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Der Kannibalenclan

Der Kannibalenclan

Titel: Der Kannibalenclan
Autoren: Jaques Buval
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Wäschestücke, die Sascha genau sortiert aufhob, trugen zur Klärung bei. Doch es ist kein Trost für die Angehörigen dieser Mädchen, zu wissen, was mit ihren Kindern geschehen ist. Sie alle möchten eine letzte Ruhestätte für ihre Kinder. Ihre ganze Hoffnung beruhte auf den Ausgrabungen von Saschas Mutter. Doch die Gerichtsmedizin, die im Besitz all dieser Leichenteile und Knochen ist, hat bis heute noch nicht damit begonnen, die Reste den einzelnen Opfern zuzuordnen. Reste, die Sascha Aleksander Spesiwtsew weggeworfen hat. Reste menschlichen Lebens, das von einem Monster dazu auserkoren worden war, sein Spielzeug zu sein. Welches Ungeheuer sich hinter seinem Gesicht verbirgt, kann man nur erahnen. Der Mann, der heute mit ihm Umgang hat, der Leiter der Strafanstalt, sagt über ihn aus: »Sascha wirkt durchaus sympathisch, freundlich und zuvorkommend. Er spricht mit ruhiger Stimme.«

Epilog
    Mindestens neunzehn Menschenleben haben Sascha Aleksander Spesiwtsew und seine Mutter auf dem Gewissen.
    Neunzehn Mädchen, die noch am Anfang ihres Lebens standen, bis sie ihm – dem Vollstrecker des Todes – begegnet sind.
    Die Behörden versuchten, den Leidensweg der drei beschriebenen Opfer nachzuzeichnen. Doch vieles blieb offen.
    Wem die in der Wohnung gefundenen Gegenstände – der Schmuck und die fremden Kleidungsstücke – gehörten, wurde nie völlig geklärt. Von den meisten der ermordeten Mädchen kennt man bis heute nur die Vornamen; man nimmt an, sie sind aus der Stadt Nowokusnezk. Man weiß, welch unvorstellbares Leid sie ertragen mussten. Doch wen interessiert das schon in dieser gottverlassenen Region am Ende der Welt.
    Die Körper der Opfer wurden nur zum Teil aufgefunden.
    Obwohl Sascha sich kooperativ zeigte, hatte niemand wirkliches Interesse daran, die Fälle im Detail aufzuklären. Nie wurde er detailliert nach der Identität der Personen befragt, denen er Gewalt antat. Man fragte nicht nach, man begnügte sich mit den Vornamen, die auf tausende Mädchen passten.
    Seine Taten und die Art und Weise, wie er sie ausführte, standen im Vordergrund, nicht die Menschen, die sich dahinter verbargen.
    Was diese Menschen durchlitten haben, ließ Sascha merkwürdig kalt. Es war ihm gleichgültig. Es interessierte ihn nicht, ob seine unschuldigen Opfer nach einer endlosen Nacht je noch einmal das Licht des Lebens erblicken wollten.
    Man hatte Saschas Geständnisse, die er niemals widerrief. Er stand zu seinen Taten, er gab bereitwillig über alles Auskunft.
    Für ihn ging es nur noch um Zigaretten. Selbst sein Gehirn wollte er für Zigaretten verkaufen, doch kein gerichtsmedizinisches Institut wollte es haben.

    Er sagte: »Vielleicht kann man aus meinem Gehirn erkennen, woher meine Veranlagung kommt, Menschen zu quälen, zu töten und letztendlich zu essen. Was soll ich heute dazu sagen? Die Welt will wissen, warum ich alle gegessen habe. Ich sage es Ihnen: Irgendwann genügte es mir nicht mehr, sie zu vergewaltigen, sie zu schlagen und ihre jämmerlichen Schreie zu hören. Mir war klar, ich hatte sie in meiner Gewalt, die hübschesten Mädchen der Stadt. Diese Mädchen, nach denen sich alle Männer umdrehen und sie doch nicht bekommen. Ich aber hatte sie, so oft und wie ich nur wollte. Was wollen Sie denn, jedermann hat Träume – Träume, die er nie ausleben wird. Ich habe sie alle wahr werden lassen.
    Ich musste mich nicht anstrengen, um ein Mädchen herumzubekommen. Was mir gefiel, habe ich mir genommen.
    Ob es den Mädchen gefallen hat, hat mich nie interessiert, die wissen doch bei keinem Mann, was auf sie zukommt. Natürlich war es bei mir extrem, aber ich glaube, ich habe auch schöne Momente mit den Mädchen erlebt.«
    »Glauben Sie, dass die Mädchen dies auch so gesehen haben?«
    »Solange es um Sex ging, schon. Anfangs erzählte ich ihnen, dass ich sie alles lehren würde, was sie später zu guten Gespielinnen machen würde.«
    Diesen Mann kann man nicht angemessen bestrafen, nicht mit irdischem Vollzug. Doch ist die lange Haft in diesem dunklen Schlangenloch, in dieser Höhle der Finsternis, die er seit Jahren bewohnt, nicht zu unterschätzen. Wer kennt seine Träume, seine Gedanken in dieser Finsternis, die Tag und Nacht anhält? Die Augen, die er beim kleinsten Lichteinfall zusammenzieht, leuchten noch immer, wenn man ihn sieht.
    Man ist verwundert, wie ein Mensch dieses Elend aushält, in den grauen Mauern aus Stein. Er wirkt schüchtern und gehemmt, steht man ihm alleine gegenüber. Im
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