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Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer
Autoren: Arthur Escroyne
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ignoriert mein Angebot und steckt die Dienstwaffe ein.
    »Dinner um sieben?«
    Die Hand am Pistolenhalfter, steigt sie auf die Zehenspitzen und küsst mich. »Wäre das nicht toll, Arthur? Wäre es nicht großartig, wenn es diesmal geklappt hätte?«
    Rosemary ist die Schwertlilie meines Lebens. Die scharf gezähnten Blütenblätter lassen auf ihren brillanten Verstand schließen. Blauviolett wie die Lilie sind Rosemarys Augen. Ihr Blick dringt tief und sieht vieles, was im Verborgenen liegt. Sie ist die stolzeste Blume in meinem Garten. Ich würde ihr so ziemlich jeden Wunsch erfüllen, auch den einen, der mich sprachlos machte, als sie davon anfing. Ich möchte mit Rosy ein Kind. Wäre da nicht das Problem. Sie ist feinfühlig genug, es nicht offen auszusprechen – vermutlich liegt es an mir. Mein Blut ist alt, uralt. Es erzählt von vergangenen Epochen, von Generationen ein und derselben Familie, die dieses Blut bewahrt und fortgezeugt haben. Während der Jahrhunderte hat unser Blut seine Kraft verloren, es pocht nicht mehr so forsch wie früher, als wir Kreuzritter waren, Feldherren, Berater des Königs. Leise fließt das Blut in meinen Adern und macht die natürlichste Sache der Welt zur Schwierigkeit. Ich bin Harold Philipp Arthur Escroyne, der 36. Earl von Sutherly, und es besteht der Verdacht, ich könnte zeugungsunfähig sein. Wie schlecht es um meinen Stammbaum steht, erfuhr ich im Krankenhaus, als mich eine mütterliche Krankenschwester, bewaffnet mit einem Plastikbecher, in ein enges, schwach beleuchtetes Zimmer führte. Ich produzierte das Gewünschte, meine Samen wurden auf die Probe gestellt.
    Ich könnte dazu in der Lage sein, hieß es. Ich muss nicht unbedingt der Letzte meines Namens sein, durch mich könnten sich die Escroynes auf natürlichem Wege fortpflanzen. Fürs Erste ist das Rosys Ziel. Sie lehnt Befruchtungsmethoden ab, die an das Befüllen einer Rumkugel erinnern. Rosemary ist im 38. Lebensjahr. Wie lange werden ihre Geduld und die weibliche Biologie noch auf die natürliche Ejakulation eines Escroyne bauen?
    Die alte Lederjacke ist Rosys Uniform. Außer an heißen Sommertagen trägt sie das Ding bei jedem Wetter. Ich habe es ihr geschenkt, nachdem ich das Motorrad verkaufen musste. Rosy behauptet, die Jacke rieche nach mir und nach einer wunderbaren Schottlandreise. Solche Sachen behauptet sie einfach.
    Ich beobachte ihren Abstieg von meinem Fenster aus. Es sind 106 Stufen vom Eingangstor bis zum Parkplatz. Wer uns besuchen möchte, muss diese 106 Stufen überwinden. Wer eilig von hier fortwill, ist gezwungen, die 106 wackeligen, ausgetretenen Stufen hinunterzuspringen. Rosys Idee, an der Nordseite eine Straße hochzuziehen, werden wir uns nie leisten können.
    Sie taucht am Fuß des Schlosses auf und winkt. Sie weiß, dass ich hier stehe und ihr nachschaue, bis unser Kombi unter dem Blätterdach verschwindet. Der Rücksitz und die Ladefläche des alten Volvo sind voller Erde und feuchter Blätter. Im hinteren Fenster klemmt ein abgerissener Quittenzweig. Ich sollte den Wagen wirklich mal sauber machen.
    Von meinem Fenster sehe ich weit hinaus, erblicke sogar das Labyrinth im Herzen der Stadt. Es ist ein historischer Formgarten aus Buchsbaumhecken. Man hat ihn Lady Caroline gewidmet, die vor 200 Jahren dort enthauptet wurde. Lady Caroline war eine verheiratete Dame des 17. Jahrhunderts, die sich in dem Irrgarten mit einem jungen Mann traf und von ihrem Ehegatten deshalb einen Kopf kürzer gemacht wurde. Carolines Labyrinth gehört zu den Sehenswürdigkeiten unserer Stadt. Früher war es größer, man konnte sich darin verlaufen. Nach und nach fiel der Garten der wachsenden Bevölkerung zum Opfer. Im letzten Jahrhundert drängten die Wohnhäuser das Labyrinth so weit zurück, dass es heute nur noch aus ein paar Hecken besteht. Es ist ein beliebter Treffpunkt für Liebespaare.
    Ich schaue in die Ferne. Sutherly Castle ist der höchste Punkt weit und breit. Es liegt höher als die Ausläufer der Cotswolds, die nördlich von Trench-upon-Water beginnen. Dem Kalksteingebirge, das die Grafschaften Oxford, Gloucester und Warwick durchzieht, verdankt unsere Stadt ihre wenigen Touristen. Ihre bunten Rucksäcke tauchen ab Mai in den Hügeln auf und verschwinden Mitte Oktober wieder aus der Gegend. So gut wie jedes Haus, jede Brücke und die meisten Denkmäler bestehen aus Kalkstein. Sutherly Castle macht da keine Ausnahme.
    Die ersten Steine zum Bau der Burg wurden vor 900 Jahren aus dem Berg
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