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Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer
Autoren: Arthur Escroyne
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Es fällt Rosy schwer, die Gedanken abzuschalten. Irgendwann geht ihr Atem ruhiger, ihre Hand bleibt in meiner. Manchmal liegen wir noch so, wenn ich nachts das erste Mal aufstehe.

S
alubritas et Eruditio, Gesundheit und Bildung, lautet der Wahlspruch von Cheltenham. Als Uni versitätsstandort hat die Stadt weniger Bedeutung als durch das Cheltenham College, eines der renommiertesten Internate des Landes, und durch die internationalen Pferderennen. Rennbahn und Internat liegen außerhalb, die Universität im Zentrum.
    Bei bedecktem Himmel steuert Ralph auf Cheltenham zu. »Wer geht mitten in der Nacht ins Labyrinth?«
    »Liebespaare.« Rosy hat den gerichtsmedizinischen Bericht auf dem Schoß. »Die Kondome, die morgens unter Lady Carolines Statue liegen, beweisen es. Könnte Miss Perry aus diesem Grund dort gewesen sein?«
    »Jock hat keine Anzeichen einer sexuellen Betätigung festgestellt.« Ralph nimmt die Kurve sportlich. »Auch keinen Hinweis auf Nötigung oder sonstige Gewaltanwendung. Nur die Schläge auf den Kopf.«
    Rosys Blick schweift über den Golfplatz. Schlaff hängen die Fähnchen, nicht ein Spieler ist zu sehen. »Woher kam Miss Perry an diesem Abend? War sie allein, kam sie zusammen mit ihrem Mörder? Ist er ihr gefolgt, hat er sie überrascht?«
    Obwohl der Tacho 40 Meilen anzeigt, beugt Ralph sich zu den Nahaufnahmen auf Rosys Schoß. »Sechs Schläge, aber nur einer war tödlich. Glatter Bruch des Dens axis, Durchtrennung des Rückenmarks.«
    »Schau lieber auf die Straße.« Sie nimmt die Mappe hoch. »Man muss schon sehr gut zielen, um einen Schlag so zu platzieren.«
    »Woher stammte die Waffe? Hat der Täter sie mitgebracht?« Ralph bremst vor dem Kreisverkehr, Rosy wird nach vorn gedrückt. Vorsichtig lockert sie den Gurt über ihrem Unterleib.
    »Vielleicht lag in den Büschen etwas herum.«
    »Onkel und Neffe haben nichts gefunden.«
    »Trotzdem sprechen die zügellosen Schläge für eine Tat im Affekt.«
    »Vielleicht will der Täter, dass wir das glauben.«
    Ralph hält an einer Ampel. »Was ist mit dem Ring an ihrem Finger? Ein kleiner Stein, nicht besonders wertvoll.«
    »Könnte trotzdem ein Geschenk gewesen sein.«
    »Vielleicht ein Verlobungsring?«
    Rosy schaut zum grauen Himmel.
    Sie trägt ihren Ring im Alltag nicht, und ich bin damit einverstanden. Unvergesslich der Abend, an dem ich sie auf die Zinne bat. Das Wetter war wechselhaft, aber ich wollte es nicht anders. Vielleicht auch deshalb, weil mein Vater seinen Antrag auf die gleiche Weise machte. Er bat meine Mutter, eine gebürtige Tourraine, mit ihm den Mittelturm von Sutherly zu besteigen. Dort steckte er ihr den Ring an den Finger, einen ovalen Saphir, gefasst von neun Brillanten. Er ist erst seit dem 18. Jahrhundert der Verlobungsring der Escroynes. Ich kannte Rosy zwei Jahre lang, seit zehn Monaten hatten wir eine Beziehung. Ich glaube, sie wusste trotzdem nicht, weshalb sie die vielen Stufen hochsteigen sollte. Zu der Zeit, als mein Vater ein junger Mann gewesen war, befand sich der Turm in einem besseren Zustand. Als ich mit Rosy hinaufging, war die Treppe an zwei Stellen eingebrochen. Wir bewegten uns dicht an der Mauer entlang.
    Normalerweise ist der Blick von unserer Zinne prachtvoll. Kaum traten wir ins Freie, fing es zu regnen an. Heftige Böen ließen uns von der Brüstung zurücktreten. Der Turm ächzte, dass einem bang werden konnte.
    »Komm endlich raus mit deiner Überraschung«, schrie Rosy über den Sturm hinweg. Ihr Haar war ein einziges Gezause, man konnte das Gesicht kaum sehen.
    Heimlich nahm ich das Etui aus der Tasche, ging auf mein linkes Knie, das seit dem Fahrradsturz schmerzt.
    »Geliebte Rosemary«, begann ich. »Du bist die mutigste Frau, die mir je begegnet ist. Du hast den Mut besessen, einen verarmten Schlossbesitzer in dein Herz zu lassen, einen verrückten Gärtner, dem Pflanzen mehr bedeuten als Menschen. Du hast mich …«
    Weiter kam ich nicht. Der Sturm riss die Tür auf, krachend schlug sie in Rosys Rücken. Sie taumelte in meine Arme, ich fing sie, konnte sie auf dem lädierten Knie aber nicht halten. Wir stürzten beide hin und rollten auf den Steinboden voller Staub und Schutt. Das Etui entglitt mir. Ängstlich, dass es durch eine Schießscharte fallen könnte, tastete ich danach.
    »Was suchst du?«, rief Rosy.
    »Deinen Verlobungsring!«
    Sofort war sie ebenfalls auf den Knien. Nach ein paar Sekunden hatten wir das Kästchen gefunden. Bei Sturm und Regen öffnete ich es, im
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