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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Richard Dübell
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modernen Übersetzung der Sage wird Rolands früh gefallener Vater als Milan d’Anglant bezeichnet; der mittelhochdeutsche Originaltext nennt ihn jedoch den »cunte de otun«, also den Grafen von Autun. Da sich das sagenhafte Anglant nicht zweifelsfrei geographisch zuordnen ließ, bin ich dem Originaltext gefolgt.
    Historische Hintergründe
    Mein Roman spielt im Jahr 777 n. Chr. und vereinigt zwei historische Ereignisse – den Reichstag in Paderborn und den fränkischen Kriegszug gegen die Mauren. Der Reichstag des Jahres 777 ist recht genau belegt; Karls Feldzug über die Pyrenäen, der allgemein im Jahr 778 verortet wird, steht, zumindest was seine Datierung betrifft, auf etwas wackligeren Beinen. Ich habe mir daher die Freiheit genommen, beide Ereignisse ins Jahr 777 zu verlegen.
    Karls Sarazenenfeldzug war eine direkte Folge des Paderborner Reichstags, auf dem – der historischen Überlieferung zufolge – Abgesandte der maurischen Statthalter Karl dazu bewogen, in Spanien einzufallen und ihnen gegen den Emir von Córdoba beizustehen. Insofern gibt der Roman die großen historischen Zusammenhänge also richtig wieder. Die Motive der einzelnen Handlungsträger habe ich, da man ihre Beweggründe heute ohnehin nicht mehr nachvollziehen kann, dramaturgisch der Geschichte angepasst, die ich erzählen wollte. Angepasst habe ich auch den zeitlichen Verlauf – ein Jahr Pause zwischen den dramatischen Ereignissen in Paderborn und dem Feldzug hätten den Erzählfluss unerträglich verlangsamt, daher finden in meinem Roman der Reichstag und der Feldzug im selben Jahr statt.
    In allen historischen Romanen wird es mit der Authentizität etwas schwierig, wenn es um die weiblichen Hauptpersonen geht. In aller Regel waren die Frauen im Mittelalter viel weniger frei und autonom in ihren Entscheidungen, als es in den Romanen aus dramaturgisch notwendigen Gründen geschildert wird. Geschichten sind aber in erster Linie zur Unterhaltung da, und solange man es mit der Selbstständigkeit der Frauen nicht gar zu sehr übertreibt, lassen sich gewisse Zuspitzungen durchaus akzeptieren.
    Auch die Frauen der karolingischen Ära sind in punkto persönlicher Freiheit nicht mit der heutigen Zeit zu vergleichen. Die absolute Herrschaft des Mannes über Leib und Leben der Frau, die sogenannte munt , die aus der germanischen Tradition kommt, wurde allerdings unter den Franken etwas aufgeweicht, als diese mit den vergleichsweise liberalen galloromanischen Ehegesetzen in Berührung kamen. Unter dem Einfluss des burgundischen und römischen Rechts wurde sogar eine Art Ehescheidung möglich; das alte germanische Recht kannte so etwas nicht und setzte eine Frau, die ihre Ehe auflösen wollte, ausnahmslos mit einer Ehebrecherin gleich, was bedeutete: Erdrosselung und Versenkung des Leichnams im Moor.
    Aus der karolingischen Ära gibt es dagegen so viele Schilderungen von Adelsdamen, die öffentlich um Männer, um Land, um Vermögen oder gegen Nebenbuhlerinnen kämpften, dass es sich zumindest bei den Frauen von Stand nicht durchweg um unterdrückte Wesen gehandelt haben kann. Wir bekommen im Gegenteil den Eindruck von leidenschaftlichen, entschlossenen und notfalls mörderischen Charakteren, die, was die Durchsetzung ihrer Ziele angeht, kaum rücksichtsvoller handelten als die Männer.
    Wie groß die Macht der Frauen manchmal sein kann, vor allem, wenn es um die Gefühle geht, war den Männern dieser Epoche durchaus bewusst: Liebe – und darunter dürfen wir nicht das Gefühl verstehen, das Eheleute aneinanderbindet – wurde als etwas Wildes, nicht zu Bändigendes, etwas in hohem Maß Unwiderstehliches, fast Zerstörerisches angesehen. Paul Veyne schreibt, dass für die Männer des frühen Mittelalters das Weib »ein Mysterium, bald Wohltäterin, bald Hexe, Quelle des Glücks ebenso wie des Unglücks« gewesen sei. Die Sitte, Neuvermählten eine Schale Honigwein zu reichen (woher die Tradition des »Honigmondes« kommt), stammt aus dem Verständnis, dass für beide Brautleute eine Droge nötig war, Beruhigungsmittel und Liebestrank in einem, um den Mut zu finden, gemeinsam die Mysterien des Fleisches zu ergründen. Das deutet nicht gerade darauf hin, dass man die Frauen als willenlose Objekte betrachtet hätte. Genau diesem Sinn habe ich auch meine weiblichen Charaktere in Der letzte Paladin geformt.
    Das Frankenreich bestand zur Regierungszeit Karls noch immer aus vielen Völkern, in dem die eigentlichen »Franken« – oder
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