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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Richard Dübell
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seinem Bruder größer. Er ist für ihn gestorben und dafür, mir und ihm Frieden zu erkaufen.«
    »Und dem Königreich«, sagte Karl.
    »Nein«, sagte Arima entschieden. »In seinem letzten Kampf hat er nicht für das Königreich gekämpft, Herr!«
    Karl schwieg. Die Reiter auf der Passstraße hatten das Kloster jetzt hinter sich gelassen und trieben ihre Pferde den letzten steilen Aufstieg zur Passhöhe herauf.
    »Jedes Mal wundere ich mich wieder darüber, wie er es gemacht hat«, sagte Karl.
    Arima zuckte mit den Schultern. »Roland war der größte Krieger der Franken«, sagte sie. »Es war ein Leichtes für ihn, sich zurück zu seinem Zelt zu schleichen. Dort hat er Afdza von hinten niedergeschlagen, gefesselt und aus dem Gefahrenbereich geschafft. Es war das einzige Mal, dass er Afdza bezwungen hat. Er hatte jetzt keine Angst mehr, zu unterliegen, weil er wusste, dass in seiner Niederlage sein eigentlicher Sieg stecken würde. Bischof Turpin hat ihm wohl geholfen. Sie waren beide die letzten Paladine – Turpin dürfte sich gewünscht haben, Seite an Seite mit ihm zu fallen und nicht mit Afdza, den er zwar schätzte, dem er sich aber nicht so nahe fühlte wie Roland.«
    Die Reiter hatten die Passhöhe erreicht und schwenkten ab, um zum Mahnmal heraufzukommen. Sie waren in eine bunte Mischung aus fränkischen, vasconischen und maurischen Ausrüstungsteilen gekleidet, und doch wirkten sie einheitlich – als hätten sie von allen drei Völkern das Beste genommen und zu etwas Neuem geformt. Es war ein Dutzend. Ein einzelner Reiter setzte sich ab und trieb sein Pferd direkt über den steilen Hang herauf. Als er herangekommen war, sprang er aus dem Sattel und umarmte Arima. Sie küssten sich. Dann kniete er vor dem Kaiser nieder. Karl zog ihn wieder auf die Beine und umarmte ihn.
    »Mein Neffe«, sagte er. Er lächelte, aber Arima sah Tränen durch seine Wimpern schimmern.
    Sie legte den Arm um die Hüften des Reiters und sah zu ihm auf. Die Narbe in seinem Gesicht war mit den Jahren fast verblasst, das Haar war nicht mehr so lang wie früher, und aus dem schimmernden Schwarz war ein seidiges Grau geworden.
    »Wir haben ein Wildschwein für dich mitgebracht, Herr«, sagte Afdza und grinste den Kaiser an. »Natürlich werden wir das Fleisch rösten, und wenn deine Ärzte etwas dagegen haben, schickt Arima sie für den Rest deines Aufenthalts auf die Plattform des Donjon.«
    »Die Ärzte haben immer was dagegen«, seufzte Karl.
    »Lasst uns reingehen«, sagte Arima. »Alle brennen darauf, den neuen Kaiser des Heiligen Römischen Reichs kennenzulernen.«
    Sie stiegen über die Wiese zum Burgtor hinauf, den vielfach gewundenen Burgweg abkürzend, Arima und Afdza immer noch Arm in Arm. Arima spürte Afzdas Lächeln, so wie sie es von Anfang an gespürt hatte, auch wenn sie ihn nicht ansah. Sie schaute zu ihm hoch.
    »Und ich«, sagte sie, ohne sich darum zu kümmern, dass Karl jedes Wort hören konnte, »brenne auch.«
    »Hé wallah bahebak habibi« , sagte Afdza Asdaq, so wie er es immer sagte. »Ich schwöre zu Gott, ich liebe dich, mein Stern.«
    Und so wie immer würde er ein paar Tage bleiben, in denen sie miteinander lachten, und ein paar Nächte, in denen sie sich liebten; dann würden er und seine Männer entweder rastlos werden oder eine Nachricht würde ihn erreichen. Eine Karawane steckte in Schwierigkeiten, ein einsames Gehöft war überfallen worden oder ein paar Hitzköpfe waren hier, in diesem Brennpunkt dreier Völker – der Mauren, der Franken und der Vasconen – aneinandergeraten. Und dann würde er sie wieder verlassen und eingreifen mit seinen Männern, die aus allen drei Völkern zusammengemischt waren. Heute hatte er nur ein Dutzend von ihnen mitgebracht. Doch in den Jahren war seine Schar auf die Größe einer Scara francisca angewachsen – und ebenso verehrt und gefürchtet.
    Afdza Asdaq war nie zu Suleiman ibn al-Arabi zurückgekehrt. Er war nicht mehr der Feldherr und nicht mehr der Henker des Statthalters. Er war sein eigener Herr in diesen wilden, wunderbaren, ungezähmten Bergen und trug auf seine Weise dazu bei, dass der Friede erhalten blieb, so wie Arima das ihre tat. Und alle paar Monate traf er auf Roncevaux ein, und für einige Tage vergaßen sie ihre Einsamkeit und taten so, als wäre das Leben einfach und als hätte der Tod von Tausenden von Männern, der Elite des Frankenreichs und des größten Helden, den die Franken je haben würden, irgendetwas an der Dummheit der Welt
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