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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes
Autoren: Bethan Roberts
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zum Schweigen bringen.
    »Stimmt es nicht«, fuhr Jones fort, »dass der Angeklagte ein enger Freund Ihres Mannes, Constable Thomas Burgess ist?«
    Die Erwähnung seines Namens nahm mir den Atem. Aber ich wandte den Blick nicht von Marion.
    »Ja.«
    »Sprechen Sie lauter, damit das Gericht Sie hören kann.«
    »Ja. Das ist er.«
    »Wie würden Sie ihre Beziehung beschreiben?«
    »Wie Sie gesagt haben. Sie sind gute Freunde.«
    »Dann kennen Sie Mr Hazlewood also persönlich?«
    »Ja.«
    »Und Sie sagen trotzdem, er ist kein Mann, der das Verbrechen begehen würde, dessen er angeklagt ist?«
    »Natürlich nicht.« Sie sah auf Jones’ Schulter, als sie ihm antwortete.
    »Und Sie haben diesem Mann vollkommen vertraut, was Ihre Schüler angeht?«
    »Vollkommen.«
    »Mrs Burgess, ich würde Ihnen gerne einen Auszug aus Patrick Hazlewoods Tagebuch vorlesen.«
    Thompson erhob Einspruch, aber er wurde zurückgewiesen.
    »Ich fürchte, einiges davon ist ziemlich schockierend. Es datiert auf Oktober 1957.« Jones nahm sich viel Zeit, um seine Brille auf der Nase zurechtzurücken, räusperte sich dann und begann, mit einer Hand in der Luft herumschwenkend, während er las. »›Und dann: die unverwechselbare Form seiner Schultern. Mein Polizist stand da, den Kopf zur Seite gelegt, und betrachtete einen eher mittelmäßigen Sisley … Außerordentlich lebendig, und wirklich hier,im Museum. Ich hatte ihn mir die letzten Tage so oft vorgestellt, dass ich mir ungläubig die Augen rieb, wie es Mädchen in Filmen tun, die etwas nicht fassen können.‹« Eine kurze Pause. »Mrs Burgess, wer ist ›mein Polizist‹?«
    Marion reckte sich, sodass sie noch größer wirkte, und streckte das Kinn heraus. »Ich habe keine Ahnung.«
    Sie klang ziemlich überzeugend. Überzeugender, als ich unter den Umständen geklungen hätte.
    »Vielleicht wird Ihnen ein weiterer Auszug helfen, sich zu erinnern. Diesmal datiert auf Dezember 1957.« Wieder die Räuspern-und-Brille-auf-die-Nase-schieben-Vorstellung. Dann: »›Wir haben uns einige Male um die Mittagszeit getroffen, wenn er länger Pause machen konnte. Aber er hat die Lehrerin nicht vergessen. Und gestern hat er sie zum ersten Mal mitgebracht … Sie passen so offensichtlich nicht zusammen, dass ich lächeln musste, als ich sie zusammen sah.‹«
    Ich zuckte zusammen.
    »›Sie ist fast so groß wie er und versucht nicht, es zu kaschieren (trägt Absätze), und sie sieht nicht annähernd so gut aus wie er. Aber es ist klar, dass ich so denke.‹«
    Jones machte eine lange Pause.
    »Mrs Burgess, wer ist ›die Lehrerin‹?«
    Sie gab keine Antwort. Sie stand immer noch groß und aufrecht da und sah auf seine Schulter. Die Wangen rot. Ziemlich oft blinzelnd.
    Jones wandte sich an die Geschworenen. »Dieses Tagebuch enthält noch viele weitere intime Einzelheiten über Patrick Hazlewoods Beziehung zu ›seinem‹ Polizisten, eine Beziehung, die nur als zutiefst pervers bezeichnet werden kann. Aber ich erspare dem Gericht jede weitere Darstellung solcher Verderbtheit.« Er wandte sich wieder an Marion. »Über wen, glauben Sie, schreibt der Angeklagte, Mrs Burgess?«
    »Ich weiß es nicht.« Beißt sich auf die Lippen. »Vielleicht ist es bloß eine Fantasie.«
    »Furchtbar viele Einzelheiten für eine Fantasie.«
    »Mr Hazlewood ist ein fantasievoller Mann.«
    »Warum, frage ich mich, sollte er sich ausdenken, dass sein Geliebter mit einer Lehrerin verlobt ist?«
    Keine Antwort.
    »Mrs Burgess, ich möchte Sie nicht in Verlegenheit bringen, aber ich muss Ihnen sagen, dass Patrick Hazlewood eine unzüchtige Beziehung zu Ihrem Mann hatte.«
    Sie senkte die Augen und sprach sehr leise. »Nein«, sagte sie.
    »Bestreiten Sie, dass der Angeklagte ein Homosexueller ist?«
    »Ich – weiß nicht.«
    Sie stand immer noch aufrecht. Aber ich sah, dass ihre Handschuhe zitterten. Ich dachte daran, wie sie an dem Tag, an dem wir uns kennengelernt hatten, mit Tom die North Street hinuntergegangen war. Mit jedem Schritt strahlte sie mehr Stolz und Zuversicht aus. Und ich wollte ihr diese Eigenschaften zurückgeben. Ihren Mann konnte sie nicht haben und ich war froh darüber. Aber ich wollte sie nicht in diesem Zustand sehen.
    Aber Jones, die Bichon-Frisé-Hündin, ließ nicht locker. »Ich muss Sie noch einmal fragen, Mrs Burgess. Ist Patrick Hazlewood ein Mann, der sich grob unzüchtig verhalten würde?«
    Schweigen.
    »Bitte beantworten Sie die Frage, Mrs Burgess«, unterbrach der Richter.
    Es herrschte
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