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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
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Anteilnahme.
    »Danke«, erwiderte LaBréa. »Ich denke, dass ich mittags im Präsidium bin. Die Talkrunde steigt um vierzehn Uhr. Teilen Sie sich inzwischen die Arbeit auf. Bringen Sie alles über das Opfer in Erfahrung.
Wann und von wem sie Besuch bekam, ob sie öfter ausging, ins Theater beispielsweise. Das würde erklären, warum sie das Seidenkleid trug. In einigen Pariser Theatern gibt es sonnabends sogenannte Matinees, die beginnen relativ früh. Einer von Ihnen setzt sich bitte mit der Botschaft der USA in Verbindung. Es gibt doch sicher Unterlagen über die Opfer des Terroranschlags im World Trade Center. Wir müssen sichergehen, dass die Tochter tatsächlich nicht mehr am Leben ist. Franck, recherchieren Sie in der Bank, in der gestern dieser große Betrag abgehoben wurde. Ich will wissen, wer ihr diese Riesensumme ausgezahlt hat.«
    »Heute, am Sonnabend?«, sagte Franck skeptisch. »Da erreicht man niemanden.«
    »Würde am Wochenende in die Bank eingebrochen, wäre ja auch jemand zuständig. Ist alles eine Frage des Gewusst-wie. Bei Ihnen habe ich keine Bedenken, dass Ihnen da was Originelles einfällt.«
    Er streckte Jean-Marc seine geöffnete Hand entgegen.
    »Ich nehme Ihren Wagen, Jean-Marc. Arrangieren Sie sich mit den anderen.«
    Jean-Marc holte den Autoschlüssel aus der Tasche seiner grüngelb gestreiften Jeans und gab ihn LaBréa. Dieser knöpfte seinen Trenchcoat zu und verließ mit schnellen Schritten Griseldis Geminards Wohnung.

4. KAPITEL
    I mmer noch tobte das Unwetter über der Stadt. Mit hochgeschlagenem Mantelkragen rannte LaBréa die wenigen Meter durch den strömenden Regen zum Wagen und warf sich hinters Steuer. Bevor er losfuhr, wollte er noch kurz telefonieren. Er rief in der Immobilienfirma seines Bruders Richard an. Die Sekretärin meldete sich.
    »Guten Morgen, hier ist Commissaire LaBréa. Können Sie mir sagen, wo ich meinen Bruder erreichen kann, Mademoiselle?«
    »Morgen, Commissaire«, ertönte es vom anderen Ende der Leitung. »Ihr Bruder ist in Trinidad. Moment, ich suche das Hotel heraus.«
    LaBréa wartete. Kurz darauf war die Sekretärin wieder am Apparat. »Hotel Ambassadeur. Ich habe auch eine Telefonnummer. Aber dort ist eine andere Zeitzone. Da unten ist es jetzt vier Uhr früh.«
    »Unsere Mutter ist heute Morgen verstorben. Ich muss meinen Bruder unbedingt erreichen.«
    »Oh, wie furchtbar! Die Sekretärin klang betroffen. »Mein Beileid, Commissaire. Ich kann eine Mail ins Hotel schicken, mit der Bitte, dass er Sie so bald wie möglich anruft.«

    »Tun Sie das bitte, Mademoiselle. Vielen Dank.« Einen Moment saß er bewegungslos im Auto und lauschte dem klatschenden Geräusch des Regens, der auf die Frontscheibe schlug. Wie gelähmt und hilflos fühlte er sich. Es gab Tage, da kam alles zusammen: Beziehungsprobleme, eine Mordermittlung, die Nachricht vom Tod eines geliebten Menschen. Er hätte gern Celine angerufen, sie gebeten, ihm zur Seite zu stehen und ins Pflegeheim zu begleiten. Doch er unterdrückte diesen Wunsch, obgleich er in einem Winkel seines Herzens spürte, dass er sich kindisch und unreif verhielt in seiner Eifersucht, die vielleicht völlig unbegründet war. Doch es gelang ihm nicht, über seinen Schatten zu springen, und er unterließ es, Celines Nummer zu wählen.
     
    Auf dem Peripherique stand er zehn Minuten im Stau. Die Scheibenwischer des Wagens bewältigten kaum die Wassermassen, die unvermindert vom Himmel niederprasselten. Nachdem er den Ort Creteil durchquert hatte, erreichte er einige Kilometer später die Abzweigung zum Pflegeheim Château des Prés . Auf dem Kiesweg, der zu dem Schloss aus dem 17. Jahrhundert führte, das von einem privaten Konsortium gekauft und zum Pflegeheim umgewandelt worden war, hatten sich große Pfützen gebildet. Fontänenartig spritzte das Regenwasser hoch, als LaBréa den Wagen in die Auffahrt lenkte. Die Koniferen und Buchsbaumhecken
im weitläufigen Park glänzten wie frisch poliert. Doch insgesamt wirkte das Château des Prés trist und grau. Es entsprach damit LaBréas Gemütszustand. Auf der Fahrt von Paris hierher hatte die Trauer über den Tod seiner Mutter immer mehr Besitz von ihm ergriffen. Aufgrund ihrer Alzheimer-Krankheit hatten er und sein Bruder jederzeit mit ihrem Ableben rechnen müssen. Jetzt, da er die Nachricht erhalten hatte, war ihr Tod etwas Konkretes, ein plötzlicher tiefer Einschnitt in LaBréas Leben. Wenn ein Elternteil stirbt, werden Erinnerungen an die eigene Kindheit und
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