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Der Kannibalenclan

Der Kannibalenclan

Titel: Der Kannibalenclan
Autoren: Jaques Buval
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eine Art Schauspiel, um mich milde zu stimmen.
    Doch da kannten sie mich schlecht – mir gefiel das nicht, was sie da machten, also schlug ich der Kleinen aus der Ecke noch mal mit der Faust ins Gesicht. Irgendwie blutete sie zwar überall, doch wir waren ja im Bad…«
    Der Sekretär würgt und erbricht sich dann kurz und heftig direkt in seine Schreibmaschine. Dann schreit er Spesiwtsew an: »Du…«, springt auf und fällt über ihn her. Schnell löst sich die Erstarrung der anwesenden Wärter, und sie trennen die beiden voneinander. Der Sekretär wird mit Tränen in den Augen aus dem Raum geführt. Noch einmal geht die Tür auf, und jemand holt die Schreibmaschine.

    Dann sagt der Staatsanwalt: »Entschuldigen Sie, aber dem Mann sind wohl die Nerven durchgegangen.«
    »Ich verstehe das zwar nicht, aber gut… ich soll bestimmt weitererzählen, oder?«
    Der Staatsanwalt nickt. Sascha grinst und fährt fort, nachdem er sich eine neue Zigarette anzünden ließ.
    »Die beiden hatten sich dann in die Ecke direkt neben den Badeofen verkrümelt. Die, die der Hund gebissen hatte, rührte sich kaum. Ich packte sie und schob sie in die Ecke, wo sie regungslos liegen blieb, wahrscheinlich weil sie sich an der Wand gestoßen hat. Ich gab ihr noch einen Tritt, aber ich glaube, das hat ihr gar nichts mehr ausgemacht. Das konnte ich doch nicht auf mir sitzen lassen!
    Irgendwann waren beide ganz ruhig, glaube ich. Ich habe mich ein wenig gewaschen, das Blöde war nur, da lag noch immer ihre Freundin oder was noch von ihr übrig war. Weil mit ihr nichts mehr anzufangen war, zog ich sie an den Beinen zur Badewanne und warf sie zu den Resten ihrer Freundin. Da schrie mich Olga aus der Ecke an: ›Sie ist doch längst tot, lass sie doch in Ruhe!‹ Da war ich doch etwas erschrocken! Ja, ich war richtig wütend, weil doch nur ich zu bestimmen habe, wann meine Freundinnen tot zu sein haben. Ich wusch meine Beine ab, die waren ja voller Blut, und zog mir eine Schlafanzughose an. Beleidigt, aber nicht ohne mit dem Fuß noch einmal nach Olga zu treten, verließ ich wortlos das Bad.
    Ich holte meinen Hund und legte mich ins Bett.
    Das war mir zum ersten Mal widerfahren, dass nicht ich über die Mädchen bestimme. Und so dauerte es auch eine längere Zeit, bis ich richtig einschlief.
    Doch ich konnte nur ein paar Stunden schlafen. Es ließ mir alles keine Ruhe. So zog ich mich wieder aus und begab mich nackt zurück ins Bad. Ich wollte doch nicht meine Kleider versauen, ich wusste doch, wie es im Bad aussah, und vielleicht hatte ja Olga noch Lust auf ein paar schöne Stunden, so wie ich.
    Aber ich hatte mich getäuscht. Sie saß noch immer völlig apathisch in ihrer Ecke und sah zur Badewanne. Auch mir gefiel der Anblick nicht. Da erinnerte ich mich, dass wir vom letzten Tünchen noch blaue Farbe übrig hatten. Ich holte den Kübel mit Farbe aus dem Keller, füllte die Badewanne mit Wasser und goss die Farbe hinein. Sie glauben es nicht, aber es war ganz lustig. Auf einmal wurde das Wasser violett. Noch lange sah ich mir dieses Farbenspiel an, dann bin ich in die Küche zu meiner Mutter gegangen. Da habe ich ihr dann alles erz… nein, darüber möchte ich nicht sprechen. Ich ging aus der Wohnung und verschloss die Tür. Ich nahm meinen Hund an die Leine und ging spazieren, um etwas frische Luft zu schnappen. In der Wohnung hat’s zuweilen ganz schön gestunken.«
    »Wann sind Sie zurückgekommen?«
    »Am Nachmittag. Ich schaute zuerst ins Bad, holte mir Olga heraus, sperrte die Tür wieder ab und schleifte sie aufs Sofa.
    Da habe ich dann mit ihr gespielt, nur ein bisschen. Sie schrie, immer lauter, und ihre Füße zappelten, doch da saß ich ja drauf, und ihre Hände hatte ich vorsorglich zusammengebunden. Dann blutete sie kurz aus dem Mund und wurde ohnmächtig. Wie sie so dalag, sah sie ganz schön mitgenommen aus.« Spesiwtsew überlegt kurz und erzählt dann weiter: »Dann ruhte ich mich auf dem Bett aus, bis meine Mutter kam. Die kochte einzelne Stücke, schälte das Fleisch ab und machte irgendwas zu essen daraus, ich glaube, eine Suppe.
    Als sie fertig war, holte ich den Hund, und ich setzte mich mit Olga an den Tisch. Mutter brachte das Essen, und die Kleine schien irgendwie nicht zu bemerken, was sie da löffelte. Also sagte ich es ihr, und sie spuckte mir die ganze Bude voll.
    Machte aber nichts, zu dem Zeitpunkt sah es sowieso aus… das kann man sich nicht vorstellen. Aber darauf kommt es ja nicht an, jedenfalls nicht, wenn
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