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1676 - Die Jenseits-Kutsche

1676 - Die Jenseits-Kutsche

Titel: 1676 - Die Jenseits-Kutsche
Autoren: Jason Dark
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Für Sheila gab es kein Halten mehr. Noch während sie die Tür aufriss, rief sie den Namen ihres Sohnes, dessen Kopf hochruckte. Er nahm Sheila wahr. Er streckte ihr auch die Arme entgegen und Sheila ging einen Schritt vor, um Johnny aufzufangen. Längst hatte sie gesehen, dass er zu schwach zum Laufen war. Es war genau das Richtige gewesen, was sie getan hatte. Johnny fiel gegen seine Mutter, wurde von ihr aufgefangen und zurück ins Haus gezogen. Sheila konnte sich seinen Zustand nicht erklären. Es musste ihm etwas passiert sein. Jetzt aus der Nähe stellte sie fest, dass auf seinem Gesicht ein Schweißfilm lag. Auch die Augen waren verdreht, der Blick nicht mehr normal.
    Natürlich lagen ihr zahlreiche Fragen auf der Zunge. Aber sie spürte auch die Angst, die in ihr hochgestiegen war, und zugleich den Druck auf der Brust. Johnny musste gestützt werden, als er neben seiner Mutter her taumelte. Er setzte Fuß vor Fuß, auch wenn es ihm schwerfiel. Er ging zu seinem Zimmer, und Sheila blieb dicht an seiner Seite. Sie wusste auch nicht, was sie fragen sollte. Die Tür zu Johnnys Zimmer war geschlossen. Sheila stieß sie auf. Warum er in sein Zimmer wollte, wusste seine Mutter nicht. Er visierte das Bett an und drehte sich halb um, als er es erreichte.
    Mit einem langen Seufzer ließ er sich auf die Matratze sinken. Danach hob er den Kopf und schaute seine Mutter mit fiebrigen Blicken an.
    Sheila traute sich endlich, eine Frage zu stellen. »Bitte, Johnny, wo kommst du her?«
    Die Antwort erfolgte so prompt, dass sogar Sheila davon überrascht wurde.
    »Aus dem Jenseits!«
    Danach kippte Johnny nach hinten auf das Bett und rührte sich nicht mehr…
    ***
    Sheila Conolly stand neben ihrem Sohn, schaute auf ihn nieder und konnte nicht begreifen, was hier passiert war. Sie hatte den Eindruck, dass das Erlebte alles gar nicht sein konnte. Sie blickte in Johnnys Gesicht, sah es weiterhin so bleich und zudem regungslos. Es war auch kaum zu erkennen, dass er atmete, und dies verstärkte den Schreck bei Sheila noch.
    Beruhigen konnte sie sich nicht. Es verging eine ganze Weile, bis sie sich so weit gefangen hatte, dass ihr Denkapparat wieder funktionierte. Sie ließ noch mal alles vor ihrem geistigen Auge ablaufen, aber eine Erklärung fand sie nicht.
    Johnny lag da. Starr, still, eine Atmung war kaum festzustellen und er war noch bleicher geworden.
    Es war für Sheila eine schreckliche Zeit, in der ihr zahlreiche Gedanken durch den Kopf schössen. Sie glaubte, in der Stille das Klopfen des eigenen Herzschlags zu hören. Johnny lag so starr wie ein Brett. Die Augen waren offen, nur ging der Blick ins Leere oder in Fernen und zu Zielen hin, die nur für ihn sichtbar waren. Die Furcht, dass Sheila auf einen Sterbenden schaute, war nicht völlig verschwunden. Im Moment stand sie zwar neben dem Bett, fühlte sich aber zu weit von Johnny entfernt. Sie bückte sich zu ihm hinab, um in die Nähe seines Gesichts zu gelangen. Sie wollte wissen, ob er noch atmete oder das Schreckliche tatsächlich Wirklichkeit geworden war.
    Ja, es war der Hauch einer Atmung zu spüren, und Sheila fiel ein riesengroßer Stein vom Herzen. Johnny war nicht tot, auch wenn er dort wie ein Toter lag. Er war in einen komaähnlichen Zustand gefallen, obwohl Sheila das auch nicht wahrhaben wollte. Sie glaubte nicht, dass sein Zustand mit einem Wachkoma zu vergleichen war. Das war etwas anderes, was sie hier erlebte. Er war wach, aber er war nicht richtig da, und genau das bereitete ihr Sorgen.
    Bis jetzt hatte sie Johnny noch nicht angesprochen. Jetzt flüsterte sie seinen Namen mehrmals hintereinander. Viel Hoffnung, dass er reagieren würde, hatte sie nicht.
    Johnny rührte sich nicht. Es gab bei ihm nicht mal ein Zucken der Augenlider. Er lag reglos da, das war alles.
    Sheila trat zurück. Als sie auf ihre Hände schaute, sah sie, dass die Finger zitterten. Die Luft im Zimmer kam ihr plötzlich so drückend und schwül vor, obwohl es draußen nicht besonders warm war. Sheila ging mit weichen Knien zum Fenster und öffnete es weit. Sie beugte sich hinaus und atmete tief ein, um gegen ihre Übelkeit anzukämpfen. Nach einigen Atemzügen ging es wieder. Nur die Erinnerung an das, was Johnny auf ihre Frage geantwortet hatte, konnte sie einfach nicht vergessen. Er hatte davon gesprochen, aus dem Jenseits zu kommen, da hatte sich Sheila nicht verhört. Sie fragte sich, wie er dazu kam, dieses Ziel zu benennen. Sheila wollte sich nicht vorstellen, dass Johnny
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