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Der Joker

Titel: Der Joker
Autoren: Markus Zusak Alexandra Ernst
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richtet seine Waffe auf Marv.
    »Kein Grund, gleich so feindselig zu werden!«
    Oh Gott , denke ich. Jetzt ist Marv verloren. Der Kerl wird ihm in den Hals schießen.
    Der Bankräuber schaut durch die Glasscheibe nach draußen und überlegt, welcher Wagen wohl Marv gehört. »Welcher ist es?«, fragt er mit geradezu höflicher Stimme.
    »Der hellblaue Falcon da drüben.«
    »Dieses Stück Scheiße? Den würde ich ja nicht mal anpissen, geschweige denn Parkgebühren dafür zahlen.«
    »Jetzt mach mal halblang!« Marv gerät schon wieder in Rage. »Wenn du uns schon hier in der Bank festhältst, ist wohl das Mindeste, was du tun kannst, meine Parkgebühren zu zahlen, oder etwa nicht?«
    In der Zwischenzeit.
    Liegt das Geld am Schalter bereit, und Misha, das arme Hinter-dem-Schalter-Mädchen, ruft zu uns herüber. Der Bankräuber dreht sich um und spurtet zu ihr.
    »Beeil dich, blöde Kuh«, kläfft er sie an, als sie ihm den Beutel reicht. Das angemessene Vokabular für einen Bankraub, nehme ich an. Und schon ist er wieder auf dem Weg zu uns, mit dem Geld in der Hand.
    »Du da!«, schreit er mich an. Er hat offensichtlich neuen Mut geschöpft, jetzt da er das Geld hat. Er will mir gerade
mit seinem Gewehr eins überziehen, als etwas draußen vor der Bank seine Aufmerksamkeit erregt.
    Er schaut genauer hin.
    Durch die Glastüren der Bank.
    Ein Schweißtropfen fällt von seiner Kehle herab.
    Er atmet schwer.
    Seine Gedanken drehen sich im Kreis und.
    Dann dreht er durch.
    »Nein!«
    Draußen steht die Polizei, aber die Jungs haben keine Ahnung, was in der Bank vor sich geht. Die Sache ist noch nicht bis zu ihnen durchgedrungen. Sie meckern gerade jemanden in einem goldfarbenen Torana an, weil er auf der anderen Straßenseite vor der Bäckerei in zweiter Reihe parkt. Der Wagen fährt weiter und auch die Polizei macht sich wieder auf den Weg. Der belämmerte Bankräuber steht da mit dem Geldsack in der Hand.
    Ihm ist gerade sein Fluchtfahrzeug samt Fahrer abhanden gekommen.
    Er hat eine Idee.
    Wieder dreht er sich um.
    Zu uns.
    »Du.« Er deutet auf Marv. »Gib mir deine Schlüssel.«
    »Was?«
    »Du hast mich verstanden.«
    »Der Wagen ist ein Oldtimer!«
    »Der Wagen ist ein Stück Scheiße!« Ich kann’s nicht lassen. »Gib ihm endlich die Schlüssel oder ich bringe dich eigenhändig um.«
    Stinksauer greift Marv in seine Tasche und zieht seine Autoschlüssel hervor.

    »Sei gut zu ihm«, fleht er.
    »Leck mich«, erwidert der Bankräuber.
    »He, das ist doch wirklich nicht nötig!«, ruft Ritchie unter dem Legohaufen hervor.
    »Schnauze!«, kläfft der Bankräuber, und dann ist er weg.
    Sein einziges Problem wird sein, dass er lediglich eine fünfprozentige Chance hat, Marvs Wagen gleich beim ersten Versuch anzulassen.
    Der Bankräuber stürzt zur Tür und auf Marvs Wagen zu. Er stolpert, lässt das Gewehr in der Nähe des Eingangs fallen, beschließt aber, es liegen zu lassen. In dem Bruchteil der Sekunde, in dem er überlegt, ob er das Gewehr aufheben soll oder nicht, kann ich die Panik in seinem Gesicht sehen. Er hat keine Zeit mehr, und deshalb lässt er das Gewehr, wo es ist, und rennt weiter.
    Wir erheben uns auf unsere Knie und sehen zu, wie er sich dem Wagen nähert.
    »Jetzt passt gut auf.« Marv fängt an zu lachen. Audrey, Marv und ich schauen aufmerksam hin und auch Ritchie ist aufgestanden und auf dem Weg zu uns.
    Draußen bleibt der Bankräuber jetzt stehen und versucht herauszufinden, mit welchem Schlüssel er den Wagen aufschließen kann. Angesichts dieser Zurschaustellung von Unfähigkeit müssen wir alle lachen.
    Schließlich sitzt er drin und versucht, den Wagen zu starten, wieder und wieder, aber ein ums andere Mal säuft der Motor ab.
    Dann.
    Aus irgendeinem Grund, den ich nie begreifen werde. Schnappe ich mir das Gewehr und renne raus. Ich laufe über die Straße auf den Bankräuber zu und unsere Blicke
treffen sich. Er will aus dem Wagen springen, aber dafür ist es zu spät.
    Ich stehe vor der Windschutzscheibe.
    Ich richte die Waffe auf seine Augen.
    Er erstarrt.
    Wir beide erstarren.
    Dann schnellt er hervor und versucht erneut zu fliehen, und ich schwöre, ich hab keine Ahnung, dass ich die Waffe abfeuere, bis ich einen Schritt auf ihn zu mache und höre, wie Glas zersplittert.
    »Was machst du denn da?«, schreit mir Marv von der anderen Straßenseite aus schmerzerfüllt zu. Seine Welt liegt in Trümmern. »Das ist mein Wagen, auf den du da schießt!«
    Sirenen kommen näher.
    Der
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