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Der Kannibalenclan

Der Kannibalenclan

Titel: Der Kannibalenclan
Autoren: Jaques Buval
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Gerichtssaal, wo er den Eltern der Opfer gegenübersitzt, wirkt er cool, wartet ab, welcher Journalist sich für seinen Fall interessiert und von wem vielleicht ein paar Kopeken zu bekommen wären. Das Gericht hat an diesem Prozess längst das Interesse verloren.
    Was will man auch mit hunderten von Zeugen, wenn der Angeklagte ohnehin alles gesteht. Der Staatsanwalt hat keine Beweise beizubringen; alles, was man dem Angeklagten anlastet, gibt er unumwunden zu. Kommt es zu Details, ist das gesamte Gericht froh, dass Sascha nicht die Gelegenheit nutzt, um neue schreckliche Einzelheiten preiszugeben. Es macht ihm Spaß, die Leute mit seinen Ausführungen zu schockieren. Er findet es offensichtlich wunderbar, wenn sich die Zuhörer im Gerichtssaal mit gezücktem Taschentuch zur Seite drehen.
    Hämisch lachend beobachtet er jeden Einzelnen, mit der Mimik eines Schauspielers, der auf eine wohlwollende Zustimmung seines Regisseurs wartet.
    »Er ist längst abgedriftet in eine Welt außerhalb unserer Vorstellungskraft«, sagt ein Psychiater, »in eine Welt des Dunkels, sonst hätte er diese Zeit im Lager nicht überstanden.«
    Er vegetiert dahin, dieses Menschen fressende Monster.
    Dabei muss man seine formvollendeten Manieren und seine schon abstoßende Freundlichkeit, die er an den Tag legt, die er sich bewahrt hat, bewundern. Aber man darf dabei niemals vergessen, dass es gerade diese Freundlichkeit war, die ihm das Vertrauen seiner ahnungslosen Opfer einbrachte.
    Spesiwtsew sagt: »Vierundzwanzig Stunden in diesem dunklen Verließ bin ich bei meinen Huren, ich träume nicht nur in der Nacht von ihnen. Immer wieder sehe ich sie vor mir, diese Mädchen mit ihren flinken Händen. Nie hätte ich geglaubt, nur eine Sekunde noch an sie zu denken, doch hier bleibt mir nichts anderes übrig. Ich bin doch vierundzwanzig Stunden am Tag allein in diesem menschenunwürdigen Loch, an was würden Sie denn da denken?«
    Noch spricht er voller Verachtung von seinen Opfern. Sie, die unschuldigen Seelen, die er gedemütigt, entwürdigt und bis in den Tod ihres Ichs beraubt hat. Diese Mädchen, die ihm teils über Monate ausgeliefert waren.
    Er sieht sich als Oberhaupt einer satanisch-kannibalischen Killersekte, dessen Menschen fressender Gott er selber ist.
    Emporgehoben durch die Schizophrenie seiner maßlosen Selbstüberschätzung, von der man nicht weiß, ob sie nur vorgetäuscht ist oder ob sie wirklich im Hirn dieses Teufels Einzug gehalten hat. Für ihn, wie er sagt, hatte das Leben schon immer mehr dunkle als helle Seiten. Wen wundert, dass er nur den Sonnenaufgang in der Unterwelt des Bösen sehen durfte. Er erlebte seine Taten, ja er genoss sie. Alle Erinnerungen eines normalen Lebens sind bei ihm verschüttet.
    Er wird eines Tages in dieser Anstalt seine Strafe – und seine Ruhe – finden. Die Angehörigen der Opfer müssen ein Leben lang ihre Erinnerungen ertragen. Sie schreien ihre Not in das Dunkel der Nacht hinaus, doch niemand erhört sie in der Gleichgültigkeit dieser Zeit. Niemand will mit ihnen fühlen, ihnen helfen in den schwersten Stunden, Tagen und Jahren ihres Leidens, das nie enden wird. Es ist ein Leid, das nicht in Worten auszudrücken ist. Eine Trauer, die nicht in schwarzer Kleidung endet. Ein unendlicher Hass gegen diesen Menschen.
    Die Zärtlichkeit und die Liebe ihrer Kinder, die Eltern werden sie nie mehr spüren.
    Dieses Genie des Bösen hat alles erreicht: Sascha hat Menschen nicht nur körperlich getötet, sondern auch lebende Menschen geistig zerstört, sie ihrer Sinne beraubt, weil sie nicht verstehen können: »Warum gerade mein Kind?« Jeden Tag, jede Nacht sehen sie die Schrecken vor sich, die diese Kinder erdulden mussten, nur damit sich ein Außenseiter unserer zivilisierten Welt seine monströsen Wünsche erfüllen konnte. Seine Opfer müssten sich im Grabe umdrehen, wenn sie die Worte dieses Satans in Menschengestalt heute hören würden.
    In einem Gespräch mit dem Staatsanwalt sagt Spesiwtsew:

    »Wenn ich nur mehr Zeit gehabt hätte, ich hätte aus meiner Stadt eine saubere Stadt gemacht. Schon bald hätte es keine Huren und Geschlechtskrankheiten mehr gegeben. Alles, ja alles, was schlecht ist, hätte ich vernichtet, ja ausgemerzt.
    Diesen jungen Ludern wäre es vergangen, unschuldigen Männern Geschlechtskrankheiten anzuhängen. Es sind doch diese jungen Dinger, die die Alten wie die Jungen verrückt machen. Sehen Sie doch, wie sie sich kleiden, dann wissen Sie doch alles. Ich hätte die
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