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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden
Autoren: Ake Edwardson
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Suche zu erweitern, in erster Linie wollten sie der Drei folgen. Es war eine unendliche Arbeit. Er schlief über den Karten ein. Er träumte von einer Kinderstimme, die »Papa« rief und noch einmal »Papa«, aber entfernt, schwach und kein bisschen aufgeregt. Er erwachte im Sessel und schwankte ins Schlafzimmer, wo er aufs Bett fiel.
    *
    Er wurde von einem Geräusch wach und richtete sich mit einem solchen Ruck auf, der ihn selbst überraschte. Er sah auf die Uhr: halb zehn. Er hatte fünf Stunden geschlafen.
    Niemand hatte ihn geweckt, niemand hatte angerufen. Er wusste, dass sie im Präsidium wussten, dass er vierundzwanzig Stunden lang gearbeitet hatte. Vielleicht wollten sie ihn vorm Zusammenbrechen schützen. Er musste fast lächeln. Aber das Handy? Wo war das? Er suchte im Schlafzimmer. Immer noch fühlte er sich schlafend. Er suchte in den anderen Räumen, in der Küche. Vom Anschluss in der Küche wählte er die Nummer. Kein Klingeln. Er fand das Handy im Bad auf dem Waschbecken, ausgeschaltet. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er es ausgeschaltet oder dorthin gelegt hatte. Warum hatte er das getan? Aber wenn etwas passiert wäre, hätte Halders, der jetzt Dienst hatte, bei ihm zu Hause angerufen. Es war also nichts passiert. Er hörte die Mailbox des Handys ab und stellte sich unter die kalte Dusche.
    Beim Kaffeetrinken dachte er wieder ans Nordstan. Jerner war oft dort gewesen. Im Nordstan gab es normalerweise so viele Menschen, dass sie in der Masse verschwanden. Er sah auf die Uhr. Jetzt hatte es geöffnet.
    Als er gehen wollte, rief Aneta Djanali an. »Ellen Sköld hat einen Namen genannt.«
    »Hast du wieder mit ihr gesprochen?«
    »Ja, heute Morgen. Sie hat Gerda gesagt. Es muss Gerda gewesen sein.«
    »Jerners Mutter«, sagte Winter.
    »Er hat Ellen von ihr erzählt«, sagte Aneta Djanali.
    *
    Innerhalb des Komplexes waren zivilgekleidete Polizisten unterwegs, in der Postgatan, Götegatan, drinnen in den Warenhäusern. Alle Ein- und Ausgänge wurden überwacht.
    Jetzt bewegten sich dort Menschen. Der Weihnachtsschlussverkauf des zweiten Feiertages explodierte in allen Gesichtern. Winter kam kaum voran, als er über den Nordstanstorget ging. Gestern war er hier allein gewesen auf der Welt, jetzt waren Tausende unterwegs.
    Vor dem Zeitungsladen hingen schrille Schlagzeilen.
    Ringmar stand wie verabredet vor H & M. »Hast du ein bisschen geschlafen, Erik?«
    »Ja, aber gegen meinen Willen.«
    »Ich hab mit Martin gesprochen«, sagte Ringmar.
    »Das wurde aber auch Zeit.«
    »Er will, dass wir uns treffen.«
    »Und was sagt er sonst?«
    »Dass er nie darüber hinweggekommen ist, dass ich ihn einmal verhauen habe. Ein einziges Mal, bestimmt nur das eine. Aber er hat gesagt, es ist immer stärker geworden.«
    »Hast du es denn getan?«
    »Ihn verhauen? Nicht in dem Sinn.«
    »Was für einen anderen Sinn gibt es denn noch?«
    »Ich habe ihn nicht geschlagen«, sagte Ringmar und Winter sah die Erleichterung in seinem Gesicht, dem Gesicht eines unschuldigen Mannes. Ich habe nicht einmal das getan, wollte Ringmar sagen.
    »Wo ist er?«, fragte Winter, während er die Leute beobachtete.
    »In New York.«
    »In New YORK?«
    »Ja. Er hat diese verdammte Sekte verlassen, der er angehört hat.«
    »Deprogrammiert?«
    »Er hat es offenbar allein geschafft.« Ringmar sah Winter an. »Vielleicht ist das erst der Anfang. So was braucht ja seine Zeit.«
    »Was macht er?«
    »Arbeitet in einem Restaurant.«
    »Kommt er nach Hause?«
    »Nächste Woche.«
    »Wann kommt Birgitta zurück?«, fragte Winter und sah den Mann, der dort hinten auf dem Boden zwischen vorübereilenden Menschen saß.
    »Sie ist schon zu Hause, Moa auch.«
    »Wer hat den Gitarristen verhört?« Winter nickte zum Mittelpunkt des Platzes.
    »Was? Welcher Gitarrist?«
    »Wer ist der GITARRIST?«, wiederholte Winter und machte einen schnellen Schritt vorwärts, stieß mit einer Frau zusammen, entschuldigte sich und pflügte sich weiter voran wie ein Rugbyspieler zwischen rempelnden Verteidigern, und er erreichte den Gitarristen, der schräg unter den hängenden und wirbelnden Körpern der Zwei Dimensionen saß und etwas klimperte. Winter kam von hinten, sah die karierte Kappe und wusste, dass es möglich war und dass sich jeder auf diese Weise wer weiß wie lange verstecken konnte. Es war eine verdammt geschickte Verkleidung, eine öffentliche Verkleidung, und seine Hand zitterte, als er sie nach der Gestalt ausstreckte, die einen Akkord griff.
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