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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren
Autoren: Tanja Kinkel
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eten aneinander vorbei, obwohl ein Teil von ihr fand, dass die Katze im Recht war.
    »Morgen fliegen wir nach Sirido m «, sagte Res und beendete da m it das Gespräch. Doch keiner von ihnen konnte in dieser Nacht noch schlafen.
     
    Am Morgen suchten sie sich ei n i ge Beeren; die Katze hi e l t vergeblich nach Mäusen Ausschau, dann, widerwillig, nach Käfern oder Wü r m ern, und kehrte m it dem Bericht zurück, es gebe keine m ehr.
    Überhaupt keine mehr, sch l oss s i e. Und das ist unmöglich. Als ob sie alle fortgelaufen wären, aber w ohin können Mäuse, Käfer und Würmer schon laufen?
    »Ich habe das ungute Gefühl, dass wir es herausfinden werden«, sagte Yen T ao-tzu.
    An diesem Tag konnten sie kei n e zwei Stunden fliegen, ohne wieder irgendwo dem Nichts ausweichen zu m üssen. Ob Gegenden m it Städten, Ebenen oder Moraste, hügelige W i esen oder feuchte Urwälder Phantásien war wie eine m it Sprüngen und Brüchen durchzogene Tonplatte, auf der ein m al Figuren gestanden hatten, bis je m and begann, die Platte schräg zu halt e n, nicht einfach u m zukippen, sondern schräg zu halten, da m it sie, eine nach der anderen, abstürzten.
    Das war das Schlim m ste: Es gab auch keine Massen m ehr, die vor der blinden Vernichtung flohen. Die einzige größere Menge von lebendigen Wesen, die sie von oben a u s m achen konnten, stürzte sich geradewegs in das Nichts hinein.
    Phantásien h atte sich au f gegeben.
    Und warum auch nicht, dachte R e s. Ich hatte ein Ziel, und ich habe es ebenfalls aufgegeben. Man erreicht einen Punkt, an dem man nur noch etwas will, das m an in Händen halten kann. Nicht Rettung für jeder m ann, nicht Freiheit für alle, nicht Herrschaft oder H eldentaten nur diejenigen, die m an liebt, noch ein m al in den Ar m e n halten. Und das ist all e s.
    Aber es war ein m al anders gew e sen, das wusste sie noch. Es hatte Orte wie das Sternenkloster Gigam gegeben, in denen die klügsten Wesen von ganz Phantásien sich zusam m enfanden, um über die großen Ungelösten Fragen nachzugr ü beln, nicht weil es ih n en etwas nützte, nicht weil es sie persönli c h betraf, sondern weil Denken etwas Gutes war und alle anging. Es hatte Leute wie Ti m o t heus den Walführer gegeben, die m isstrauis c hen Fre m d e n einfach so halfen, ohne Gegenleistung, und später keine bösen Absichten offenbarten, sondern nur gute W ün s che. Es hatte… es gab je m anden w i e Pallas, die ihr Leben da m it verbrachte, T e ppiche wiederherzustellen, die sie doch nie sehen konnte, um der W elt ihre Schönheit zu bewahren.
    Als ein Tropfen auf d e n Teppich fiel, schaute Res nach oben, auf der Suche nach Regen w olken, fand aber nur einen wolkenlosen blauen Himmel. Da erst m e rkte sie, dass sie zu weinen begonnen hatte. Es waren keine wütenden oder verzweifelten Tränen, und sie hatten kaum etwas m it ihr selbst zu tun. Es war das verlorene P hantásien, das sie beweinte.
    Die nächsten Tränen rannen nicht m ehr ihr G e sicht hinunter, sondern gefroren zu kleinen salzigen Kristallen auf ihren W ang e n.
    Täusche ich mich, oder ist es viel zu kalt hier?, beschwerte sich die Katze und kletterte auf Res’ Schoß. Yen Tao-tzu schaute hinunter, wo nichts als schneeige Ber g e in blendendem W eiß zu sehen waren.
    »Kein W under«, be m erkte er und rückte dicht neben Res.
    »Die Leonesinnen«, sagte sie plötzli c h. »Sie werden das vielleicht nicht schaffen.«
    Na und? Umso besser! Falls du es vergessen hast, die wollen immer noch…
    »Ich habe es nicht vergessen«, s a gte Res und drehte sich um. Die kleine S andwolke veränderte stä n dig ihre Form und schien tatsächlich m it ernsthaften Schwierigkeiten zu k ä mpfen. »Teppich, flieg zurück, unter die Sand w olke.«
    Was?!
    »Ich verstehe«, sagte Yen Tao-t z u. »Jedes Leben ist kostbar, vor alle m , wenn überall sonst Leben untergeht.«
    Ja, vor allem mein Leben, gab die Katze zurück und beließ es dabei.
    Als der Teppich unter der Sandwolke verharrt e , rief Res: »Fli eg t m it uns! W e nn wir a l le u nsere W ärme m iteinan d er teilen, w e rden wir auch alle das Gebirge überqueren können.«
    Die quellende, ständig m it der Erstarrung kämpfende Sandwolke zog sich zusammen. D a nn strö m te sie in zwei kleinen Säulen auf den Teppich u n d fo r m te sich zu zwei etwas zu gr o ßen Katzen, die aber weniger Platz wegnahmen, als es z w ei weitere Gestalten in Res’ Größe getan hätten. Schnurrspitz m a chte Anstalten, sie anzufauchen,
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