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017 - Orungu - Fratze aus dem Dschungel

017 - Orungu - Fratze aus dem Dschungel

Titel: 017 - Orungu - Fratze aus dem Dschungel
Autoren: Larry Brent
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    Er
hielt den Atem an und drückte vorsichtig die Tür auf.
    Alles
war still. Nur das Stampfen und Dröhnen der Motoren im Maschinenraum erfüllte
den Schiffskörper.
    Dave
Hoyle starrte in die dunkle, mit muffiger Luft gefüllte Kabine. Er sah die
einfache Holzkoje, in der sich schwach die Umrisse eines schlafenden Menschen
abzeichneten. Der Fremde. Auf geheimnisvolle Weise war er an Bord gekommen.
Nichts weiter als eine große Holzkiste hatte er bei sich gehabt. Eine Kiste,
die an einen grob zusammengezimmerten Sarg erinnerte.
    Was
transportierte der rätselhafte Passagier in dieser Kiste?
    Hoyle
wollte es genau wissen. Seit Beginn der Reise ließ es ihm keine Ruhe. Und heute
Nacht nun war endlich die Stunde gekommen, wo die anderen erschöpft in ihren
Kojen lagen, wo keiner auf ihn achtete.
    Der englische Seemann drückte langsam die Tür hinter
sich zu. In der rechten Hand hielt er einen Enter haken, mit dem er den Kistendeckel
anheben wollte.
    Hoyle presste die Lippen zusammen.
Die lange, mannsgroße Kiste stand genau unter der Koje des Schläfers.
    Seit Wochen hielt sich dieser merkwürdige
Mann hier unten auf. Nicht ein einziges mal war er an
Deck gekommen. Er ließ die Kiste nicht allein in der Kajüte zurück. Der Inhalt musste
sehr wertvoll sein. Vielleicht ein legendärer Schatz?
    Unruhe und Neugierde erfüllten
Hoyle in einem Maß, wie er es nie zuvor gekannt hatte. Wenn der Fremde seine
Kajüte nicht verließ, dann musste man eben zu ihm kommen. Es war anzunehmen, dass
er auch einmal schlafen musste. Kein Mensch konnte Tag und Nacht wachen.
    Schweiß perlte auf dem
unrasierten, braungebrannten Gesicht des Seefahrers.
    Hoyle bückte sich, kroch unter die
Koje und setzte den Enterhaken an. Es würde keine Schwierigkeiten bereiten, den
nur lose angenagelten Deckel anzuheben.
    Wie ein Geist tauchte der Schatten
neben ihm auf. Hoyle kam nicht mehr dazu, den Ablauf der Dinge zu begreifen.
    Blitzschnell wurde ihm der
Enterhaken entrissen, während eine zweite Hand ihn brutal auf die Seite
drückte.
    Und dann bohrte sich der eiserne
Gegenstand in seine Bauchdecke und zerriss seine Eingeweide.
    Mit einem gurgelnden Laut brach
Hoyle zusammen, während die unheimliche Gestalt sich auf ihn stürzte und
abermals zustieß.
    »Du hast nichts daran zu suchen«,
wisperte eine leise, schwache Stimme. »Das ist mein Eigentum .«
    Erst als der Körper sich nicht
mehr rührte, hörte der Mörder auf, auf sein Opfer einzuschlagen und
einzustechen.
    Dave Hoyle lag in seinem Blut. Er
war tot.
     
    ●
     
    Mit dem Enterhaken schleifte der
ausgemergelte Mann, an dem kein Gramm Fett war, sein Opfer zur Wand. Es
bereitete dem geheimnisvollen Bewohner der Kajüte Mühe, den Toten aufzurichten,
nachdem er sich selbst bis auf eine khakifarbene Hose entkleidet hatte, um
seine Kleidung nicht mit Blut zu verschmieren.
    Er öffnete das Bullauge, und nach
mehrmaligem Versuchen gelang es ihm endlich, den Toten nach draußen zu
schieben. Man hörte im Pfeifen des Windes und im Rauschen der Wellen nicht
einmal den Aufschlag.
    Der brutale Mörder setzte nun
alles daran, die Spuren der Tat zu beseitigen. Mit alten Lumpen saugte er das
Blut von den ölgetränkten Dielen auf und warf auch die Lumpen hinaus ins Meer.
Zuletzt folgte das Mordinstrument, der Enterhaken, nach.
    Der hagere Mann blickte sich mit
fiebrig glänzenden Augen um und sah nach, ob er auch nichts vergessen hatte.
Die kleinste Spur konnte ihm gefährlich werden. Sorgen
bereiteten ihm schließlich nur noch die dunklen Flecken auf dem Boden. Man
würde auf sie aufmerksam werden, sobald man den Seemann vermisste.
    Aber auch hier wusste sich der
Mörder zu helfen.
    Er schob mit großer Kraftanstrengung
die rohe Holzkiste ein wenig nach vorn, so dass sie die verräterischen Blutflecken verdeckte.
    Genugtuung spiegelte sich auf dem
wächsernen Gesicht. Dann ging der Hagere zum Bullauge und verschloss es wieder.
Die Zufuhr der salzigen Seeluft wurde gestoppt. Und schon wenige Minuten später
war es wieder so muffig und schwül in der kleinen Kajüte, als würde die Sonne
mit aller Macht auf das Deck knallen.
    Mit müden Bewegungen stieg der
Mann in seine Koje, streckte sich aus und starrte mit offenen Augen zur Decke.
Abwesend und gedankenverloren lauschte er auf das Stampfen und Dröhnen der
Maschinen. Er hörte darin ferne, wispernde Stimmen, das Brausen des Meeres an
einem fernen Gestade, vernahm das Tam-Tam der Urwaldtrommeln.
    Das fiebrige Glänzen in seinen
Augen
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