Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
Blick wie die Überreste eines heidnischen Heiligtums. Hohe, schlanke Steine waren im Kreis aufgestellt. Es waren zwölf. Karl richtete sich auf und lächelte Arima an; als sie niederknien wollte, zog er sie einfach in die Höhe und umarmte sie. Nach kurzem Zögern erwiderte sie die Umarmung und drückte sich an ihn.
    Karl musterte sie. »Keinen Tag älter geworden«, stellte er fest. »Wir haben uns lange nicht gesehen, Arima de Roncevaux.«
    Sie betrachteten das Mahnmal. Der erste Stein, den der Kaiser gereinigt hatte, zeigte eine Inschrift und ein Kreuz darüber, sonst nichts. Turpin Uí Néill . Karl trat vor und tätschelte den Stein. »Mein alter Freund«, murmelte er. »Was würdest du sagen, wenn du noch erlebt hättest, dass ich die Kaiserkrone trage?«
    »Er hätte dir vermutlich geraten, sie beim Essen abzunehmen, damit sie nicht in die Soße fällt.«
    Karl drohte ihr scherzhaft mit dem Finger. Arima war zu dem anderen Stein getreten und fuhr mit dem Finger die Linien der dortigen Inschrift nach. Es waren zwei Namen, direkt untereinander: Roland de Roncevaux und Balduin de Medina Barshaluna .
    »Jedes Mal frage ich mich wieder, warum du ihre Namen ausgerechnet so hast verewigen lassen«, sagte Karl.
    »Weil Roland für eine Weile der Herr von Roncevaux war. Du hast ihn dazu gemacht. Dass er mir die Burg zurückgegeben hat, ändert nichts daran. Und Balduin … Er war sowohl Franke als auch stolzer Maure. Er sollte mit seinem wahren Namen hier stehen, aber auch mit dem Ort, an dem sein Leben sich entfaltet hat.«
    »Es tut mir alles so unendlich leid, Arima.«
    »Das sagst du jedes Mal, wenn wir uns treffen.«
    Karl seufzte. »Schade, dass es so selten ist, denn ich habe das Gefühl, ich kann es nicht oft genug sagen.«
    »Wie geht es Bertha?«
    Karl zuckte mit den Schultern. »Sie hat lichte Momente. Die Klosterschwestern kümmern sich gut um sie.« Er drehte sich langsam einmal im Kreis und ließ den Blick schweifen, musterte die Bergrücken, die nach Süden und nach Norden von der Passhöhe zurückwichen, ihre bewaldeten Hänge und das Leuchten der weißen und goldfarbenen Felsen, die an den Abbrüchen hervortraten. Plötzlich lächelte er. »Jedesmal, wenn ich hier bin, wundere ich mich erneut darüber, wie schön es ist.«
    »Es ist schön«, bekräftigte Arima.
    »Schön genug für das Opfer, das du bringst?«
    Arima lächelte in sich hinein. Karl wäre nicht er selbst gewesen, wenn er diese Frage nicht so aus dem Hinterhalt gestellt hätte.
    »Ob ein Opfer es wert war, kann nur der verstehen, der es bringt«, erwiderte sie.
    »Wird er kommen?«, fragte Karl.
    »Er kommt immer, wenn ich ihn rufe.« Sie wandte sich um. Ihr war, als hätte sie das Trommeln der Pferdehufe gespürt, noch bevor es an ihr Ohr gedrungen war. Von Süden her näherte sich eine Staubwolke über der Passstraße.
    »Immer?«
    »Wenn er einmal nicht kommt, weiß ich, dass er dort auf mich wartet, wo wir auf ewig zusammensein können.«
    Karl sah ihr ins Gesicht. »So viel Schönheit«, sagte er mit belegter Stimme. »Und damit meine ich nicht die Berge oder den Pass oder Roncevaux. So viel Schönheit. Und kein Mann, der diese Schönheit in kalten Nächten wärmt, kein Kinderlachen, das an trüben Tagen die Sonne scheinen lässt. Alles für die Neutralität von Roncevaux geopfert.«
    Arima erwiderte nichts. Es gab darauf nichts zu erwidern.
    »Es tut mir so leid«, wiederholte Karl.
    Eine Weile trat Schweigen ein. Schließlich legte sie ihm eine Hand auf den Arm. Es war das immer gleiche Ritual gewesen in den wenigen Malen, die sie seither zusammengetroffen waren. Karl hatte sich entschuldigt, bis Arima ihn tröstend berührt hatte. Sie hatte nie gesagt, dass sie ihm verzieh. Sie konnte es auch heute nicht.
    Karl kratzte mit einem Finger eine letzte Flechte aus den gemeißelten Buchstaben von Rolands Namen.
    »Wir konnten ihn nicht aufhalten, Ealhwine und ich«, sagte Arima und betrachtete den Mahnstein mit den beiden Namen darauf. Auch das gehörte zu ihrem seltenen Wiedersehensritual – dass sie die Ereignisse von damals noch einmal durchlebten. »Während Ealhwine mich aus dem Seitental brachte, muss es ihm gelungen sein, seine Handfesseln irgendwie zu lockern. Als er frei war, band er seine Füße los, sagte Lebwohl und sprengte zurück. Ealhwine tat das einzig Vernünftige und ritt mit mir weiter …«
    Karl räusperte sich und seufzte.
    Arima zuckte mit den Schultern. »Er hat mich geliebt, aber zuletzt war die Liebe zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher