griselda hatte die Ratte mit einer winzigen Dosis Vampirgift betäubt und die Bisswunde genäht. Danach hatte sie das hübsche braungraue Tier vorsichtig in einen rostigen Vogelkäfig gelegt. Und den hatte Luzia dann mit in ihre Gruft hinuntergenommen. Sie war immer so schrecklich allein und freute sich, dass sie nun ein wenig Gesellschaft hatte.

    Luzia taufte die Ratte
    auf den Namen Betti.
    Jeden Tag bestrich sie die Wunde
    mit einer guten Kräutersalbe
    und fütterte Betti mit Speck und Käse.

    Inzwischen war die Ratte schon ganz zutraulich geworden. Nur vor Fedor hatte sie immer noch schreckliche Angst. Sobald er in die Gruft kam, sich auf Luzias Sarg setzte und in den Vogelkäfig starrte, fing Betti an zu quieken. Sie rannte panisch im Kreis herum und versuchte, an den Gitterstäben hinaufzuklettern.
    Luzia war ein wenig besorgt, dass Fedor noch einmal auf die Idee kommen könnte, Betti Blut abzuzapfen, und achtete sorgsam darauf, dass er nie mit dem Vogelkäfig allein war.
    Im Moment jedoch dachte Luzia nicht an ihre Ratte. Wie gebannt hielt sie ihren Blick auf das geheimnisvolle Buch geheftet.
    Wie gern hätte sie es aufgeschlagen und einen Blick hineingeworfen! Doch das würde Opa Adalbert ihr garantiert nie erlauben. Auch jetzt sah er sie nur finster an. Plötzlich ließ er seine Hand hervorschnellen und legte sie besitzergreifend auf das Buch.

    Aus dem Eingangsportal hallten laute Schritte zu ihnen herauf, und wenig später betrat Lord Ludwig, Luzias und Fedors Vater,
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