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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
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1928 lebten die Eltern in Versailles, danach in Paris, Avenue Bosquet, im 7. Arrondissement. Eine großbürgerliche
Gegend für gut situierte Leute. Geburtsdatum des Opfers: 13. Juni 1930.«
    LaBréa blätterte weiter.
    »Am 29. Januar 1952 hat sie Albert Geminard geheiratet. Einen Richter am Kassationsgericht. Er war dreizehn Jahre älter als sie. Zwei Jahre später wurde Tochter Augustine geboren, laut Unterlagen das einzige Kind des Ehepaars.« Er deutete mit dem Kopf auf die Anrichte. »Vermutlich das kleine Mädchen und die junge Frau auf den Fotos dort. Wir müssen herausfinden, wo diese Tochter lebt. Sie muss benachrichtigt werden.«
    »Hier, Chef«, sagte Jean-Marc und deutete auf einen Packen Briefe, den er soeben gefunden hatte. »Die sind von ihrer Tochter. Alle aufgegeben in New York. Absender: Augustine Geminard. Adresse: Grant Street Nummer 1050, Bronx.«
    »Bronx?« LaBréa runzelte die Stirn. »Wie kommt jemand aus einem solchen Elternhaus in die Bronx?«
    »Der letzte Brief trägt das Datum 15. April 2001. Danach nichts mehr.«
    »Das ist mehr als sieben Jahre her.«
    »Vielleicht ist die Tochter verstorben?«
    »Dann müsste es doch irgendwelche Unterlagen darüber geben.«
    Im nächsten Ordner entdeckte er einen Totenschein. Aber es war nicht der der Tochter.
    »Es gibt hier nur die Sterbeurkunde des Ehemanns«, sagte LaBréa. »Albert Geminard erlag am 21. September
1971 einem Schlaganfall. Die Witwe, die selbst anscheinend keinen Beruf ausgeübt hat - jedenfalls sehe ich weder entsprechende Rentenbescheinigungen noch Hinweise auf irgendeine Ausbildung -, also die Witwe erhielt eine Lebensversicherung von seinerzeit 600 000 Francs ausbezahlt und... Moment.« LaBréa blätterte weiter. »Sie bekam nach dem Tod ihres Mannes eine Witwenpension. Hier ist ein Kontoauszug. Zuletzt waren es 2270 Euro im Monat.«
    Jean-Marc pfiff leise durch die Zähne.
    »Das ist nicht gerade ein Pappenstiel. Ich werde sicher mal erheblich weniger bekommen.«
    Jetzt entdeckte LaBréa in der Akte einen Grundbuchauszug.
    »Griseldis Geminard hat diese Wohnung hier gleich nach dem Tod ihres Mannes gekauft«, sagte er. »Der Kaufpreis belief sich auf 995 000 Francs. Über 395 000 Francs hat sie ein Hypothekendarlehen aufgenommen. Der Rest wurde anscheinend bar bezahlt.«
    »Vermutlich mit den 600 000 Francs aus der Lebensversicherung.«
    LaBréa nickte.
    »Möglich. Rein rechnerisch würde das hinkommen. Seit 1989 ist die Wohnung übrigens schuldenfrei.«
    In einer Klarsichthülle fand LaBréa ein Sparbuch der Bank Crédit Lyonnais und schlug es auf. Erstaunt wandte er sich an seinen Mitarbeiter.

    »Griseldis Geminards Sparguthaben am 30. September, also vorgestern, belief sich auf 256 432 Euro. In den letzten Jahren gab es regelmäßig monatliche Barabhebungen, immer eine ähnliche Summe. Aber nie mehr als 1000 Euro auf einmal. Und jetzt halten Sie sich fest: Gestern, am 30. September, hat sie auf einen Schlag 25 000 Euro abgehoben.«
    Claudine, die gerade hereinkam und LaBréas letzte Worte gehört hatte, fragte erstaunt: »Und wo sind die 25 000 Euro? Die kann sie doch unmöglich seit gestern ausgegeben haben. Und hier in der Wohnung waren sie nicht.«
    LaBréa nickte
    »Vielleicht handelt es sich ja doch um einen Raubmord.« 25 000 Euro waren eine stattliche Summe. LaBréa besaß selbst kein Sparbuch, das auch nur annähernd einen solchen Betrag auswies. Hatte jemand gewusst, dass Griseldis Geminard gestern 25 000 Euro von ihrem Konto abgehoben hatte? War sie dabei beobachtet worden? Ging es um Erpressung? Ein solcher Geldbetrag konnte durchaus ein Motiv sein, einen Menschen ins Jenseits zu befördern. LaBréa spürte, wie Wut und Bitterkeit in ihm hochstiegen. Auch weil Menschen schon wegen einer viel geringeren Summe ihr Leben hatten lassen müssen... Er zwang sich, den Gedanken an seine ermordete Frau Anne beiseitezuschieben. Mitte des Monats jährte sich zum ersten Mal ihr Todestag.

    Franck betrat die Wohnung. Er war völlig durchnässt. »So ein verdammtes Sauwetter!«, sagte er und schüttelte ein paar Hagelkörner aus seinem Haar.
    »Wo waren Sie denn so lange?«, brummte LaBréa unwirsch. »Ich denke, der Nachbar wohnt auf dem gleichen Flur?!«
    »Nachdem ich bei ihm fertig war, bin ich in das kleine Cafe schräg gegenüber gegangen. Der Nachbar meinte, da hätte das Opfer jeden Morgen gefrühstückt. Ich dachte, ich rede mal mit der Wirtin.«
    »Und?«, wollte LaBréa wissen.
    Franck zog seine Lederjacke aus
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