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Gejagte der Nacht

Gejagte der Nacht

Titel: Gejagte der Nacht
Autoren: Alexandra Ivy
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KAPITEL 1
    D ie verlassene Silbermine in der Mojave-Wüste war nicht unbedingt der nächste Ort, an dem man erwarten würde, Styx zu begegnen, dem gegenwärtigen Anasso.
    Dieses Muskelpaket mit seinen zwei Metern Größe und der herben Schönheit seiner aztekischen Vorfahren war nicht nur der König aller Vampire, sondern außerdem einer der mächtigsten Dämonen der Welt.
    Er verfügte über das luxuriöseste Versteck der Gegend, in dem ein Dutzend Bedienstete eifrig seine Befehle befolgte. Dennoch wünschte er, seine Reise nach Nevada ebenso diskret wie kurz zu halten, und hatte daher die Proteste seines Kameraden ignoriert und sich dafür entschieden, den Tag in den vergessenen Höhlen zu verbringen, um dort das Zusammentreffen mit dem örtlichen Clanchef abzuwarten.
    Und wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, stellte es für ihn eine Erleichterung dar, sich nicht an die offizielle Zeremonie halten zu müssen, die seine Position von ihm verlangte. Er war schließlich ein wildes Raubtier, kein verdammter Politiker, und die Notwendigkeit sich gut zu benehmen, widerstrebte ihm zutiefst.
    Noch dazu war es ihm stets ein Vergnügen, Viper zu triezen.
    Styx warf kurz einen prüfenden Blick auf die verlassene Wüste, von der sie umgeben waren, und klopfte sich geistesabwesend den Staub von seiner Lederhose, die in einem Paar schwerer Stiefel steckte. Ein schwarzes T-Shirt umspannte seinen breiten Brustkorb, und ein winziges Amulett, das auf einen Lederstreifen gezogen war, hing um seinen muskulösen Hals. Dies war sein einziger Schmuck, abgesehen von den polierten Türkissteinen, die in sein dunkles Haar eingeflochten waren, das ihm bis zu den Kniekehlen reichte.
    In seinen dunklen Augen glomm das goldene Licht der Macht in der Abenddämmerung, die allmählich in Dunkelheit überging, als er sich schließlich seinem Kameraden zuwandte. Dabei konnte er sich ein Lächeln kaum verkneifen. Im Gegensatz zu ihm hegte nämlich Viper, der Clanchef Chicagos, keine Vorliebe für das einfache Leben.
    Da dieser in einen schwarzen Samtmantel, der ihm bis zu den Knien reichte, gekleidet war und darüber hinaus ein weißes Rüschenhemd und eine schwarze Hose trug, erweckte es den Anschein, als befände er sich auf dem Weg zum nächsten Ballsaal. Dieser Eindruck wurde durch sein langes blasssilbernes Haar in der Farbe des Mondlichtes, das ihm offen über den Rücken fiel, und seine verblüffend mitternachtsschwarzen Augen nur noch verstärkt.
    Styx war rohe, wilde Macht.
    Viper war ein edler gefallener Engel, der allerdings kein bisschen weniger tödlich war.
    Mit einem demonstrativen Blick in Richtung der Skyline von Las Vegas, das wie ein Edelstein in der Ferne leuchtete, erwiderte Viper Styx’ Blick mit einer säuerlichen Grimasse.
    »Wenn du das nächste Mal möchtest, dass ich dich auf eine Geschäftsreise begleite, Styx, darfst du meine Telefonnummer gerne verlieren.«
    Styx wölbte eine dunkle Augenbraue. »Ich dachte, jeder liebe Vegas.«
    »Aus diesem Grund habe ich dieser kleinen Exkursion auch zugestimmt.« Viper zog an seinen Spitzenmanschetten. Es gelang ihm, trotz der vielen Stunden, die er in der staubigen Höhle verbracht hatte, makellos zu wirken. »Du vergaßest nur zu erwähnen, dass ich mich in einer verdammten Mine statt in der Penthouse-Suite im Bellagio aufhalten würde.«
    »Wir befanden uns bereits an schlimmeren Orten.«
    »An schlimmeren?« Viper deutete auf die verrottenden Bretter, die ihre Aufgabe, den Eingang zum Tunnel zu verdecken, nur unzulänglich erfüllten. »Es war dreckig, es roch nach Fledermauskot, und die Temperatur lag einige Grade unter der der Sonnenoberfläche. Ich habe bereits Höllendimensionen besucht, in denen ich den Aufenthalt mehr genossen habe als den in diesem gottverlassenen Inferno.«
    Styx schnaubte. Die beiden Vampire waren seit Jahrhunderten Freunde, eine bemerkenswerte Leistung, wenn man bedachte, dass es sich bei beiden um Alphatiere handelte. Aber im Lauf der vorangegangenen Monate war ihre freundschaftliche Verbindung sogar noch enger geworden, als sie nämlich gezwungen gewesen waren, der immer gefährlicher werdenden Welt ins Auge zu blicken.
    Der Fürst der Finsternis, auch Höllenfürst oder Herr der Dunkelheit genannt – man könnte ihn beliebig mit einem der hundert Namen, mit denen er im Lauf der Jahrhunderte bedacht worden war, bezeichnen –, war vor langer Zeit erfolgreich aus dieser Dimension verbannt worden. Er war durch den Phönix in seinem Gefängnis
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