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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Richard Dübell
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spricht. Er hat auf der ganzen Reise hierher kein Wort gesagt.«
    »Und du glaubst, mir vertraut er sich an!?«
    »Ach«, sagte Ganelon leichthin, »die Frauen und ihr Zauber.« Er deutete eine Verneigung an, dann wandte er sich ab und führte die maurischen Gesandten in das Herrenhaus. Sie hörte ihn sagen: »Die Herrin der Burg hat mir erlaubt, euch hineinzuführen«, und wusste nicht, ob sie ärgerlich oder belustigt sein sollte über das diplomatische Tänzchen, das Ganelon hier aufführte. Auf ganz subtile Weise hatte er dafür gesorgt, dass sie als die Herrin von Roncevaux im Spiel blieb, auch wenn er dadurch, dass er die Mauren in die Halle führte, so tat, als sei er, der Abgesandte König Karls, in Wahrheit der Gastgeber. Vermutlich musste man unter den Franken lange suchen, bis man einen mit Ganelons Talenten fand. Arima schaffte es dennoch nicht, ihren Ärger zu unterdrücken, nicht einmal, als sie sich klarmachte, dass einem Mann wie Ganelon selbst Comites und Duces den Vortritt ließen. Ungehalten gab sie den Wachen einen Wink, das Tor offen zu lassen, und stellte sich dann in den Windschutz des Wehrgangs, um auf den Nachzügler zu warten.
    Erst dann fiel ihr auf, was Ganelon gesagt hatte. Es war noch genügend Zeit, ihr vor den Mauren den nötigen Respekt zu verschaffen? Was sollte das bedeuten? Die Gesandtschaft würde geplanterweise übermorgen abreisen. Oder wollten sie nun doch länger bleiben? Dann würden die Vorräte nicht reichen! Wütend, dass sie nicht schnell genug gedacht und nachgefragt hatte, wollte sie sich auf den Weg ins Herrenhaus machen und Ganelon zur Rede stellen, doch da sprach sie plötzlich jemand aus dem Dunkel heraus an.
    »Der Comes von Ponthieu wäre nicht so aufgeblasen, wenn der Burgherrin ein Burgherr zur Seite stehen würde.«
    »Und du glaubst, du bist der Richtige, Adalric«, spottete Arima, die die Stimme ihres Vetters sofort erkannt hatte.
    »Du glaubst es doch auch«, raunte Adalric und trat dicht an sie heran.
    Arima wurde unwohl, als sie bemerkte, dass die Stelle, die sie sich ausgesucht hatte, nicht einsehbar war. Adalric roch nach dem Rauch aus dem Kaminfeuer im Saal, nach den Bratengewürzen und nach Akohol.
    »Du hast da noch Wein«, sagte Arima und deutete auf Adalrics bekleckerte Tunika.
    Adalric sah an sich hinunter. »Dafür kann ich nichts«, erwiderte er und sah lächelnd auf. »Aber vielleicht hast du mir den Wein ja nur deshalb übergeschüttet, damit du meine Tunika eigenhändig putzen kannst?«
    »Ich würde mit deiner Tunika eigenhändig den Ziegenstall putzen, wenn du sie mir überlässt.«
    In Adalrics Augen veränderte sich etwas. Er trat noch näher an sie heran. Arima wäre gerne einen Schritt zurückgewichen, aber das hätte er zweifellos als Furcht ausgelegt, und diesen Triumph gönnte sie ihm nicht. Er war ihr jetzt so nah, dass sie seine Haut riechen konnte.
    »So eingebildet«, flüsterte er. »So sicher in der Obhut von König Karl. Die kühle Schönheit auf dem Ibaneta-Pass. Aber die Situation wird nicht immer so bleiben wie sie ist, liebste Arima. Dies hier ist nur ein Augenblick. Es wird Krieg geben zwischen den Franken und den Mauren, da helfen alle Gesandtschaften nicht. Die Mauren sind darauf aus, ihr Reich zu vergrößern, und Karl will dasselbe. Eine von beiden Seiten wird sich den Pass nehmen. Wenn es die Mauren sind, werden sie dich zur Sklavin machen; wenn es Karl ist, wird er dir einen von seinen Dickwänsten zum Mann geben. Es ist lediglich eine Frage der Zeit. Du hast keinen Grund zur Arroganz, meine Liebe.«
    Arima, die Adalric die ganze Zeit über in die Augen gestarrt hatte, sagte nichts. In Wahrheit war nicht ihre Arroganz daran schuld, sondern der Widerstreit von Angst und Wut. Adalric war ein widerlicher Kerl, doch er hatte die Befürchtungen, die auch Arima hegte, vorbildlich zusammengefasst.
    Adalric lächelte erneut. Er strich mit einem Finger über Arimas Oberarm. Es hätte eine sanfte Geste sein können, aber auf Arima wirkte sie beängstigend. »Es gibt einen Ausweg, schöne, kühle Herrin von Roncevaux. Du und ich, wir sind Gascogner. Warum sollen wir Gascogner es dulden, dass ständig Fremde durch unser Land trampeln? Warum nehmen wir uns den Pass nicht? Mein Vater würde so viele Soldaten zur Burg senden, dass sie sich gegenseitig auf die Füße treten würden und nicht einmal eine Ameise die Straße ungesehen passieren könnte.«
    »Warum«, stieß Arima zwischen den Zähnen hervor, »sollte dein Vater, mein
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