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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir
Autoren: David Wellington
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stieß Caxton hervor. Sie schlang die Arme um den Leib. »Woher willst du das wissen?«
    »Mein Gott, hör auf. So blöd kannst du doch gar nicht sein!« Deanna stand auf, und sie folgte ihrem Beispiel. Ihr kam es so vor, als wäre sie als Erste auf den Beinen. Deanna war da noch immer in Bewegung. Am Ende richtete sie sich zu beträchtlicher Größe auf. War sie gewachsen, nachdem sie gestorben war? Vielleicht war auch nur ihre Haltung besser. »Dieser Halbtote ist dir nicht zufällig bei deiner Alkoholkontrolle über den Weg gelaufen. Er kam, um dich zu holen.«
    »Nein.« Nein, nein, nein, dachte sie. »Nein.«
    »Ja.« Deanna streckte die Hände aus und packte Caxton an den Schultern. Hart genug, dass es kniff. Vielleicht sogar hart genug, dass es wehtat. Sie wollte sie wirklich davon überzeugen, dass sie die Wahrheit sagte. »Congreve hat ihn geschickt, um dich zu finden und um dich zu ihm zu bringen. Damit du und ich dies hier gemeinsam tun konnten.«
    »Nein«, sagte Caxton wieder.
    »Ja. Weil ich Angst hatte, es allein zu tun. Und weil Reyes ein zueinander passendes Paar wollte. Ich war so verwirrt, als du mich in jener Nacht geweckt hast, als wäre nichts geschehen. Dann hast du den Halbtoten verjagt. Den, den man auf dich angesetzt hatte.«
    Nein, dachte Caxton, aber sie konnte es nicht aussprechen. Denn wenn sie es gesagt hätte, wäre es vermutlich als ein Ja herausgekommen. Weil sie begriff, dass es genau so gewesen sein konnte, wie Deanna sagte. Es war möglich. Nur, dass es nicht so gewesen war. Denn wenn es so gewesen wäre, wenn Deanna die ganze Zeit verflucht gewesen wäre und sie es nicht bemerkt hätte, wenn sie sie auf eine so fundamentale Weise im Stich gelassen hätte …
    »Diese ganze Sache, der ganze Schmerz und die Qualen, dabei ging es allein um mich. Und hättest du einfach mal versucht, mit mir zu reden, wärst du in der Nacht, in der ich mich verletzte, einfach bei mir geblieben, dann hätten wir … Dann hätten wir es gemeinsam tun können …«
    »Nein!«, schrie Caxton. Sie wollte einfach nur, dass es aufhörte. Sie wollte allem ein Ende bereiten. Sie zog die Glock 23 und feuerte ihre letzten drei Kugeln in Deannas Brust. Eins, zwei drei.
    Der Lärm löschte alle Worte aus. Wenn auch nur für einen Augenblick.
    Dann schaut sie auf das, was sie getan hatte. Das weiße Seidenkleid war verbrannt und zerrissen, aber die Haut darunter war nicht einmal angekratzt. Deanna war völlig unversehrt.
    »O mein Gott – du hast heute Nacht getrunken«, wimmerte Caxton.
    »Du bist meine Freundin. Du sollst für alle Zeiten mit mir zusammen sein, ganz egal, was passiert! Wir sollten dieselben Dinge mögen. Warum ist das hier so schwer für dich?«
    Die Finger auf Caxtons Schulter schlossen sich wie eine Schraubzwinge. Sie konnte die Knochen in ihrer Schulter krachen hören.
    »Liebst du mich denn nicht mehr?«, fragte Deanna.

58.
    Deannas Finger gruben sich wie Stahlklingen in Caxtons Fleisch. Ihre Fingernägel waren genauso kurz, wie sie immer gewesen waren, trotzdem schnitten sie durch Caxtons Jacke und Uniformbluse wie Rasierklingen. Im nächsten Moment würden sie ihr die Haut aufschlitzen.
    Und was würde dann passieren? Deanna war bereits wütend. Wenn sie frisches Blut sah, würde ihr dann noch bewusst sein, was sie einander einst bedeutet hatten? Caxton war ziemlich sicher, dass das nicht der Fall sein würde.
    Sie versuchte sich zu befreien, drehte die Schultern nach links und nach rechts. Deannas Gesicht war wie eine Maske der Qual, die Augen aufgerissen, der Mund weit geöffnet. Und all diese Zähne funkelten selbst im schwachen Licht der Krankenstation. Deannas Kopf bewegte sich nach hinten, bereit, auf Caxtons Hals zuzuschnellen. Die Bewegung verlief quälend langsam, vielleicht sogar unbewusst. War sie vollendet, würde sie tot sein. Sie hatte zugeschaut, wie Hazlitt auf diese Weise gestorben war. Sie hatte genug Vampiropfer gesehen.
    Ihre Arme und Hände fingen an zu zittern. Der Todesgriff um ihre Schultern schnürte ihr das Blut ab. Die leere Glock fiel ihr aus der Hand und prallte laut gegen ein eisernes Bettgestell. Caxton biss die Zähne zusammen und konzentrierte jeden Rest ihrer noch verbliebenen Kraft darauf, von Deanna wegzukommen, und sie befreite sich aus ihrem Griff. Ihre Jacke riss in Fetzen, und sie taumelte rückwärts, wild mit den Armen rudernd, während sie über das Bettgestell fiel. Deanna schien sie zu überragen, als würde sie noch größer oder könnte
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