Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Titel: Der Kommissar und das Schweigen - Roman
Autoren: H kan Nesser
Vom Netzwerk:
begann Frau Fingher. »Warum. . .?«
    »Heißt das, Sie wissen nicht, wo er ist?«
    »Nein, wieso ...?«
    Es dauerte nicht lange, bis Van Veeteren begriff, dass ihre Verwirrung echt war.
    »Jung und Servinus!«, befahl er. »Durchsucht das Obergeschoss! Lauremaa und Tolltse, ihr nehmt Frau Fingher mit ins Auto!«
    »Aber ...«, versuchte Mathias Fingher sich zu äußern.
    »Lasst sie sich vorher was anziehen.«
    Der Hauptkommissar schob Servinus zur Seite und ließ sich direkt gegenüber von Herrn Fingher nieder. Bohrte seinen Blick aus einem halben Meter Abstand in den seines Gegenüber.
    »Herr Fingher«, sagte er. »Es kann sein, dass Sie von all dem überhaupt keine Ahnung haben, und in dem Fall ist es ganz schrecklich für Sie ... aber wie dem auch sei, Ihr Sohn ist ein Mörder. Ein Mörder und Vergewaltiger ...«
    Fingher öffnete und schloss seinen Mund ein paar Mal, und wieder sah es so aus, als wäre er auf dem besten Weg, sein Bewusstsein zu verlieren. Seine Gesichtsfarbe wechselte hin und her, und die Hände auf seinen Knien zitterten.
    »Wir müssen ihn finden. Wo ist er?«
    »Ich ... ich weiß nicht.«
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Das ... gestern Abend.«

    »Er hat einen Film im Fernsehen gesehen«, warf Frau Fingher ein. »Wir sind früh ins Bett gegangen.«
    »Und warum liegt er dann jetzt nicht in seinem Bett?«
    Mathias Fingher schüttelte seinen großen Kopf.
    »Er muss rausgegangen sein«, sagte Frau Fingher und verschwand, um sich etwas anzuziehen. Tolltse und Lauremaa folgten ihr auf dem Fuße. Einige Sekunden lang blieb es still.
    »Ich bitte Sie«, platzte Mathias Fingher dann heraus. »Sagen Sie, dass Sie nur Spaß machen!«
    »Leider nicht«, sagte der Hauptkommissar.
     
    »Das Fahrrad!«, sagte Reinhart. »Der Kerl ist mit dem Fahrrad davon!«
    Die Karawane befand sich auf dem Weg zurück aus dem Wald. In etwas veränderter Gruppierung – der Hauptkommissar, Reinhart und Jung im ersten Auto. Tolltse, Lauremaa und Frau Fingher im zweiten. Kluuge, Servinus und Herr Fingher im dritten.
    »Was wollen wir machen?«, fragte Jung.
    »Na, ihn zur Fahndung ausrufen natürlich!«, zischte Reinhart.
    »Mobilisiere jeden einzelnen Polizisten im ganzen Distrikt und schnapp ihn dir. Das Fahrrad!«
    Van Veeteren nickte.
    »Ruf sofort Suijderbeck an«, sagte er. »Es ist noch nicht fünf, aber wir dürfen jetzt keine Zeit verlieren. Ja, lass ihn in allen Medien, die es nur gibt, suchen!«
    Reinhart kam dem Wunsch des Hauptkommissars nach und trat anschließend das Gaspedal durch.
    »Mir ist schlecht«, sagte er. »Verdammte Scheiße, wie ich das verabscheue! Jetzt sind wir schon wieder in so einer Lage.«
    Van Veeteren gab keine Antwort.
    »Habt ihr ein Foto?«, fragte Jung.
    »Mist«, sagte Reinhart. »Das brauchen wir natürlich ...«
    »Przebuda«, sagte der Hauptkommissar.

    »Was?«, fragte Jung.
    »Die Lokalzeitung«, erklärte der Hauptkommissar. »Die müssen doch eins haben. Wenn wir angekommen sind, rufe ich dort an und wecke den Chefredakteur.«
    Reinhart räusperte sich.
    »Glaubst du ...?«, setzte er an. »Ich meine, glaubst du, dass er wieder unterwegs ist?«
    »Was glaubst du?«, fragte Van Veeteren.
    Und während der restlichen Fahrt saßen sie schweigend da, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.

38
    Van Veeteren selbst trug das Tablett und stellte es vor Mirjam Fingher hin.
    Tee. Saft. Brote mit Käse und Wurst. Er ging zurück und schloss die Tür. Dann setzte er sich auf die andere Pritsche.
    »Bitte«, sagte er. »Ich habe ein paar Fragen. Ich gehe davon aus, dass Sie zur Zusammenarbeit bereit sind, es gibt ja keinen Grund, die Dinge noch schlimmer zu machen.«
    Sie nickte und trank einen Schluck Tee. Er betrachtete sie. Ihre kräftige Gestalt schien während der Fahrt nach Sorbinowo zusammengeschrumpft zu sein. In sich gefallen ... Als wäre das Äußere dabei, das Innere aufzufressen, dachte er.
    »Was glauben Sie, wo er jetzt ist?«
    Sie versuchte mit den Schultern zu zucken, aber es gelang ihr nur ansatzweise.
    »Ich weiß es nicht.«
    Ihre Stimme balancierte auf einer dünnen Schneide, sie war kurz vorm Zusammenbrechen.
    »Wir müssen ihn finden, bevor er es wieder tut«, sagte der Hauptkommissar. »Wie wir die Dinge sehen, so besteht ein ziemlich großes Risiko, dass er sich gerade aus diesem Grund auf den Weg gemacht hat ... oder haben Sie einen anderen Vorschlag?«

    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein.«
    »Er kann nicht geahnt haben, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher