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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir
Autoren: David Wellington
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der papierartigen Haut abzeichneten. Das alte Kleid hing wie ein Zelt an ihr. Ihr Gesicht war hager und fleckig, und das eine gute Auge schien nur zur Hälfte ausgebildet. Aber das Blut, das Scapegrace und Deanna gebracht hatten, musste wohl ausgereicht haben, damit sie das erste Mal seit über einem Jahrhundert aus dem Sarg steigen konnte. Sie hielt sich gerade und näherte sich Arkeley mit geöffnetem Mund. Ihr Gebiss sah wieder völlig intakt aus – die Zähne waren scharf, tödlich und zahlreich.
    »So ist es gut. Komm her«, sagte Arkeley. Er stützte sich auf einem Arm auf. Mit dem anderen winkte er Malvern heran. »Komm näher, du alte Hexe. Du willst es. Du kannst es haben.«
    Irgendwie musste er sich die Hand aufgeschnitten haben. Auf dem Handteller klebte frisches Blut. Vielleicht hatte er auch einfach nicht zu bluten aufgehört – es war die Hand ohne Finger, die Hand, die Scapegrace zur Hälfte abgebissen hatte. Als sich die Lichtbahnen der Taschenlampen dort kreuzten, schimmerte sie feucht.
    Caxton konnte das Verlangen, die Gier spüren, die Malverns Körper ausstrahlte. Jede Faser ihres regenerierten Selbst wollte dieses Blut. Sie sah nichts anderes, und sie konnte an nichts anderes denken.
    Caxton wusste, was Arkeley da tat. Vor langer Zeit hatte ein Richter beschlossen, dass Malvern ein menschliches Wesen war, dass das Gesetz sie vor Angriffen der Polizei beschützte. Doch falls Malvern die geringste Anstrengung unternahm, einen Menschen zu verletzen oder zu schädigen, änderte sich das. Kein Gericht in diesem Staat würde den State Trooper verurteilen, der eine Vampirin erschoss, während sie Arkeley angriff. Sobald sie ihn auch nur berührte, war sie Freiwild.
    Caxton wollte Arkeley anbrüllen oder ihrer Eskorte befehlen, ihn dort rauszuholen. Sie wollte sein Leben retten. Aber sie wusste, was er davon halten würde. Sein ganzes Leben oder zumindest die letzten zwanzig Jahre hatte er dieser einen Chance gewidmet. Er würde nicht wollen, dass sie ihm jetzt jemand versaute.
    Caxton blieb stehen. Sie spürte, wie die Trooper hinter ihr unruhig wurden. Die Männer wollten angreifen. Sie hielt beide Hände hoch, um sie aufzuhalten.
    »Komm schon. Komm und hol es dir«, krächzte Arkeley.
    Malvern rauschte auf ihn zu. Ihre an ihrem Körper herunterhängenden Hände ballten sich zu Fäusten und streckten sich wieder. Sie musste es wissen. In ihrem Sarg hatte sie viel Zeit gehabt, sich vorzustellen, wie es wohl sein würde, einen Bissen von dem Fed zu nehmen, der sie eingesperrt hatte – welche Rachephantasien hatte sie wohl gehabt? Aber sie musste auch wissen, was dann mit ihr geschehen würde. Was sie ein Schluck Blut kosten würde.
    »Du kannst nicht widerstehen«, verhöhnte Arkeley sie. »Wärst du ein Mensch, dann könntest du vielleicht damit umgehen. Aber du bist ein Vampir, und du kannst dem Geruch von Blut einfach nicht widerstehen, oder?«
    Er rutschte ihr entgegen, die Hand ausgestreckt, er wedelte ihr damit vor dem Gesicht herum. Er war kurz davor, eine Anstiftung zu begehen. Caxton entschied, dass sie für ihn lügen würde, wenn man sie vor Gericht dazu befragte. Sie würde alles tun, um ihm seinen Sieg zu ermöglichen.
    Ein dünnes, durchsichtiges Lid schob sich über Malverns Auge. Es zitterte leicht, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen.
    »Komm schon!«, brüllte Arkeley. Auch er bebte am ganzen Leib. Er musste seine letzten Reserven mobilisiert haben. »Komm schon!«
    Ihr Mund schloss sich langsam. Gequält. Dann öffnete er sich wieder, und ein raschelnder Laut entfuhr ihm, wie eine Papiertüte, die man zerknüllte. »Sei verdammt«, sagte sie.
    Dann drehte sie sich um und schlich zu ihrem Sarg zurück, kroch über den Rand. Sie legte sich zurück und bettete den runzeligen Kopf auf das Seidenpolster.
    »Nein!«, brüllte Arkeley und hieb mit der verletzten Hand auf den Boden. »Ich habe zu viel Zeit damit verbracht. Ich habe alles verloren.«
    Mit zögernden, schwachen Bewegungen griff Malvern nach oben zum Sargdeckel. Und zog ihn mit ihren skelettähnlichen Händen zu.

 

Danksagungen
    Viele Leute haben mir beim Verfassen und der Vorbereitung dieses Romans geholfen. Ich möchte allen meinen Online-Lesern danken. Bei jedem Versuch, alle Leute aufzulisten, vergesse ich diejenigen, die Besseres verdient haben, also werde ich es dieses Mal gar nicht erst versuchen. Ihr alle wisst, wen ich meine. Eure Kommentare und eure Unterstützung haben diesen Roman erst
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