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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Richard Dübell
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geändert.
    Die zwölf Steine des Mahnmals blieben hinter ihnen zurück, zwei von ihnen geputzt, die anderen noch immer von Moosen und Flechten überwuchert. Arima wusste, das Karl sie, wenn er Roncevaux wieder verließ, alle eigenhändig gesäubert haben würde. Er würde mit dem Finger die Namen nachgefahren und sie vor sich hingeflüstert haben. Vielleicht würde er sie wieder alle vor sich sehen, wie sie links und rechts seines Thrones standen: Gereon, Berengar, Gerold, Samo, der alte Anskar, Gerbert de Rosselló, Otker de Aregaua, Beggo de Septimània, Remi de Vienne, Bischof Turpin mit seinem ironischen Lächeln, Ganelon – und Roland, der größte aller Frankenkrieger, der größte der Paladine. Der letzte Paladin.
    Karl würde die Steine säubern, und nach seinem Weggang würden die Flechten und Moose wieder über die Namen wachsen, und irgendwann würde wieder irgendjemand herkommen und sie säubern, bis die Steine verwitterten und umfielen, weil Stein ein schlechter Bewahrer von Heldengeschichten war. Pergament eignete sich dafür viel besser.
    Die Kolonne von Karls Entourage kam nun unterhalb der Passhöhe aus dem Wald heraus. An ihrer Spitze saß ein Reiter mehr schlecht als recht im Sattel, mit gekrümmten Schultern und einem weißen Haarkranz, der in der Brise um sein Gesicht flatterte. Arima ließ Afdza, an den sie sich geschmiegt hatte, los und lief die Wiese hinunter dem Reiter entgegen.
    »Ealhwine!«, rief sie glücklich. »Ich bin so froh, dich wiederzusehen!«
    Ealhwines Pferd machte einen erschrockenen Satz, und der greise Gelehrte geriet ins Schwanken. Ein junger Mönch an seiner Seite verhinderte, dass der Angelsachse herunterfiel. Ealhwine war völlig unbeeindruckt. Er kämpfte um sein Gleichgewicht, aber er rief: »Ich bin auch froh, Dúnaelf! Und wie froh ich bin! Ich habe die ganze Geschichte endlich fertig geschrieben! In einer ganz neuen Schrift, Dúnaelf! In meiner ganz neuen Schrift!«

NACHWORT
    Chanson de Roland
    Dieser Roman baut auf der berühmtesten Geschichte aus dem Sagenkreis um Karl den Großen auf: dem Rolandslied, dessen Entstehung bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht. Seine historischen Wurzeln liegen im erfolglosen Feldzug des damaligen Frankenkönigs Karl gegen die Mauren in Spanien um das Jahr 778.
    Wer sich die Mühe macht, das Rolandslied mit meinem Roman zu vergleichen, wird Abweichungen feststellen. Die meisten davon sind dramaturgischer Natur. Die Rolandssage ist im Mittelalter als mündlicher oder musikalischer Vortrag entstanden; auf eine logisch-konsequente Handlungsstruktur oder auf nachvollziehbare Motive der Helden wurde kein Wert gelegt, weil es nicht auf die Geschichte, sondern auf die Botschaft ankam. Ich sah mich daher gezwungen, neue Handlungsschritte und neue Personen einzuführen oder die Charaktereigenschaften vorhandener Figuren leicht abzuändern, um aus der wuchtigsten französischen Versdichtung des Hochmittelalters eine Geschichte zu machen, die ein heutiger Leser nachvollziehen kann.
    So kommen, um nur ein paar Beispiele zu nennen, Personen wie Afdza Asdaq oder Arima Garcez in der Sage überhaupt nicht vor; dem grimmigen Ganelon habe ich eine tragische Hintergrundgeschichte gegeben, um seine in der Sage recht eindimensionale Handlungsweise als Verräter verständlicher zu machen, und die Rolle Berthas, Rolands Mutter, habe ich massiv ausgebaut.
    Wo es möglich war, habe ich aber die Charakterisierungen der Helden aus der Sage unverändert belassen – der knurrige, ironische Turpin aus dem Chanson de Roland etwa ist auch in meiner Geschichte gerne mal knurrig oder ironisch.
    Bei den sagenhaften Paladinen Karls habe ich Namensänderungen vorgenommen. Die Paladine im Rolandslied tragen zum Großteil Namen, die nicht der fränkischen Tradition entsprechen. So ist Olivier (Rolands bester Freund in der Sage), kein fränkischer Name, auch Samson nicht oder Gerhard. Ich habe deshalb aus den mir zugänglichen Unterlagen Namen herausgesucht, die denen in der Sage phonetisch oder etymologisch am ähnlichsten sind – oder, wenn es möglich war, die wahrscheinlichen historischen Vorbilder für den einen oder anderen Paladin auftreten lassen, etwa für den in der Sage genannten Herzog Engelier de Gascogne den historisch wahrscheinlicheren Herzog von Septimània, Beggo I. Für Olivier habe ich keine Entsprechung gefunden, die mir gefallen hätte; deshalb habe ich ihn Remi genannt – alle historischen Puristen mögen mir dies verzeihen.
    In der
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