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Der Joker

Titel: Der Joker
Autoren: Markus Zusak Alexandra Ernst
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Streitsüchtig. Alles andere als liebenswert. Er ist der Typ Freund, mit dem man sich ständig in den Haaren liegt, besonders wenn es um seine Scheißkarre geht. Und er kann ein absolut unreifer Mistkerl sein, wenn er in Stimmung ist.
    Mit scherzhafter Stimme ruft er aus: »Das war Ed Kennedy, Sir. Ed hat geschwätzt.«
    »Vielen Dank auch!«, sage ich.
    (Mein voller Name lautet Ed Kennedy. Ich bin neunzehn Jahre alt. Eigentlich zu jung, um als Taxifahrer zu arbeiten. Ich bin ein typisches Beispiel für viele der jungen Männer, denen man in diesem provinziellen Außenposten der Großstadt begegnet - man hat hier einfach kaum Perspektiven oder Möglichkeiten. Davon abgesehen lese ich mehr Bücher, als ich sollte, und ich bin zugegebenermaßen ein ziemlicher Schlappschwanz in Sachen Sex und auch in Bezug auf die Steuererklärung. - Schön, dich kennen zu lernen.)
    »Schnauze, Ed!«, schreit der Bankräuber. »Oder ich komm rüber und schieß dir den Arsch weg!«
    Marv grinst hämisch. Es ist fast so wie früher in der Schule, wenn einen der sadistische Mathelehrer von der Tafel aus anbrüllt, obwohl er sich einen feuchten Dreck um die ganze Sache schert und nur darauf wartet, dass der
Unterricht zu Ende ist und er nach Hause gehen, Bier trinken und sich vor den Fernseher fläzen kann.
    Ich schaue Marv an. Ich könnte ihn umbringen. »Du bist gerade zwanzig geworden, verdammt noch mal. Willst du, dass er uns kaltmacht?«
    »Halt’s Maul, Ed!« Diesmal ist die Stimme des Bankräubers noch lauter.
    Mein Flüstern wird leiser. »Wenn ich erschossen werde, bist du schuld. Das ist dir doch wohl klar, oder?«
    »Ich sagte: HALT’S MAUL, ED!«
    »Für dich ist das alles nur ein großer Witz, oder, Marv?«
    »Okay, das war’s.« Der Bankräuber hat plötzlich das Interesse an der Frau hinter dem Schalter verloren und marschiert auf uns zu. Er hat die Nase gestrichen voll. Als er vor uns steht, schauen wir alle zu ihm hoch.
    Marv.
    Audrey.
    Ich.
    Und all die anderen hoffnungslosen Gestalten, die gemeinsam mit uns auf dem Boden liegen, alle viere von sich gestreckt.
    Der Gewehrlauf berührt meinen Nasenrücken. Meine Nase fängt an zu jucken. Ich beschließe, nicht zu kratzen.
    Der Bankräuber schaut abwechselnd erst Marv und dann mich an. Durch den Strumpf über seinem Gesicht kann ich seine rotbraunen Koteletten und die Aknenarben sehen. Seine Augen sind klein und er hat große Ohren. Wahrscheinlich raubt er die Bank aus Rache aus, weil er drei Jahre in Folge zum hässlichsten Kerl der Stadt gewählt worden ist.
    »Wer von euch ist Ed?«

    »Er«, antworte ich und deute auf Marv.
    »Oh nein, die Tricks lässt du mal schön bleiben«, sagt Marv entschieden. Sein Gesichtsausdruck sagt mir, dass er nicht halb so viel Angst hat, wie er haben sollte. Er weiß genau, dass wir beide schon längst tot wären, wenn der Bankräuber wirklich vorhätte, Ernst zu machen. Er schaut zu dem strumpfgesichtigen Mann auf und sagt: »Wart mal’ne Sekunde...« Er kratzt sich am Kinn. »Irgendwie kommst du mir bekannt vor.«
    »Okay«, werfe ich ein. »Ich geb’s zu: Ich bin Ed.« Aber der Bankräuber ist viel mehr daran interessiert zu hören, was Marv zu sagen hat.
    »Marv«, flüstere ich deutlich hörbar. »Halt den Mund.«
    »Halt den Mund, Marv«, sagt Audrey.
    »Halt den Mund, Marv!«, ruft Ritchie von der anderen Seite des Raums.
    »Wer zum Teufel bist du denn?«, ruft der Bankräuber in Ritchies Richtung und versucht herauszufinden, von wem die Stimme kommt.
    »Ich bin Ritchie.«
    »Also gut, Ritchie. Dann halt mal schön selbst den Mund. Fang du nicht auch noch an!«
    »Kein Problem«, erwidert die Stimme. »Vielen Dank.« Meine Freunde scheinen allesamt richtige Klugscheißer zu sein. Frag mich nicht, warum. Es ist einfach so, wie vieles andere auch.
    Wie auch immer, der Bankräuber kocht jetzt so richtig. Der Dampf scheint ihm durch die Haut zu dringen und durch den Strumpf über seinem Kopf. »Ich hab’s jetzt endgültig satt«, knurrt er. Die Stimme auf seinen Lippen glüht.
    Doch Marv bringt er damit nicht zum Schweigen.

    »Vielleicht«, fährt Marv fort, »sind wir zusammen zur Schule gegangen oder so was in der Art. Kann das sein?«
    »Du willst wohl unbedingt sterben«, sagt der Bankräuber nervös, aber immer noch brodelnd vor Zorn. »Stimmt’s?«
    »Nun, eigentlich«, erklärt Marv, »will ich nur die Parkuhr füttern. Ich darf da draußen nur eine Viertelstunde stehen. Du hältst mich auf.«
    »In der Tat.« Der Kerl
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