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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang
Autoren: Annette Meyers
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Dusche. Sie sagt: >Aufgewacht, Faulpelz<.
Sie ist so fröhlich.«
    »Sagen Sie etwas wegen der vergangenen Nacht?«
    »Ich sage: >Terri, hast du gestern nacht
jemand mit heraufgebracht?<«
    »Sie schaut mich an, als ob ich verrückt wäre.
Ich bin nicht sicher, ob alles ein Traum war. Sie sagt: >Beeil dich lieber.
Wir sind um halb zehn dran.<«
    »Was machen Sie?«
    »Ich stehe auf. Ich habe Hunger. Ich rieche
Toast mit Butter und Kaffee. Dann bitte ich sie zu warten und dusche schnell.
Terri zieht eine schwarze Strumpfhose an, dann ein schillerndes Trikot mit
einer Laufmasche. Sie hebt etwas vom Boden auf und streift es über das
Handgelenk. Etwas, das ich noch nicht gesehen habe... oder vielleicht doch.«
    »Beschreiben Sie es, Leslie.«
     
    Damals war sie dazu nicht in der Lage gewesen,
aber jetzt sah sie es deutlich, als hätte es auf einem Bildschirm in ihrem Kopf
aufgeleuchtet. Es war ein Armband, ein breiter Goldreif. Wie konnte mir das
entgehen? dachte sie. War ich wirklich so naiv? Sie hatte die ganze Zeit
geglaubt, Rog wäre in jener Nacht bei Terri gewesen, aber sie hatte sich
geirrt. Es war gar nicht Rog gewesen.
    Medora folgte ihr in die Garderobe. Niemand war
da. Alle standen in den Seitenkulissen herum und tranken Champagner.
    »Ich hoffe, du bist jetzt zufrieden, wo du
weißt, was Terri wirklich passiert ist«, begann Medora.
    Wetzon lehnte sich an den Schminktisch. Alles
war voller Puder und Glitzerstaub. »In deiner Erklärung hast du es uns gewiß
nicht verraten.«
    Medora verschränkte die Arme. Sie trug einen
langen schwarzen Seidenrock und eine auf Figur geschnittene rote Samtjacke mit
schwarzen Borten. »Du glaubst mir nicht, Les-lie? Das tut weh.«
    »Wirklich, Medora? Ich halte dich für eine gute
Schriftstellerin. Schließlich hast du auch damals das Drehbuch geschrieben.«
    »Medora?« Ed Venderoses Stimme kam von
irgendwoher auf dem Flur. Medora antwortete nicht.
    Sollte ich mich bedroht fühlen? dachte Wetzon.
Bei den vielen Menschen draußen?
    »Es gab kein Drehbuch dafür«, sagte Medora.
    »Ach, nein? Versuch es mit diesem. Ihr wart
beide in Terri verliebt, du und Rog, und sie entschied sich für... Rog. Hast du
auch Rog getötet, Medora?«
    »Les?« Diesmal war es Silvestris Stimme, die zu
ihnen drang.
    »Ich war im Begriff, mich von Rog zu trennen«,
sagte Medora. »Wir wollten ein gemeinsames Leben mit den Kindern aufbauen,
Terri und ich.«
    »Medora«, rief Ed in besorgtem Ton. »Wo bist
du?«
    »Okay, dann änderte Terri ihre Meinung. Sie
entschied sich für Rog«, sagte Wetzon.
    Medora schüttelte den Kopf. »Nein. Es war Rog,
der die Pistole benutzte. Er konnte den Gedanken, sie zu verlieren, nicht
ertragen.«
    »Les?« Jetzt hörte sich Silvestri besorgt an.
    »Oder dich zu verlieren?«
    »Oder mich.« Medora seufzte. »Er erschoß sie,
dann geriet er in Panik und rief mich an. Ich fuhr hin. Rog war fort. Terri war
tot. Ich wußte nicht, was ich tun sollte.«
    »Du hast deine Briefe genommen, deine
Liebesbriefe.«
    »Woher weißt du...? Ja. Ich hatte ihr in jenem
Jahr so viele Briefe geschrieben. Sie hatte jeden aufgehoben.« Tränen sickerten
Medora jetzt über die Wangen, verwischten ihr Make-up.
    »Medora?« Ed war ganz nahe.
    »Wie hast du Terri in den Schrankkoffer
gebracht?«
    »Ich half ihr.« In der Tür stand Ed. Sein
Gesicht war käsig weiß. »Dann brachte ich sie nach Hause.« Medora streckte den
Arm nach ihm aus, und er nahm ihre Hand.
    »Wo war Rog?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Medora. »Ich weiß nur,
daß er irgendwann in dieser Nacht nach Hause kam und sich in seinem eigenen
Bett umbrachte, so daß ich ihn am Morgen finden mußte. Bist du jetzt
zufrieden?«
    Wetzon senkte den Kopf. Ed führte Medora hinaus.
    Als Wetzon sich zum Spiegel umdrehte, sah sie,
daß ihr Augen-Make-up begann, langsam über die Wangen zu laufen. Silvestris
Spiegelbild tauchte hinter ihrem auf. Sein Gesicht verriet ihr, daß er viel von
dem, was gesagt worden war, mitbekommen hatte.
    »Das war’s also«, sagte sie.
    »Mhm«, sagte er.
    Sie lächelte ihn im Spiegel an. Das Mascara floß
davon. »Jetzt zu meiner Nummer...«, flüsterte sie.
    »Les...«, begann er, dann brach er ab.
    »Ich habe dich wohl sprachlos gemacht, Silvestri?
Dich vielleicht sogar umgeschmissen?«
    Er kam näher, faßte sie an den Schultern an und
drehte sie zu sich.
    Sie sagte: »Mach schon, Mann, heraus mit der
Sprache. Weißt du — wir brauchen alle ab und zu ein kleines Lob.«
    Als er sie an sein weißes
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