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Der Kannibalenclan

Der Kannibalenclan

Titel: Der Kannibalenclan
Autoren: Jaques Buval
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Menschen gelehrt, wieder auf den Pfad der Tugend zurückzukehren. Ja, ich hätte ihnen wieder die Sittlichkeit, die Reinheit in ihre Leiber gebrannt. Doch ich wusste, dass ich nicht genügend Zeit habe, deshalb habe ich vernichtet, was nicht auf diese Welt gehört. Alles Böse sollte man aus dieser Welt verbannen, alles, vielleicht auch mich.«
    »Warum glauben Sie, auch Sie gehören aus dieser Welt verbannt?«
    »Weil die Menschheit meine Botschaft nicht versteht. Ich komme lieber später noch einmal zur Welt, da sind die Menschen sicher eher bereit, mich zu verstehen.«
    »Sehen Sie sich befugt, junge Menschen zu töten?«
    »Ja, unbedingt, denn diese Mädchen gefährden die Moral in unserem Land, weil jede glaubt, es komme nur auf das Eine an.«

    Die erstarrten Augen eines dreizehnjährigen Mädchens, des einzigen Opfers, das dem »Tiger von Sibirien« zunächst entkam, wird niemand, der sie sah, je aus seinem Gedächtnis verdrängen können. Nie wird man verstehen können, welche Qualen dieses Kind erdulden musste. Niemand kann die Ängste, die dieses Mädchen durchlitt, auch nur erahnen.
    Möge sie in Frieden ruhen, mögen ihre Eltern Recht behalten mit ihrer Hoffnung, dass es noch ein zweites Leben nach dem Tode gibt.

    Der Prozess gegen den »Tiger von Sibirien« endete schließlich mit dem Todesurteil für Sascha Aleksander Spesiwtsew.
    Neunzehn Morde wurden ihm nachgewiesen, doch heute geht man davon aus, dass weitaus mehr Opfer in der Wohnung in der »Straße der Pioniere« geschändet, umgebracht und teilweise verschlungen worden sind. Sascha schreibt in seiner Haft Gedichte und spricht viel über die Gefahren der Demokratie, die er für den Verfall der Sitten verantwortlich macht. Immer wieder betont er, kein Einzelfall zu sein. Die Zeitungsberichte in Sibirien geben ihm leider in dieser Hinsicht Recht. Da ist zu lesen, dass in den letzten fünf Jahren mehr als ein Dutzend Täter des Kannibalismus überführt und dafür verurteilt wurden.
    Saschas Schwester ist noch immer auf freiem Fuß. Sie ist unschuldig. Wehe dem, der etwas anderes schreibt und dieses Land noch einmal betreten muss.
    Saschas Mutter wurde zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt. Jetzt, nach ihrer Verurteilung, will sie mit niemandem sprechen, auch nicht mit ihren Mitgefangenen.

    Als das Todesurteil für Spesiwtsew verkündet wurde, waren die Zuschauer im Saal, die vielen Angehörigen und die Neugierigen, nicht zufrieden. Der Vater eines der Opfer schrie, als wolle er sein Leid in die Welt tragen:

    »Bringt ihn nicht um!
    Das ist zu milde für dieses Schwein!
    Lasst mich zu ihm, meinetwegen auch im Gefängnis.
    Ich bringe ihn um! Ich werde ihn ganz langsam auffressen.
    So wie er es mit unseren Kindern getan hat.«
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