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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir
Autoren: David Wellington
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über Caxtons Kopf fliegen. Sie würde von oben zuschlagen. Caxton rollte sich zur Seite.
    Das Gewicht des Vampirs traf das Bettgestell mit dem Kreischen von Eisen, das verbogen wurde. Caxton rollte sich herum, landete in der Hocke und sprang wieder hoch. Das ganze Adrenalin gab ihr das Gefühl, schwerelos zu sein, als hätte man sie ausgehöhlt und mit Luft gefüllt.
    Sie rannte los, ohne sich die Mühe zu machen, die Lampe einzuschalten. Ihr Fuß streifte ein Bettgestell, und um ein Haar wäre sie gefallen, aber allein durch die Furcht fand sie das Gleichgewicht wieder. Sie krachte schmerzhaft in die Flügeltür am anderen Ende der Krankenstation, ihre Hüfte traf den Riegel. Beide Türhälften flogen ächzend auf, und sie rannte hindurch.
    Deanna war hinter ihr, eine Hand griff nach der Tür und erreichte sie fast, bevor Caxton im dahinter liegenden Korridor war. Caxton bog zur Seite und rannte den Flur entlang, mit offenem Mund keuchend nach Luft schnappend. Bevor sie eine andere Tür finden konnte, sprang Deanna ihr in den Rücken und schleuderte sie zu Boden. Sie rutschte über das Linoleum. Reine Willenskraft ließ sie wieder auf die Füße kommen und weiterlaufen.
    Noch eine Tür. Der Raum dahinter war mit modrigen Fliesen ausgelegt. Sie konnte keine drei Schritte weit sehen. Sie spürte, dass hier etwas nicht stimmte, als gäbe es nicht genug Wände, oder als neigte sich der Boden … Ja, es war der Boden. Irgendetwas stimmte mit dem Boden nicht. Sie stoppte ruckartig und warf sich gegen die Wand.
    Deanna schoss durch die Tür wie ein bleicher Komet durch das endlose All. Den Mund weit aufgerissen, um Caxton mit Haut und Haaren zu verschlingen. Im Zwielicht sah sie aus, als würde sie fliegen, wahrhaftig fliegen – und dann verschwand sie abrupt aus der Sicht.
    Caxton versuchte wieder zu Atem zu kommen, aber es schien auf der ganzen Welt nicht genug Luft zu geben, um dieses Verlangen zu stillen. Stechender Kopfschmerz flammte in ihrem Hinterkopf auf, als ihr Hirn nach mehr Sauerstoff schrie, nach mehr Adrenalin, mehr Endorphinen, nach mehr von allem. Sie drückte sich fester an die Wand, als könnte die sie absorbieren, als könnten sich die Fliesen teilen und sie hineinlassen in ein Versteck.
    Deanna schrie vor enttäuschter Wut. Der Lärm rollte durch den Raum, erzeugte ein seltsames Echo.
    Caxton hob die Maglite und schaltete sie ein. Sie ließ den Strahl über die schmutzigen Fliesen gleiten, versuchte zu begreifen, was geschehen war. Anderthalb Meter weiter vorn hörte der Flur auf. Wäre sie weitergelaufen, wäre sie in die Tiefe gestürzt. Sie schaute zu der Tür, durch die sie gekommen war, und ihre Lampe schälte verblichene schwarze Buchstaben aus der Dunkelheit: SCHWIMMBAD.
    Das Schwimmbad – Tucker hatte es einmal erwähnt. Sie unterdrückte die aufsteigende Schuld, die sie wegen Tuckers Tod verspürte, und schaute sich um, wollte sehen, wo Deanna geblieben war. Sie schnupperte. Jeglicher Chlorgeruch war schon lange verflogen, und sie war ziemlich sicher, dass das Schwimmbecken leer war. Aber sie roch etwas Widerwärtiges und Unnatürliches, etwas, das sie die Nase rümpfen ließ. Vampirgeruch. Wo auch immer Deanna steckte, sie war noch in der Nähe. Nahe genug, um jede Sekunde zuzuschlagen. Spielte sie ein Spiel? Caxton glaubte nicht daran.
    Sie musste mehr wissen. Aber sie wollte sich nicht von der Wand lösen. Es war, als wäre ihr Körper mit den Fliesen verschmolzen. Sie machte einen vorsichtigen Schritt auf den Beckenrand zu und leuchtete in die Tiefe.
    Bis zum Grund ging es drei Meter hinab. Dort unten sah sie Fliesen, noch mehr Fliesen, endlose Reihen. Einst waren sie weiß und glatt gewesen, aber der schwarze Moder, der den Kitt verschlungen hatte, hatte sich über die Oberfläche ausgebreitet. Zeit und Feuchtigkeit hatten ein paar Fliesen zerbrochen und den Boden mit winzigen scharfen Scherben übersät. Eine stehende Pfütze aus schwarzem Matsch füllte eine Ecke. Ein Stück weiter links befand sich ein massiver Abfluss aus Bronze, der völlig geschwärzt war. Caxton führte das Licht langsam über den Boden. Sie musste es wissen, sie konnte nicht nur …
    Deanna sprang in die Höhe und riss ihr fast die Lampe aus der Hand. Ihr Kiefer schnappte ins Leere, und sie landete wie eine Raubkatze wieder auf den Füßen. Sie starrte Caxton an, der Blick war voll reinem und unverfälschtem Hass. An der Vorderseite des weißen Kleides war ein dunkler Schmierfleck. Sie war hereingestürmt,
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