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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
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und hängte sie über den Thermostaten der Heizung.
    »Der Nachbar heißt Henri Buffon. Als Erstes hat er mir erzählt, dass die Tochter des Opfers am 11. September 2001 im World Trade Center in New York ums Leben gekommen ist.«
    LaBréa stutzte kurz, schüttelte dann den Kopf.
    »In den Unterlagen habe ich nichts darüber gefunden.«
    »Sie hat dort gearbeitet, als die Flugzeuge in die Türme rasten. Bei irgendeiner Investmentbank, sagte Monsieur Buffon. Genaueres wusste er nicht.«
    »Hatte sie Familie?«
    »Anscheinend nicht. Jedenfalls hat das Opfer Henri Buffon gegenüber nichts davon erwähnt. Er ist übrigens nicht gut auf Madame Geminard zu sprechen.«
    »Inwiefern nicht?«

    »Wegen der ewigen Musik. Heute Morgen hat er wieder laute Musik aus der Wohnung des Opfers gehört. Musettewalzer, Akkordeonstücke.«
    LaBréa nickte.
    »Die Kassette lag im Deck, und der Rekorder war noch eingeschaltet. Um wie viel Uhr hat er die Musik gehört?«
    »Kurz nach halb sieben. Er hat ein paarmal gegen die Wand geklopft, da hörte es irgendwann auf. Doch gegen acht fing es wieder an, noch lauter als zuvor. Als auf sein erneutes Klopfen keine Reaktion erfolgte, ging er etwas später zur Wohnungstür des Opfers, um zu klingeln und sich zu beschweren. Die Tür war nur angelehnt, und da sich auf sein Klingeln niemand zeigte, betrat er die Wohnung und fand die Frau tot im Schlafzimmer. Er rief die Polizei und, na ja, den Rest kennen wir.«
    »Was ist das für ein Mann?«, fragte LaBréa.
    »Sechsundsiebzig Jahre alt, Pensionär. War früher Lateinlehrer an einer Schule im 5. Arrondissement. Diese Musik hier aus der Wohnung hat ihn schon seit Jahren genervt.«
    »Könnte vielleicht ein Mordmotiv sein«, warf Jean-Marc ein. »Wir sollten ihn unter die Lupe nehmen.«
    »Hab ich schon gemacht«, erwiderte Franck, zog sein Taschentuch heraus und wischte sich die Stirn trocken. »Jules vom Zentralregister sagt, er sei ein unbeschriebenes Blatt. Keine Vorstrafen, nichts.«
    »Das muss zwar nichts heißen«, meinte Claudine. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein ehemaliger
Lateinlehrer seine Nachbarin umbringt, bloß weil ihre Musik ihn stört.«
    »Wie auch immer, wir werden es herausfinden.« LaBréa strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Ich rede nachher nochmal mit ihm. Und die Wirtin vom Cafe, Franck?«
    Bevor Franck antworten konnte, klingelte LaBréas Handy. Er vermutete, dass es Jenny war, die ihn wie jeden Morgen aus der großen Pause anrief. Doch er irrte sich.
    »Ja, hallo?«
    »Commissaire LaBréa?«, erklang es vom anderen Ende der Leitung. »Hier spricht Muriel Weill vom Château des Prés. « Als er die Stimme der Leiterin des Pflegeheims vernahm, in dem seine Mutter untergebracht war, durchzuckte LaBréa eine schreckliche Vorahnung. Sie wurde sogleich zur Gewissheit, als die Frau weitersprach. »Es tut mir unendlich leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihre Mutter vor einer halben Stunde verschieden ist. Mein Beileid, Monsieur.«
    Sekundenlang war LaBréa unfähig zu reagieren. Seine drei Mitarbeiter, die ahnten, dass es um etwas Privates ging, wandten sich diskret ab.
    »Sind Sie noch dran, Commissaire?«, fragte die Heimleiterin.
    »Ja, ja«, erwiderte LaBréa schnell und schluckte. Mit belegter Stimme fuhr er fort: »Wie ist es geschehen, Madame?«

    »Nach dem Frühstück haben wir sie wie immer in ihr Zimmer gebracht. Als wenig später saubergemacht werden sollte, fanden wir sie. Sie saß in ihrem Schaukelstuhl am Fenster. Der Arzt sagte, es war Herzschlag. Ein schneller und sanfter Tod, Monsieur. Dürfte ich Sie bitten, zu kommen? Ihren Bruder konnte ich nicht erreichen.«
    »Ich weiß. Er ist seit letzter Woche im Urlaub in der Karibik. Ich mache mich gleich auf den Weg.« Er schaltete das Handy aus und starrte minutenlang aus dem Fenster. Der Hagel war in heftigen Regen übergegangen, am Himmel jagten sich dunkle Wolken. Er versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Hier stand er nun, am Tatort eines Gewaltverbrechens, und erfuhr, dass seine Mutter gestorben war. Eigenartigerweise empfand er in diesem Augenblick keinen Schmerz; er fühlte sich wie abgestorben. Eine tiefe Lähmung hatte sich seiner bemächtigt, und er musste sich einen Ruck geben, um diesen Zustand zu durchbrechen. Er wandte sich an seine Mitarbeiter.
    »Ich muss sofort weg. Meine Mutter ist gestorben. Und mein Bruder befindet sich im Ausland, sonst könnte er jetzt alles Nötige erledigen.«
    Seine Mitarbeiter kondolierten voller
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