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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang
Autoren: Annette Meyers
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den Schrankkoffer und trugen ihn zusammen in
den Keller. Zum Schluß räumten wir die Wohnung auf, damit es so aussähe, als
wäre sie ausgezogen.«
    Sie faltete das Papier zusammen, um es wieder in
die Handtasche zu stecken, dann langte sie über den Schreibtisch und drückte
ihren Kindern die Hände.
    »Ich gab Rog ein Valium und nahm selbst eine
Schlaftablette. Was ich nicht wußte, war, daß Rog den Rest des Valiumröhrchens
schlucken und dann fast eine ganze Flasche Wodka trinken würde.«
    Wetzon tippte Silvestri an die Schulter. »Gehen
wir«, flüsterte sie.
    Medora sagte: »Die Verbindung von Alkohol und
Tabletten war zuviel für Rog. Bis ich am Morgen aufwachte, war er tot.« Ein
Schauder lief durch ihren Körper.
    April und ihr Bruder faßten Medora unter den
Armen und stützten sie.
    Silvestri stand auf und folgte mit Bogdon Wetzon
aus dem Raum. Auf dem Flur sah er ihr prüfend ins Gesicht. »Du glaubst ihr
nicht, Les?«
    »Nein. Du etwa?«
    »Nein. Gordon?«
    »Wir können ihr wahrscheinlich zur Last legen,
ein Verbrechen verschleiert zu haben, aber inzwischen sind siebzehn Jahre
vergangen. Und falls ihr glaubt, es bestehe die Möglichkeit, daß sie Terri
Matthews selbst getötet hat, können wir dafür nicht den geringsten Beweis
vorlegen.«

TELEGRAMM
    ENSEMBLE COMBINATIONS IN CONCERT
    RICHARD RODGERS THEATRE
    226 WEST 46. STREET
    NEW YORK , NY 10036
    DANKE, DASS IHR DIESEN WUNDERBAREN ABEND
ERMÖGLICHT HABT. GOTT SEGNE UNS ALLE. MERDE, IHR LIEBEN.
    HERZLICHST
    LESLIE
UND CARLOS
     
     

49. Kapitel
     
    »Wir zwei leben zusammen, Häschen. Wir sind
phantastisch. Ich möchte, daß du ernsthaft darüber nachdenkst. Könntest du den
Barrakuda verlassen? Ich meine es jetzt ernst.«
    »Ach, Carlos. Smith verlassen? Würde ich? Könnte
ich? Werde ich? Rate mal.«
    »Häschen, fang an zu leben. Das hier ist kein
Roman.«
     
    Die Minikamera und das Mikrophon fingen alles
ein. Auf den Gängen wurde gesungen, wurden Tonleitern geübt, mischten sich die mi-mi-mis mit den la-la-las. Vor der Bühne stimmte sich das Orchester ein.
    Jeder glitzerte.
    Peg Buttons Accessoires waren bedeckt mit
Glitzerstaub. Schals flössen wie geschmolzenes Gold. Rote Seidenfliegen waren
mit Funken bestreut. Alle trugen glänzende schwarze Zylinder und rosa
Neonstöcke. Für die »Monogamie«-Nummer hatten Wetzon, Bonnie und Vicki
schimmernde goldene Minifaltenröckchen angezogen, die über den Trikots zu
tragen waren. Und zu ihrem Stepsolo trug Wetzon eine tiefschwarze Weste mit
kurzen Schößen.
    »Also sagte die Nonne zur Mutter Oberin,
>Gott weiß, daß nur zwei Dinge hier bei uns geschehen...«< schnatterte
Bonnie aus der Damengarderobe. Wetzon konnte die Pointe nicht verstehen, aber
gleich darauf hörte sie schallendes Gelächter.
    Sie rückte Carlos’ Fliege zurecht, die überhaupt
nicht schief saß.
    »Wie fühlen Sie sich jetzt, wo der große Tag
endlich gekommen ist?« fragte Carlos, indem er den vertraulichen — und, ja,
überlegenen — Ton des Interviewers imitierte. Carlos ballte seine Faüst zum
Mikrophon und hielt sie Wetzon vors Gesicht.
    »Hauen Sie ab! Wollen Sie etwa behaupten, das
sei die Premiere?« fauchte Wetzon in breitestem New Yorker Tonfall.
    »Schnitt«, knurrte Carlos. Dann sagte er zu dem
nicht vorhandenen Techniker: »Schade. Man kann das Mädchen aus dem Chorus
herausnehmen — aber nicht den Chorus aus dei i Mädchen.«
    »Ta-da!« Wetzon machte eine schnelle
Stepschrittfolge und verneigte sich.
    »Wenn das Orchester also lauter wird«, sagte
JoJo, »rückt einfach näher ans Mikrophon.«
    Vicki hielt Wetzon in der Seitenkulisse auf, um
sie vorsichtig zu umarmen; ihr Make-up durfte nicht verschmiert werden. »Danke,
daß du mir die Chance gegeben hast. Ich lebe wieder.« Die allgegenwärtige
Minikamera fing alles ein.
    »Ist schon gut, Vicki«, sagte Wetzon, indem sie
der Kamera den Rücken zuwandte.
    »Ich habe für Terris Seele gebetet«, sagte
Vicki. »Heute habe ich eine Kerze für sie angezündet.«
    »Ich glaube, das haben wir alle auf die eine
oder andere Weise getan.«
    »Halbe Stunde!« rief der Hilfsinspizient, dann
machte er die Runde. »Halbe Stunde!«
    »Alles wird betriebsbereit sein —
Außenmikrophone, alles«, erklärte Mort dem Mann hinter der Minikamera, der sich
für den Anlaß in ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Cordhose geworfen
hatte.
    »Zuckerstück, siehst du niedlich aus in deinem
kleinen Stretchtrikot.«
    Wetzon drehte sich um. Eine strahlende Smith in
einem
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