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Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Titel: Der Kommissar und das Schweigen - Roman
Autoren: H kan Nesser
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natürlich schon mal gesehen?«
    Van Veeteren nickte.
    »Natürlich«, sagte er. »Cassavetes gehört zwar nicht zu meinen Favoriten, aber ›Der Sturm‹ zählt zu seinen besten Filmen.«
    »Ganz meine Meinung«, sagte Przebuda. »›Der Sturm‹ ist und bleibt ›Der Sturm‹. Das hat auch was mit Kreta zu tun.«
    »Zweifellos«, sagte Van Veeteren. »Darf ich dich zu einem Gläschen einladen?«
    Przebuda schüttelte energisch den Kopf. Dann lachte er.
    »Kommt gar nicht in Frage«, sagte er. »Aber ich habe etwas vorbereitet ... und ein paar gute Weine. Einen 71er Margaux und einen Mersault.«
    »Warum stehen wir dann noch hier rum?«, fragte der Hauptkommissar.
     
    »Also: case closed?«, konstatierte Przebuda, nach Pilzpiroggen, Kalbsmedaillons in Zitronensoße, Brunnenkressesalat und eineinhalb Flaschen Wein.
    »Ja«, nickte Van Veeteren. »Case closed. Eine verfluchte Geschichte, es gibt einfach keine mildernden Umstände, wenn Kinder darin verwickelt sind ... und der Himmel schweigt.«
    »Und der Himmel schweigt«, wiederholte Przebuda. »Ja, das tut er wohl. Wie bist du eigentlich drauf gekommen ... dass er es war, meine ich?«
    Der Hauptkommissar lehnte sich zurück und ließ sich mit der Antwort Zeit.
    »Das stand im Telefonbuch«, erklärte er dann.
    »Im Telefonbuch?«

    »Ja. Erinnerst du dich an Ewa Siguera?«
    Der Redakteur dachte eine Weile nach.
    »Diese Frau vom Foto?«
    »Ja. Sie heißt nicht Siguera. Sondern Figuera. Du hast dich verhört ... oder es jedenfalls falsch aufgeschrieben.«
    »Mein Gott«, stieß Przebuda aus und erstarrte, das Weinglas nur halb zum Mund geführt. »Du meinst doch wohl nicht, dass, wenn ...?«
    »Nein. Keine Sorge. Die Toten waren bereits tot. Es wäre wahrscheinlich einfach nur etwas schneller gegangen.«
    Aber wenn er näher darüber nachdachte, dann musste er sich eingestehen, dass das gar nicht stimmte. Eher im Gegenteil. Wenn er von Anfang an den richtigen Namen gehabt hätte, wäre er möglicherweise nie darauf gekommen. Oder jedenfalls nicht rechtzeitig genug ... nicht rechtzeitig genug, um das blonde Mädchen mit dem Haargummi ... nein, er wollte sich das lieber nicht vorstellen.
    Przebuda saß schweigend da und schien über etwas zu grübeln.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte er. »Was zum Teufel hatte Ewa Siguera ... entschuldige, Figuera ... mit Wim Fingher zu tun?«
    »Gar nichts«, erklärte der Hauptkommissar. »Nicht die Bohne... übrigens, ein ausgezeichneter Wein. Es ist selten, dass man diese Herbheit hinkriegt, ohne dass es in der Zunge beißt ...«
    »Ich habe noch eine Flasche«, erklärte Redakteur Przebuda.
    »Prost!«
    Sie tranken.
    »Und?«
    »Nicht die Bohne, wie gesagt«, nahm der Hauptkommissar den Faden wieder auf. »Aber als ich die Figuera anrufen wollte, stieß ich auf der gleichen Seite auf den Namen Fingher. Sogar in der gleichen Spalte, nur ein paar Zeilen tiefer. Das ist ja nun kein üblicher Name ...«

    Przebuda versuchte zu nicken und gleichzeitig den Kopf zu schütteln.
    » ... ja, und dann fielen mir die beiden Äußerungen ein, die ich bei meinem zweiten Besuch da draußen gehört hatte, am Donnerstag. Mathias Fingher, der Vater also, war es gewesen – zuerst sagte er, dass sie nur den einen Sohn haben, und später erzählte er, dass seine Frau unterwegs war, ein Enkelkind zu besuchen. Oder hat sie das sogar selbst gesagt ...?«
    Przebuda saß schweigend da und drehte sein Glas.
    »Ja, und ...?«, fragte er schließlich. »Das kann doch wohl kaum so ein starkes Indiz gewesen sein? Warum sollte er ein Mörder sein, nur ... nur weil er früher verheiratet war und eine Tochter hatte?«
    Der Hauptkommissar zuckte mit den Schultern.
    »Ich kann mich noch dran erinnern, dass der Herr Redakteur letztes Mal so voller Begeisterung über den Begriff Intuition gesprochen hat. Seine geschiedene Frau hat also seinen Namen behalten, sie wusste selbst nicht, warum, aber schlussendlich hatte es ja seine Bedeutung.«
    »Ist ja Wahnsinn«, musste Przebuda nach einer weiteren Pause zugeben. »Wirkt fast wie aus einem Drehbuch. Aber wer war diese Ewa Figuera nun eigentlich?«
    Van Veeteren zündete sich eine Zigarette an.
    »Eine Freundin von einer der drei Frauen da draußen«, sagte er. »Hat nicht das Geringste mit dem Reinen Leben zu tun. Hat nur an einem Tag im letzten Sommer das Lager besucht und ...«
    » ... und da kam ich und habe das Foto gemacht«, ergänzte Przebuda. »Das ist ja schon verdammt merkwürdig, denn
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