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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren
Autoren: Tanja Kinkel
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nicht aus Phantásien. Sie ist ein Wanderer. Ich weiß wieder, wohin das Nichts f üh r t, Res. E s f ührt in die Mensc h enwelt. Ein vergi f t e t e r Weg, denn ihr W esen a us Phantásien wer d et durch i h n eurer wa hr en Gestalt beraubt, werdet dort Lügen genannt und dient dazu, die Menschen zu verwirren. Doch es ist ein W eg, und ich bin sicher, ein W anderer übersteht ihn, ohne seinen Kern zu verlieren.«
    Es war überaus unwirklich, ihn das so ruhig und fest auseinander setzen zu h ören, als säßen sie friedlich auf einer W i ese und hätten alle Zeit der W elt, statt über dem R achen zu v erharren, der in kürze s ter Z eit alles verschlingen würde, was von P h antásien noch übrig war. Doch jedes einzel n e W ort gab Res etwas Halt, m ehr, als es die unzerstörbare Schlinge tat.
    »Und du«, ächzte sie, gegen den Sog ank ä mpfend, »kannst du auch diesen Weg gehen?«
    » W ahrscheinlich, aber es gi b t in d er Me n sch e nwelt nichts m ehr für m ich. Oder zu viel. Res, ich habe das schwarze Pulver erfunden, das Schießpulver, und ich bin nur froh, dass ich es wenigstens nicht nach Phantásien gebracht habe. In m einer W elt…«
    Bei den letzten W orten hatte er lauter und lauter werden müssen, denn inzwischen hatten sich die W i ndriesen eingefunden, die zu den wenigen Bewohnern Phantásiens gehörten, die vom Nichts noch nicht erfasst worden w a ren, und stü r zten sich dem Horizont entgegen. Der Teppich wurde erfasst, und Yen Tao-tzu sprang m it Res hinab, um nicht m itgerissen zu wer d en. Mittler w eile v e rstand sie Yen Tao-tzus Worte kaum m ehr, sosehr er auch brüllte. Aber wie sie es ein m al in Sassafranien und ein ander m al in Sefirot getan hatte, sperrte sie alles andere aus und sah nur noch einen einzigen P unkt. Sie klam m erte sich an Yen Tao-tzu f e st, und er hielt sie, während sie stürzten, ohne noch zu wissen, wohin. Es gab keine Angst m ehr vor der Zukunft und kein Bedauern über die Vergangenheit. Es gab nur das Hier und Jetzt.
    Dann herrs c hte m it einem Mal völlige Stille, als hielte die Zeit selbst ihren Atem an. Von irgend w oher rief die Stim m e eines Jungen:
    »Mondenkind! Ich kom m e!«
    Und Phantásien wurde neu geboren.
     

 
EPILOG
     
    Der Zug, der Bastian Balthasar Bux, den Retter Phantásiens, zum Elfenbeinturm führen sollte, wurde m it jedem Tag länger. B ewohner aus allen L ä ndern wollt e n den Menschen sehen, der m it dem Na m en Mondenkind der Kindlichen Kaise r in die Rettung und Phantásien Erneuerung gebracht hatte. Auch seine Legende wuchs m i t jed e m Tag m ehr, und m an erzählte sich s e ine Gesc hi chte überall: wie der Gesandte der Kindlichen Kaiseri n , Atreju, ihn unter unsäglichen Mühen gefunden hatte; wie die Kin d liche Kaiserin so weit gehen musste, sich selbst in d as Ende P h antásiens, d as Ei des A lten vom Wandernden Berge, einzusiegeln, um das Überwechseln des Retters aus der W elt der Menschen in die ihres Reiches zu erzwingen; wie Bastian seit seiner Ankunft den Gl a nz trug und Heldentat nach Heldentat vollbrachte; wie selbst die Magierin Xayide von ihm besiegt worden und nun zu seiner eifrigs t en Anhängerin geworden war.
    Bastian ritt an der Spitze des Zuges, und da m it jedem Tag neue Gesandte eintrafen, gab es Angehö r ige der Karawane, die noch nie persönlich m it ihm ge s prochen hatten und sich auch nicht einig darüber waren, wohin es eigentlich ging. Einige behaupteten, Bastian suche nach einem Rückweg in die Welt der Menschen, doch die m eisten g l aubten zu wissen, dass er nach dem Elfenbeinturm suchte, um m it der Kindlichen Kaiserin zusammenzutreffen.
    »Aber«, fragte der Sassafranier L avan, nachdem er sich der Karawane angeschlossen hatte, »begegnet m an der Goldäugigen Gebieterin der W ünsche nicht nur ein einziges Mal ? «
    Der Dschinn, der ihn unter seine Fittiche genom m en hatte, weil er Lavan insgeheim noch für zu jung hie l t, um allein durch die Welt zu reisen, hob vielsagend die Händ e . » W er kann schon wissen, ob für den Retter Phantásiens das gleiche gilt wie für unsereins ? «
    Natürlich wurde bei ei n er solchen Menge auch viel getuschelt. Es fiel allge m ein auf, dass Atreju, einst Gesandter der Kindlichen Kaiserin, m it seinem Drachen Fuchur anfangs dem Zug als Späher vorausgeeilt war und viel Zeit m it Bastian verbracht hatte und nun ganz a m Schluss der Karawane reiste. Der e i ne oder andere W eggefährte hatte bereits den Versuch ge m acht, Atreju über die
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