Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer
Autoren: Arthur Escroyne
Vom Netzwerk:
Beruf ihr Leben aufs Spiel setzt. Zwischendurch vergesse ich es wieder und rede mir ein, sie ist eine gewöhnliche Beamtin. Aber so wie die Schwertlilie dort steht, die Lederjacke zurückgeschlagen, damit sie leichter an die Dienstwaffe kommt, ist kein Zweifel möglich, die Arbeit von Beamten sieht anders aus. Ich liebe die kräftige Frau mit dem wilden Haar, der verwegenen Jacke, den derben Schuhen. Ich möchte sie nicht anders. Nur im Augenblick wünsche ich mir Rosy weit weg, irgendwohin, wo kein Mörder aus einer Tankstelle stürmt und ihr in seiner Verzweiflung eine überbrät. Ich will nicht, dass Rosy zur Pistole greifen und Löcher in diesen Mann schießen muss. Ich will kein Blut, keine Tankstelle im Blaulichtgewitter, keinen Leichensack und keine Absperrbänder. Ich möchte nicht, dass Rosy in psychiatrische Behandlung muss, weil sie einen Tatverdächtigen niederschoss. Der Mörder soll sich gesittet festnehmen lassen, damit Rosy und ich heimfahren und Pfannkuchen essen können. Pfannkuchen wären nach einem Tag wie diesem genau das Richtige.
    Hinter mir geht eine Tür auf. Ein untersetzter Mann mit Dreitagebart tritt aus dem Imbiss. Er trägt einen gut sitzenden Anzug und wischt sich die Hände an einem Papiertaschentuch ab. Er hat es eilig. Niemand sagt mir, dass ich Edward Gaunt vor mir habe, ich weiß es einfach. Er wollte gar nicht tanken, er musste pinkeln. So einfach sieht das Motiv eines Täters manchmal aus. Er kann sich ausrechnen, dass er verfolgt wird, dass sich das Netz um ihn rasch zuzieht. Trotzdem muss er pinkeln.
    Ein Blick zurück: Rosy schaut nicht in unsere Richtung, der Constable ist außer Sicht. Soll ich aussteigen und schreien: Rosy, da ist er! Wir sind nicht in einem Kinderfilm. Hier kämpft ein intelligenter, zu allem entschlossener Mann um seine Existenz. Soll ich Rosy heimlich anrufen?
    Gaunt schlägt bereits den Weg zu seinem Auto ein.
    »Entschuldigen Sie, Sir.« Ich steige aus.
    Er bleibt nicht stehen, weicht dem Nissan sogar aus.
    »Können Sie mir sagen, ob ich über diese Straße nach Leckhampton komme?«
    Er zuckt mit den Schultern.
    Mein Weg zum Jaguar ist kürzer als seiner. »Gibt es vor der M5 noch eine Möglichkeit, Cheltenham zu umfahren, wenn ich nach Leckhampton will?«
    Ich trete ihm in den Weg. Vielleicht eine Spur zu rasch, zu unbeherrscht. Er riecht den Braten. Ein hasserfüllter Blick. Hält er mich für einen Zivilbullen? Gaunt rennt los. Der Jaguar wird durch die Zapfsäulen verdeckt. Rosy bemerkt den Mann noch nicht. Wenn er sein Auto erreicht, entkommt er zum zweiten Mal.
    Ich war in sämtlichen Sportarten so schlecht, dass Fairness für mich keine Option war, einen Wettkampf zu gewinnen. Wollte ich beim Basketball, beim Fußball, beim Hockey eine Leistung erbringen, musste ich rempeln, beißen, treten. In diesem Fall brauche ich nur das Bein nach vorn zu stellen. Ich tue es unauffällig. Gaunt bemerkt es nicht. Ein Bein als Hindernis für einen Mann, der nur sein Auto im Blick hat – Gaunt fällt so astrein darüber, dass er noch ein gutes Stück nach vorn schießt, bevor ihn die Schwerkraft niederstreckt. Er knallt auf den Asphalt und ist zu überrascht, um sich nach der Ursache des Sturzes umzudrehen.
    Ab jetzt will ich kein Held mehr sein, nur ein Mann, der die Polizei um Hilfe ruft. »Rosy!«, schreie ich unschön laut. »Rosy, komm!«
    Die Braungelockte an der Zapfsäule. Die Durchtrainierte mit den Hammerschuhen. Peng, peng, peng, knallen die Sohlen, sie zieht die Knarre aus dem Halfter. Wie das blitzt, wie lässig das aussieht, wenn sie die Wumme in beide Hände nimmt, entsichert und anlegt. Wie sie breitbeinig stehen bleibt, zielt und den coolsten aller Sprüche ablässt.
    »Ich will Ihre Hände sehen, Mr Gaunt!«
    Dem Liegenden fällt es nicht leicht, die Hände von sich zu strecken. Er tut es anstandslos. Er weiß, wann Aufgeben die bessere Lösung ist. Er ist kein Berufsverbrecher, nur ein Lehrer, der tief in der Scheiße sitzt.

I ch bin selbst schuld.« Ralphs Gesicht verschwindet zur Hälfte unter dem Verband und damit auch sein linkes Auge. Wie ein unglücklicher Zyklop wirkt er in seinem grün gemusterten Sessel. Nach der ambulanten Behandlung ließ man ihn heimgehen. »Ich bin schuld, dass es so kam.«
    Es sind mehr Polizisten anwesend, als nötig wäre. So ist das, wenn es einen von ihnen erwischt. Dann glucken sie zusammen, die von der Mordkommission, die Einsatztruppe, die Gaunt dingfest machen sollte, sogar der alte Jock ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher