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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir
Autoren: David Wellington
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kein Name, es war der Laut, den Steine machten, wenn sie im Winter gefroren und zersprangen. Doch als er endlich Caxtons Lippen erreichte, ähnelte der Laut auf schreckliche Weise Deannas Namen.

57.
    Deanna berührte Caxtons Mund, ihr Kinn. Ihre Finger wanderten ihren Hals entlang und schmiegten sich um ihren Gürtel. In dem bläulichen Licht der winzigen Taschenlampe sah Deanna gar nicht mal so schlimm aus. Obwohl sie untot war.
    »Es ist schön, dich zu sehen«, sagte sie sehr leise.
    »Dee«, seufzte Caxton. »Dee. Das kannst nicht du sein. Du hast dich nicht … Nein, das hast du nicht.«
    »Ich habe nicht Selbstmord begangen?«, fragte Deanna. Ihre Stimme hatte diesen knurrenden Unterton, den sie alle hatten. Ihre Haut hatte die Farbe von Milch. Vermutlich konnte sie mit den Händen einen Knoten in eine Stahlstange machen.
    Aber es war Deanna, und sie lebte wieder. Jedenfalls gewissermaßen.
    »Ich habe das Fenster mit meinen eigenen Händen eingeschlagen. Ich habe mich selbst geschnitten.« Deannas Blick suchte Caxtons. »Ich schätze mal, das zählt.« Unter dem Knurren wies die Stimme eine gewisse Atemlosigkeit auf. Eine Erregung, die irgendwie sexy klang.
    Caxton betrachtete Deanna nicht als lebendes Wesen; diese Bezeichnung wäre streng genommen nicht richtig gewesen. Sie wusste es besser. Ihr Verstand wusste es besser. Doch ihr Körper hatte seine eigenen Impulse und Erinnerungen. Er erinnerte sich an Deannas Gestalt, wie sie ausgesehen hatte, als sie noch lebte. Er erinnerte sich an ihren Geruch.
    »Wie konntest du uns das antun? Du weißt, was ich bin. Woran ich gearbeitet habe«, sagte Caxton. Sie trat näher heran und berührte Deannas seltsam knotigen Kiefer. »Du bist so kalt.« Sie beugte sich vor und legte die Stirn an die Stirn der Vampirin. Das hatten sie getan, wenn sie allein waren und alles ruhig war. Sie hatten sich aneinandergedrückt. Es fühlte sich fast wie früher an.
    »Ich hatte keine Wahl. Das heißt … doch, ich hatte sie. Congreve.« Die Vampirin schloss die Augen und drückte ihre Hände gegen den reißzahnbewehrten Mund. Ihr Körper schüttelte sich vor Schluchzen.
    Caxton konnte es nicht ertragen. »Pst«, machte sie. »Pst.« Sie legte die Arme um Deannas schmächtige Gestalt. Sie wollte sie an sich drücken, bis sie wieder warm war. Bis sie wieder ein lebendiges Mädchen war. Ein Schluchzen erstarb in Caxtons Kehle. Es schaffte es nicht bis nach oben. »Wie hast du von Congreve erfahren?«
    Deanna stieß Caxton weg. Sie setzte nur genug Kraft ein, um sich aus der Umarmung zu befreien, aber Caxton konnte genau fühlen, über welche Macht sie jetzt verfügte. Es war, als würde man sanft von einem Pickup weggeschoben.
    Aber Deanna wollte Caxton nicht verletzen. Sie würde ihrer Geliebten niemals etwas antun. Caxton merkte es daran, wie sie sie berührte, wie sie sich umeinander herum bewegten.
    »So werden wir für alle Ewigkeit zusammen sein können. Das wäre sonst nicht möglich gewesen.«
    Caxton schüttelte den Kopf. »Für alle Ewigkeit. Ist klar. Für alle Ewigkeit wie einer von ihnen. Hast du Malvern gesehen?«
    Deanna lachte, und es klang beinahe wie ihr altes Lachen. »Aber natürlich. Sie hat mich gerufen.« Und sie war weg, entfernte sich von Caxtons Körper, und alles wirkte jetzt leer. Deanna setzte sich auf eines der Bettgestelle und umschlang ihren untoten Körper. Caxton ging auf die Knie, damit ihre Gesichter näher beieinander waren. »Justinia ist diejenige, die das möglich gemacht hat. Ich wäre gestorben, Schatz. Ich wäre gestorben, und ich wusste nicht, wie ich mich sonst hätte retten können.«
    »Pst«, machte Caxton und wischte Deannas Tränen fort. Was aus den Augenwinkeln der Vampirin quoll, war allerdings kein Wasser, sondern dunkles Blut. Caxton rieb sich die Finger an der Hose sauber.
    »Vielleicht solltest du mir lieber erzählen, wie das passiert ist«, sagte sie. Ja. Das war gut. Sie musste wieder anfangen, wie ein Cop zu denken. Aber das fiel so schwer mit Deanna in der Nähe, einer Deanna, die sich wieder bewegte und sprach und weinte.
    »Congreve wollte mich töten. Es war nichts Persönliches. Er war einfach nur in der Gegend auf der Jagd, und er fand mich. Er kam eines Nachts zum Haus, als du bei der Arbeit warst. Die Hunde fingen an zu wimmern, und das Licht im Schuppen ging an. Ich ging raus, um nachzusehen, was los war. Ich schnappte mir den langen Schraubenzieher aus der Werkzeugkiste, ging raus und sagte: ›Wer auch immer da
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