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Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur

Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur

Titel: Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur
Autoren: Susanne U. Wiemer
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I.
    Dampf waberte über dem schmalen Bachlauf, dessen Wasser in den frostklirrenden Merkur-Nächten zu Eis gefror.
    Die Hitze hing wie ein lastendes Tuch über der Ebene, ließ die Luft flimmern und staute sich zwischen schroffen, von der Erosion zerfressenen Felsformationen. Der blonde Mann stand mit zusammengekniffenen Augen im Schatten eines Steinblocks. Leichter Wind trocknete den Schweiß auf seiner Stirn. Er preßte den Schaft des Gewehrs an die Hüfte und lauschte.
    Leises Rascheln im trockenen Gras. Die Zweige kahler Dornenbüsche knackten. Der Mann hoffte, daß ein paar von den kleinen Gelbschuppen-Echsen auftauchen würden, die auf dem ganzen Merkur verbreitet waren und schmackhaftes Fleisch lieferten. Echsen stellten den Hauptteil der Fauna des sonnennächsten Planeten. Von knapp fingerlangen Exemplaren bis zu gewaltigen Monstern, die ihre Existenz dem raschen Fortschreiten der Evolution verdankten, seit vor zweitausend Jahren die große Katastrophe die kosmischen Verhältnisse im Sonnensystem verändert hatte.
    Der Mann dachte daran, daß die Erde jetzt zum zweitenmal starb.
    Barbarenpriester, aus dem Gefängnis ihrer Miniatur-Welt in einem Museum geflohen und mit einem uralten Raumschiff vom Mars entkommen, hatten eine der Atombomben gezündet, die auf Terra noch existierten. Die Antwort der Vereinigten Planeten war ein Kohlendioxyd-Ring in der irdischen Atmosphäre gewesen, der den ganzen Planeten dem Hitzetod auslieferte. Einen Planeten, der nach zweitausend Jahren wieder intelligentes Leben trug - ganz abgesehen von dem Volk aus der Mondstein-Welt, das für den Wahnsinn seiner Priester nichts konnte.
    Jetzt waren die Barbaren mit zwei Schiffen zum Merkur unterwegs.
    Der blonde Mann runzelte die Stirn, während er immer noch angestrengt in den Schatten zwischen den Felsen spähte. Ein paar Meilen entfernt in der Ebene war bereits der Landeplatz vorbereitet und eine kleine Station aus Schutzzelten errichtet worden. Fahrzeuge warteten: Beiboote und das halbe Dutzend Gleiter, das die Siedler bei ihrer Rückkehr nach zwanzig Jahren Strafkolonie noch vorgefunden hatten. Merkuria war wieder aufgebaut worden und würde auch den Terranern Platz bieten. Ihnen verdankten es die Siedler, daß sie der Gefangenschaft in den Bergwerken von Luna hatten entkommen können. Der blonde Mann wußte es und war dankbar dafür. Aber er wußte auch, daß ihr künftiges Zusammenleben nicht leicht sein würde - das Zusammenleben zwischen Menschen, die ein Abgrund von mehr als zweitausend Jahren trennte, weil die einen von der hochtechnisierten Welt der Vereinigten Planeten geprägt waren und die anderen einer Oase künstlich erzeugter Vergangenheit entstammten.
    Für einen Moment hatte der blonde Mann nicht auf seine Umgebung geachtet.
    Das harte, schabende Geräusch in seinem Rücken traf ihn wie ein Stich. Schuppen auf Stein! Ein schwerfälliges Tappen und Schleifen, das er kannte, das höchste Gefahr signalisierte und ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Drachenkamm-Echsen!
    Auf dem Absatz wirbelte der Mann herum und riß das Gewehr hoch. Eine Jagdwaffe, die wie ein Lasergewehr aussah, aber nur Hohlnadeln verschoß, stark genug, um den schuppigen Panzer der Echse zu durchdringen, aber nicht stark genug, um sie zu töten, außer bei einem genauen Treffer in eins der starren, kalten Reptilienaugen, Der Mann spürte das Würgen einer unsichtbaren Faust an der Kehle. Es war Leichtsinn gewesen, diesen Jagdstreifzug allein zu unternehmen, durchzuckte es ihn. Jetzt konnte er es nicht mehr ändern. Gebannt hing sein Blick an dem monströsen Echsenkörper. Die Bestien hatten gelernt, den Menschen mit ihren Waffen auszuweichen.
    Diese hier mußte er im Schlaf aufgestört haben, ahnungslos die unsichtbare Grenze überschreitend, die zwischen Flucht und Angriff entschied.
    Ein dumpfes, kehliges Fauchen drang aus dem Rachen mit den nadelscharfen Zähnen.
    Der Mann preßte die Lippen zusammen und bezwang das Zittern seiner Hände. Langsam hob er das Gewehr an die Wange, zielte und hielt den Atem an, während er den Finger krümmte.
    Ein sirrendes Zischen, ein silbriger Lichtreflex.
    Das starre Reptilienauge zersprang wie eine Glaskugel. Jäh bäumte sich die Echse auf, warf den plumpen, schuppigen Schädel, krümmte und wand sich in dem wilden Todeskampf, den die winzige Hohlnadel in ihrem Gehirn auslöste. Klauenbewehrte Gliedmaßen trommelten gegen den Boden. Der schwere Schuppenschwanz peitschte, und eine dichte gelbliche
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