Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang
Autoren: Annette Meyers
Vom Netzwerk:
Meine Klientin Medora Battle möchte
etwas bekanntgeben, und danach wird sie eine Erklärung verlesen. Eventuelle
Fragen dazu richten Sie bitte schriftlich an mich.« Sie setzte sich.
    Mort tauchte in Begleitung eines anderen Mannes
in der Tür auf.
    »Aha«, sagte Wetzon.
    Silvestri wandte ihr den Kopf zu. »Wer ist das?«
    »Richard Winkler. Der Produzent von Tacoma
Triptych.«
    April — die zunehmend besorgt aussah — und ihr
Bruder setzten sich in die erste Reihe. Nancy blieb hinten bei Mort.
    »Ich möchte allen für ihr Kommen danken. Ich
weiß, wir haben Sie sehr kurzfristig hergebeten, aber es geht nicht immer wie
geplant.« Medoras Lächeln verflog sofort. »Die Zeit ist reif, daß ich mich zu Tacoma
Triptych bekenne.«
    Dennis Cunningham rutschte auf seinem Sitz herum
und tauschte einen Blick mit Pia Lindstrom.
    »Ja«, fuhr Medora fort. »Ich bin die
geheimnisvolle Autorin.«
    Jemand, der wie Price Berkley vom Theatrical
Index aussah, fragte: »Warum glaubten Sie, ein Pseudonym verwenden zu müssen?«
    »Price Berkley«, flüsterte Wetzon ins Ohr
Silvestris. »Theatermensch, Journalist, Unternehmer.«
    »Damals schien es mir richtig.«
    Medora blinzelte mehrmals, als hätte sie etwas
im Auge.
    »Jahrelang behaupteten alle, ich könnte ohne Rog
nicht schreiben, und ich hatte Angst, sie würden recht behalten. Nach seinem
Tod hatte ich tatsächlich eine Schreibhemmung. Jetzt bin ich davon frei, und
ich möchte mich zu meiner Arbeit bekennen. Ich bin sehr stolz auf Tacoma
Triptych.«
    »Gut für Sie, Medora«, sagte eine Frau weiter
hinten. Liz Smith.
    »Was hat...«
    Bella Weissberg stand auf.
    »Wir möchten nicht zuviel Zeit darauf verwenden.
Alle haben viel zu tun. Wenn Sie also Fragen haben, wird Medora sehr gern mit Ihnen
persönlich sprechen und Ihre Fragen beantworten. Sie können morgen über meine
Sekretärin einen Termin vereinbaren.«
    Sie rasselte ihre Telefonnummer herunter. »Jetzt
möchte meine Klientin gern eine Erklärung verlesen. Zu der sie weder jetzt noch
später Fragen persönlich beantworten wird. Sind Sie bereit, Medora?«
    Medora nickte. Bella Weissberg setzte sich.
Medora nahm ein weißes Blatt aus ihrer Handtasche, faltete es auseinander uns
setzte eine Brille auf. Sie räusperte sich.
    »Im Frühjahr 1977 wurde ich durch einige Briefe,
die ich fand, darauf hingewiesen, daß Rog, mein Mann, ein Verhältnis mit einer
Darstellerin in Combinations hatte, mit Terri Matthews. Als ich ihn mit
dem, was ich gefunden hatte, konfrontierte, war Rog sehr durcheinander. Er
sagte mir, er habe einen schrecklichen Fehler gemacht und erklärte, daß er
unsere Familie nicht zerstören wollte. Anschließend ging er ins Village, um mit
Terri Schluß zu machen.«
    Ihre Stimme war immer rauher geworden. Nun
machte sie eine Pause, zog ein Taschentuch aus der Tasche und schneuzte sich.
    »Entschuldigen Sie. Das alles ist sehr
schmerzlich für mich. Rog sollte mich danach anrufen, aber zwei Stunden
vergingen, dann drei, und ich hörte nichts von ihm. Irgend etwas war
schiefgegangen. Ich stieg in ein Taxi und fuhr hin.«
    Obwohl Medora jetzt gleichförmig sprach, hielt
sie die Augen auf das Papier geheftet, von dem sie ablas.
    »Mit dem, was als nächstes passierte, lebe ich
seit siebzehn Jahren. Jetzt muß ich es loswerden. Was ich in der Wohnung fand,
war entsetzlich. Rog lag blutüberströmt am Boden. Terri war tot. Zwischen ihnen
lag eine Pistole. Ich stieß sie mit dem Fuß weg. Zunächst dachte ich, Rog wäre
tot, aber er lebte noch, befand sich jedoch in einem furchtbaren Zustand. Ein
Teil des Blutes stammte von ihr, ein Teil von ihm. Er sagte, sie sei auf ihn
losgegangen, als er ihr erklärt habe, daß es aus sei. Sie hatte ihn auf die
Nase geschlagen, worauf er stark zu bluten begann. Terri hatte dann eine
Pistole geholt und gedroht, sich zu erschießen. Sie drohte, auch ihn zu
erschießen. Er rang mit ihr, und die Pistole ging los. Die Kugel traf sie in
den Kopf. Er wußte, daß sie tot war. Und ich wußte, daß sie tot war.«
    Ein Murmeln wie Bienensummen lief durch den Raum
und verklang. Medora räusperte sich. »Was anschließend geschah, war allein
meine Schuld. Ich wollte meine Familie schützen. Meine Kinder waren noch so
klein. Das öffentliche Aufsehen wäre ungeheuer gewesen. Und Terri war tot. Ich
sah nicht ein, was es nutzen würde, die Polizei zu rufen. Schließlich wußte
ich, daß sie keine Familie hatte. Niemand würde sie vermissen. Ich versorgte
Rog, und dann legten wir Terri in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher