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Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer
Autoren: Arthur Escroyne
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Hand, unaufhörlich.
    »Guten Abend, Mrs Gaunt.«
    Langsam wendet sie sich um, als sei es einerlei, wer eintritt.
    Durch den Kopfverband erkennt sie Ralph nicht gleich.
    »Ich bin Sergeant Bellamy.«
    »Sergeant?« Ihr Blick verdüstert sich. »Polizei zu Mittag, Polizei am Abend? Was wollen Sie jetzt schon wieder von mir?«
    »Ich habe Besuch für Sie.« Ralph geht näher.
    Die Kranke zeigt auf seinen vermummten Kopf. »Was ist passiert?«
    Ralph greift zu einer Notlüge. Es geht nicht darum, dass Emilys Mann ihn niedergeschlagen hat. Es geht um das innere Gefängnis, in dem diese Frau sich verbarrikadiert. »Ein Arbeitsunfall, halb so schlimm.«
    »Wo ist Ihre Chefin?«
    »Darf sie den Besuch hereinbringen?«
    Keine Neugier, kein Interesse. Mrs Gaunt hebt den Blick zu den stummen Bildern. Ralph greift zur Fernbedienung und schaltet ab. Ein Geräusch vor der Tür. Inspector Daybell schiebt einen Rollstuhl. Zwielicht im Zimmer, nur eine Lampe brennt, beleuchtet auch den Bettrand. Die Beine des Mannes im Rollstuhl tauchen in das Licht. Auf seinen Knien liegt ein schwarzer Stock. Der Knauf ist aus getriebenem Silber und läuft in eine Hundeschnauze aus. Die Hand des Mannes umfasst den Knauf. Ein Griff wie eine Erinnerung. Er hat den Stock oft benutzt.
    Die Frau im Krankenbett erschrickt, weniger über den Besucher als über das Ding in seiner Hand. Sie betrachtet die sanften Züge des alten Menschen, seine freundlichen Augen. Der scharfe Rand auf seiner Stirn lässt darauf schließen, dass er im Freien eine Mütze trägt.
    »Hallo, Papa. Was machst du denn hier?«
    Er antwortet nicht, aber sein Blick verrät, er kennt die Stimme.
    Fragend schaut Mrs Gaunt zur Kommissarin. »Warum bringen Sie ihn her?«
    Rosy beugt sich über den nickenden Kopf des Mannes. »Sie haben Ihrem Vater viel zu erzählen. Das sagten Sie zu mir. Sie fürchten, er versteht Sie nicht mehr. Glauben Sie mir, Mrs Gaunt, Ihr Vater versteht Sie ganz genau.«
    Nach einer Pause ergreift Emily die geschrumpfte Männerhand. »Hast du deinen Stock wieder, Papa?« Bei der Berührung des Silberknaufes erstarrt sie. Ein Schluchzen bricht aus ihr hervor.
    »Ihr Vater schärfte Ihnen ein, sich niemals aufzugeben, Emily. Sagen Sie ihm, was Ihnen auf der Seele brennt. Ich bitte Sie. Tun Sie es für sich selbst.«
    Die Tränen laufen über Mrs Gaunts Wangen, suchen ihren Weg in den Falten des eingefallenen Gesichts.
    »Sie decken einen zweifachen Mörder«, fährt Rosy fort. »Den Mann, der seine Geliebte erschlug. Der Ihre Freundin Harriet in die Tiefe stürzte. Den Mann, der Sie vergiftet hat.«
    »Es stimmt nicht«, murmelt die Kranke. »Es stimmt so nicht.«
    Ralph will etwas erwidern. Rosy gibt ihm zu verstehen, er soll sich gedulden.
    Der alte Mann wird unruhig. Sein Kopf nickt schneller. Mühsam bewegen sich seine Lippen. Er ringt mit einem Wort.
    »Todd – Tod – dy.«
    »So nannte er mich als kleines Mädchen«, flüstert Emily. »Toddy und Daddy gehen in die Stadt.« Mit beiden Händen streicht sie das Haar zurück. Ihre Züge straffen sich. »Edward sagte, er wollte unsere Ehe retten. Dass er es für uns getan hat. Es war ein Unfall, sagte er.«
    Über dem Rollstuhl richtet Rosy sich auf. »Was genau ist Dienstagnacht passiert?«
    »Abends hatte er das Seminar mit der gesamten Gruppe. Danach kommt er meistens heim.«
    »Aber nicht an diesem Dienstag.«
    »Er rief mich an. Die Studenten hätten ihn zum Bier eingeladen. Es würde später werden.«
    »Wann kam er tatsächlich nach Hause?«
    »Zwanzig Minuten vor zwölf.«
    »Wieso wissen Sie das so genau?«
    »Weil ich nicht einschlafen kann, wenn er nicht da ist. Ich schaue ständig auf die Uhr. Endlich fuhr das Auto auf den Parkplatz. Er kam herein, in einem schrecklichen Zustand. Er wirkte abgehetzt.«
    Rosy stützt sich auf die Rollstuhlgriffe. »Abgehetzt?«
    »Er rechnete damit, dass die Polizei jederzeit zu uns kommt. Er erzählte von einem fürchterlichen Unfall, bei dem Miss Perry zu Tode gekommen ist.«
    »Was sagte Ihr Mann, weshalb er Gwendolyn getroffen hat?«
    »Angeblich ließ sie ihn nicht in Ruhe. Sie liebte ihn noch und wollte nicht wahrhaben, dass es aus ist.«
    »Und das glaubten Sie ihm?«
    »Anfangs ja.«
    »Hat er jemals die Scheidung von Ihnen verlangt?«
    Mrs Gaunt senkt den Blick. »Ich habe Edward gedroht, mich umzubringen, falls er mich verlässt.«
    »Da haben Sie ihn wohl auf eine Idee gebracht«, sagt Ralph in die Stille.
    »Dienstagabend hat Miss Perry Ihrem Mann
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