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Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer
Autoren: Arthur Escroyne
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Stocksteif lag sie da. »Soll ich Reizwäsche anziehen, um dich in Stimmung zu bringen? Wollen wir erst in die Badewanne, Kerzen anzünden, Kuschelrock hören? Kommst du dir sonst missbraucht vor, ein Zuchtbulle, ein Sklave meines Eisprungs?«
    Sie meinte es nicht so. Es tat ihr leid, während sie es sagte, aber die Bombe musste hochgehen, weil Bomben dazu da sind. Ich erwiderte kaum etwas, wahrscheinlich entschuldigte ich mich sogar, bevor ich mich auf die Seite drehte.
    Beim Aufstehen legte Rosy eine Mischung aus Bedauern und Beharren auf ihrem Standpunkt an den Tag. Die Stunden, in denen eine Eizelle bereit ist, zum Fötus zu werden, sind gezählt. Ich bin der Schuldige. Ich habe eine gute Möglichkeit vertan.
    »Mich wundert, dass sich niemand meldet.« Rosy bläst in den Tee.
    »Sich meldet worauf?«
    »Eine beste Freundin, ein verliebter Student, ein besorgter Verwandter. Es muss Leute geben, die sich fragen, wo Gwendolyn geblieben ist.«
    Den Fall mit mir zu diskutieren ist Rosys Brücke zurück zur Normalität.
    »Heute kommt Miss Perrys Mutter aus Birmingham.« Sie seufzt. »Das wird hart. Es geht nur um Formalitäten, trotzdem wird es hart. Es ist schrecklich, wenn ein Kind vor seinen Eltern stirbt.«
    »Und auf diese Weise.«
    »Die Leiterin der Kinderkrippe, in der Miss Perry arbeitete, hat sich gestern krank gemeldet. Ich fahre jetzt dorthin.«
    »Aha?« Ich wittere nichts Bestimmtes, da ist nur etwas, das mich wachsam macht.
    »Kommst du mit?«
    Ich tue, als hätte ich es nicht begriffen. »Ich soll dich bei den Ermittlungen begleiten?«
    »Warum nicht?« Ein scheues Lächeln. »Schau dir die Krippe an. Die Lage wäre nicht schlecht. Morgens könnte ich das Kind dort absetzen, nachmittags holst du es ab.«
    »Welches Kind?« Ich nehme ihre Hand. Die Schwertlilie wünscht es sich so sehr. Und ich habe letzte Nacht meine Mitwirkung verweigert. »Es gibt keine gute Lage , wenn man von Sutherly irgendwohin will.«
    Rosy senkt den Blick aufs Frühstücksei. »Wir könnten uns eine Wohnung in der Stadt suchen.«
    »Als Zweitwohnung? Wie sollen wir uns das leisten? Die Erhaltung des Schlosses verschlingt jetzt schon alles, was ich habe.«
    Sonst köpft Rosy ihr Ei mit morgendlichem Schwung, diesmal klopft sie vorsichtig daran, als könnte auch hier ein neugeborenes Wesen ausschlüpfen. »Wenn ich schwanger würde, wärst du bereit, Sutherly zu verlassen?«
    Mir bricht der Schweiß im Rücken aus. »Verlassen?« Ich buttere mein Rosinenbrötchen.
    »Ein Kind hier oben, in dieser Bruchbude, das geht nicht.« Sie meint es genau so, wie sie sagt.
    »Neunhundert Jahre lang wurden hier Kinder geboren, aufgezogen und behütet«, antworte ich verhalten. »Soweit ich weiß, ist keines in den Burggraben gefallen.«
    Rosys blau blitzender Blick erschreckt mich. Die Butter läuft vom heißen Brötchen.
    »Kinder waren hier glücklich. Ich war es, so lange ich mich zurückerinnern kann.«
    »Überall lauern Gefahren.«
    »Man kann toll spielen. Es ist ein einziges Abenteuer.«
    »Für ein Baby?«
    »Ein Schloss, Rosy. Du brauchst dem Baby nichts von Schlössern und Prinzessinnen vorzulesen. Es lebt im Schloss, es ist eine Prinzessin.«
    »Wieso kein Prinz?«
    »Ja, sicher, auch gut, wie du willst.«
    »Jedes Zimmer liegt auf einer anderen Ebene. Wie stellst du dir das mit dem Kinderwagen vor?«
    »Ich baue Rampen ein.«
    »Die Balkonbrüstungen sind zu niedrig. Er kann hinunterstürzen.« Sie vergisst, ihr Ei zu salzen.
    »Die Menschen im Mittelalter waren kleiner, sie brauchten keine hohen Geländer. Und wenn ich mich nicht täusche, ist er zu Beginn auch ziemlich klein.« Meine Hand umkrampft das Buttermesser. »Später spanne ich Hasengitter um den Balkon.«
    »Was, wenn er krank ist? Wie komme ich zum Arzt? Soll ich erst 106 Stufen nach unten rennen?«
    »Wir suchen uns einen sportlichen Arzt, der gern zu uns hochjoggt.«
    Ärgerlich lehnt Rosy sich zurück. Die Vase mit der Hyazinthe schwankt.
    »Ich bin schon einmal fort gewesen.« Ich lege das Messer hin. »Mein Vater, ein gütiger Mensch, glaubte, es sei der beste Weg, einen Mann aus mir zu machen. Er schickte mich ins Internat. Nach Cheltenham, verstehst du, nur ein Katzensprung, aber ich glaubte, er schickt mich auf den Mond. Nie wieder war ich so unglücklich. Zwei Jahre lang bemühte ich mich, meinen Vater nicht zu enttäuschen, und blieb. Die Furcht, für immer abgeschoben zu werden, das permanente Heimweh … Ich wurde krank. Ich hatte Ausschlag am ganzen
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