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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Richard Dübell
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Herrin, ich habe gegen das Gastgesetz verstoßen. Aber dieser Mann ist ein einfacher Soldat und kennt keine Sprache außer der seinen.«
    »Dann wirst du mir die Botschaft überbringen, oder nicht?«, sagte Arima honigsüß.
    Der Maure reagierte so geschmeidig, wie man es von einem erfahrenen Unterhändler erwarten konnte. Er verneigte sich ein zweites Mal, schritt dann mit königlicher Haltung um die Tafel herum und sagte zu Arima: »Die Gesandtschaft meines Herrn, des Wali, nähert sich Burg Roncevaux.«
    »Gut«, sagte Arima. »Ich werde sie persönlich am Tor empfangen.«
    Der Maure trat beiseite, damit Arima über die Bank steigen konnte. Langsam setzten die Gespräche wieder ein. Die Gascogner stießen sich gegenseitig an und deuteten auf Arima, die Mauren betrachteten ihre Fingernägel, und die Frankenkrieger entspannten sich und sicherten sich das nächste Stück Braten.
    »Wozu sollte das denn gut sein?«, japste Adalric fassungslos, dem immer noch der Wein vom Gesicht tropfte. »Ein Maure, der sich von einer Frau zusammenstauchen lässt? Ich dachte, gleich gibt’s hier eine Schlacht!«
    Arima blickte auf Adalric hinunter. Der Gascogner hatte recht. Der Maure hatte das Gastgesetz verletzt, aber wenn es zu einer Auseinandersetzung gekommen wäre, dann hätte man die Schuld ihr, Arima, gegeben. Im Nachhinein fragte sie sich, wie sie so impulsiv hatte sein können. Da hätte sie auch gleich Adalric den Weinkrug auf den Kopf hauen können; vermutlich hätte König Karl das noch eher verstanden als den Zwischenfall mit dem maurischen Boten. Und dennoch wusste sie, dass sie in einer ähnlichen Situation wieder genauso handeln würde.
    »Wenn man keinen Respekt bekommt, ist man ein Niemand«, sagte sie. »Ich bin kein Niemand.«
    Als sie dem Mauren hinaus ins Freie folgte, klopfte ihr das Herz bis zum Hals, und ihre Knie waren weich, aber keiner hätte ihr das angesehen.
    Burg Roncevaux lag auf einem leicht nach Süden abfallenden Plateau hoch über dem Scheitel des Passes; die Passstraße lief viele Mannslängen tiefer daran vorbei. Die Burg beherrschte diesen Verbindungsweg. Nach Süden und nach Norden konnte man das Gelände weit genug überblicken, um im Notfall rechtzeitig Burgknechte nach unten zu beordern und die Straße mit vorbereiteteten Hindernissen zu blockieren. Burg Roncevaux selbst war schwer einzunehmen. Wer sie angriff, musste ständig nach oben kämpfen. Ihr einziger Nachteil war die geringe Größe der Burganlage; sie konnte nicht genug Bewaffnete beherbergen, um einer ernsthaften Belagerung dauerhaft standzuhalten. Doch die Neutralität Sanches und seiner Tochter Arima hatte Roncevaux in den letzten Jahren besser beschützt als eine Hundertschaft grimmiger Krieger.
    Im Norden fiel das Plateau über einen steilen Hang ab, dessen Fuß dicht mit den letzten Ausläufern des Waldes bestanden war, der sich vom nördlichen Eingang des Passes bis hier herauf zog. Roncevaux’ einziges, nach Süden gerichtetes Tor wurde von einem steinernen Torbau gerahmt, aber der größte Teil des Ringwalls war einfach eine hölzerne Palisade, auf der ein nur teils überdachter Wehrgang um die Burganlage herumlief. Ein doppelter Wehrgraben, über den der Weg zur Burg mit zwei schmalen Dämmen führte, verlieh zusätzlichen Schutz. Unter dem Vorsprung des Wehrgangs duckten sich die Stallungen, die Schmiede und die Werkstatt des Holz- und Hornschneiders. Der Backofen und der Brennofen für die Töpferwaren standen Rücken an Rücken inmitten des Burghofs. Die Wohn- und Wirtschaftsgebäude waren alle aus Holz, niedrig und eng zusammengebaut; außer den Torbauten war nur das Herrschaftshaus ein Steinhaus, ein zweistöckiger, bescheidener Bau, dessen Eingang im Obergeschoss nur über eine hölzerne Treppe erreicht werden konnte. Im Erdgeschoss befanden sich Lagerräume und die Küche, eine Kapelle, die große Aula und Comes Sanches ehemaliger Schlafraum nahmen den ersten Stock ein, und im Dachgeschoss lagen die Trockenräume und die Räume für Arima und ihre Mägde. Den Bau des hölzernen Donjon, ein Wehrturm mit einer Basis aus Stein auf dem höchsten Punkt des Plateaus, hatte Comes Sanche noch begonnen, bevor er gestorben war. Arima hatte den Turm zumindest so weit fertigstellen lassen, dass man ihn erklimmen und von ihm Ausschau halten konnte, wenn es nicht zu sehr stürmte – die obere Plattform war noch vollkommen ungeschützt. Es war eine schmucklose, praktische Burg, nicht viel mehr als ein Straßenposten in der
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