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Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Titel: Der Kommissar und das Schweigen - Roman
Autoren: H kan Nesser
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»Seine Mutter glaubt, dass er im Wald ist.«
    Einige Sekunden lang blieb es still.
    »Okay«, sagte Suijderbeck. »Klingt nicht abwegig. Müssen wir die Hubschrauber eben anweisen, über den Wald zu fliegen. Und um den See ... das ist wohl am wahrscheinlichsten, oder?«

    »Das ist es«, sagte Jung. »Wie läuft es mit der Kommunikation?«
    »Die Funkwagen stehen draußen«, sagte Suijderbeck und nickte. »Servinus und ich kümmern uns gleich drum. Was machen die fünfundzwanzig Mann, die gekommen sind?«
    »Warten auf Befehle«, sagte Kluuge.
    »Ab in den Wald mit ihnen«, sagte Suijderbeck. »Sie sollen sich auf das andere Seeufer konzentrieren, oder was meint ihr?«
    »Genau«, sagte Kluuge. »Das würde ich auch sagen.«
    »Scheiße«, platzte Jung heraus. »Wisst ihr was? Mir fällt da was ein ... ich habe einen Kerl mit Fahrrad gesehen, als wir nach Waldingen rausgefahren sind. Heute Nacht, meine ich. Er hat gegen einen Baum gepisst ... sein Fahrrad stand neben ihm. Ich habe zwar nur seinen Rücken gesehen, aber er kann es gewesen sein ...«
    »Meine Güte!«, stöhnte Reinhart. »Und dich haben sie zum Inspektor gemacht?«
    Jung schüttelte den Kopf und murmelte etwas vor sich hin.
    »Ist der Kommissar nicht auch dort längs gefahren?«, fragte Van Veeteren.
    »Hört auf«, sagte Lauremaa. »Falls er das war, dann heißt das jedenfalls, dass wir an der richtigen Stelle suchen.«
    »Es ist jetzt Viertel vor acht«, sagte Suijderbeck. »Also brechen wir auf und fangen den Teufel!«
     
    Er wachte auf und schaute auf die Uhr.
    Fünf vor acht.
    Er hatte doch ein paar Stunden geschlafen. Das war ein schönes Gefühl, schön und notwendig.
    Auch kein schlechter Platz. Geschützt und sonnenwarm. Zwischen den Ästen konnte er den See ahnen und in einiger Entfernung fröhliche Mädchenstimmen hören. Wahrscheinlich hatte er sie schon gehört, als er noch schlief, denn es kribbelte bereits in ihm, und seine Erektion war genauso hart wie der Gummiknüppel.

    Er hielt den Gummiknüppel in der Hand, wie er erst jetzt merkte. Musste lachen, ergriff mit der anderen Hand seinen eigenen und verglich.
    Eine Blonde, dachte er. Zehn Punkte für eine Blonde.
    Aber es war natürlich auch mit einer anderen ganz in Ordnung.
    Er zog sich auf die Ellbogen hoch und spähte zum Wasser hinunter.
     
    »Ich habe es gestern verloren«, erklärte Helene Klausner. »Als wir da oben waren.«
    Sie zeigte zwischen die Bäume.
    »Es muss irgendwo da oben liegen. Kommst du mit?«
    Ruth Najda schüttelte den Kopf.
    »In zehn Minuten gibt es Frühstück. Und sie haben uns gesagt, wir dürften nirgends hingehen. Da ist wohl irgendwas passiert, die haben deshalb jetzt eine Besprechung.«
    »Es dauert bestimmt nicht länger als fünf Minuten.«
    »Ich will nicht.«
    »Du darfst dir auch meine Tauchermaske ausleihen.«
    »Ich will nicht, das habe ich doch schon gesagt.«
    »Wartest du dann hier solange, wenn ich allein hinlaufe?«
    Ruth Najda kletterte vom Felsen hinunter.
    »Ich finde, wir sollten jetzt lieber zum Speisesaal gehen. Die anderen sind schon da. Du kannst es doch später noch holen. Das ist doch nur so ein Haargummi.«
    Helene Klausner schüttelte ihr langes blondes Haar.
    »Aber ich brauche es. Ich werde es jedenfalls suchen gehen. Wartest du so lange?«
    »Na gut«, seufzte Ruth Najda. »Aber du musst dich beeilen, ich habe Hunger.«
    »Fünf Minuten!«, rief Helene und verschwand zwischen den Bäumen.

39
    Jung setzte sich hinter Suijderbeck und Servinus in den Funkwagen. Er spürte, wie die Müdigkeit ihm langsam in die Knochen kroch, während er auf die roten Digitalziffern starrte, die die zähen Minuten dieser Morgenstunden zählten.
    08.16
    08.17
    Wie viele Minuten würde es dauern? dachte er. Bevor etwas passierte. Hundert? Tausend?
    Gab es eigentlich irgendwelche Argumente dafür, dass Wim Fingher sich wirklich hier in Sorbinowo aufhielt? Und nicht irgendwo anders, wo auch immer?
    Wenn er nur eine einzige Minute an diesem Morgen das Radio gehört hatte, dann musste er doch wissen, dass sie hinter ihm her waren. Dass er ein gehetztes Wild war – auch wenn er ein wahnsinniger Mörder war, musste er doch Verstand genug besitzen, von hier abzuhauen?
    Auf dem Fahrrad oder zu Fuß.
    Durch die Wälder.
    Sollte man nicht auch bei so einem Wahnsinnigen eine gewisse Logik voraussetzen?
    »Was denkt ihr?«, fragte er.
    »Verdammter Mist, ich weiß es nicht«, sagte Servinus. »Und was denkst du selbst?«
    »Schwer zu sagen. Es wäre
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