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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden
Autoren: Ake Edwardson
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geringsten Wind weggeblasen werden könnte, aber im Augenblick regte sich kein Wind über der Stadt.
    Er sah drei Funkstreifen aus dem Tunnel kommen. Er hörte ein schnelles Signal und sah ein weiteres blauweißes Auto von Högsbohöjd herunterkommen.
    Über Funk wurden Anweisungen für die Jagd nach Jerner und dem Kind gegeben.
    Er bog vom Grimmeredsvägen ab und fand die Adresse. Der Tannenbaum auf dem Grundstück leuchtete zaghaft. Winter dachte an Ringmars Nachbarn. Hatte Ringmar ihn gestern noch umgebracht?
    Über dem Berg hinter dem Holzhaus leuchtete es zwischen Feuergelb und Winterblau. Es würde ein schöner Weihnachtstag werden. Es war kalt. Es war nach neun.
    Sie war angezogen, als sie öffnete. Neben ihr stand ein Mann, zerzauste Haare, rote Augen, Kater.
    »Kommen Sie herein«, sagte sie. »Das Videogerät ist hier drinnen.«
    Er ließ den Film bis zu der Szene mit dem Jungen und ihr laufen. Der Mann roch nach Schnaps. Ihm schien schlecht zu werden, als er die Szene gesehen hatte.
    »Das ist Märten Wallner«, sagte sie sofort. »Wo wohnt er?«
    »Sie wohnen in der… die Adressenliste hängt am Kühlschrank… es ist hier in der Gegend…«
    Winter rief von der Küche aus an.
    »Márten ist schon auf dem Spielplatz«, sagte seine Mutter. »Er ist morgens immer sehr munter.«
    »Allein?«
    »Ja.« Er hörte sie atmen. »Um was geht es?«, fragte sie mit einer neuen Schärfe in der Stimme.
    »Holen Sie ihn«, sagte Winter, ließ den Hörer fallen und stürmte in den Flur.
    »Ich hab's gehört«, sagte die Erzieherin. »Der Spielplatz… wenn es der ist… der liegt auf der anderen Seite des Berges. Von hier aus ist es näher.«
    Sie zeigte ihm den Weg, und er lief durch das Reisig. Man konnte nie wissen, NIE. Er sah Elsas Gesicht von Jerners Aufnahmen vor sich.
    Auf dem Gipfel des Berges wuchsen Tannen und unten sah er einen kleinen Spielplatz. Und er sah ein Kind mit Mütze an der Hand eines Mannes, der eine dicke Jacke und ebenfalls eine Mütze oder Kappe trug. Beide entfernten sich vom Spielplatz. Winter sah nur den Rücken, und er rutschte den Abhang auf dem Hosenboden hinunter, schürfte sich den Schenkel auf dem hart gefrorenen Schotter unter der dünnen Schneeschicht auf. Er rief, der Junge drehte sich um, und der Mann drehte sich um. Die beiden blieben stehen. »Wir sind's nur«, sagte der Mann. Der Junge sah Winter an und dann auf zu seinem Papa.
    *
    Ringmar bereitete ein baskisches Omelett in der Küche zu, Winter hatte ihm erklärt, wie man es macht, bevor er sich ins Wohnzimmer gesetzt und Angela angerufen hatte.
    Er würde nichts von den Aufnahmen sagen, nicht jetzt. »Himmel«, sagte sie, »aber ihr müsst ihn doch wohl finden?« Sie meinte den Jungen.
    Das war eine schwere Frage. Sie wussten, wer der Täter war, aber nicht, wo er war. Üblicherweise ist es immer andersherum: Man hatte den Körper eines Opfers, aber die Identität des Täters war unbekannt. Manchmal kannte man die Identität von beiden nicht.
    Kinder verschwanden und kehrten nie wieder nach zu Hause zurück. Niemand wusste etwas, erfuhr jemals etwas.
    »Wir versuchen alles zu bedenken«, sagte er.
    »Wann hast du zuletzt geschlafen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ist das schon achtundvierzig Stunden her?«
    »Irgendso was.«
    »Dann kannst du jetzt nicht funktionieren, Erik.«
    »Danke, lieber Doktor.«
    »Ich meine es ernst. Du kannst dich nicht noch mal vierundzwanzig Stunden nur mit Zigarren und Kaffee wachhalten.«
    »Zigarillos.«
    »Du musst etwas essen. Himmel, jetzt red ich wie eine Mutter.«
    »Bertil macht gerade ein baskisches Omelett. Ich rieche schon die angebrannten Paprika.«
    »Sie müssen angebrannt sein«, sagte sie. »Aber, Erik, du musst dich ein wenig ausruhen. Eine Stunde. Du hast doch Kollegen.«
    »Ja, ja. Mein Kopf ist im Augenblick so voll. Bertil geht es genauso.«
    »Und wie geht es ihm sonst?«
    »Er hat mit seiner Frau gesprochen, will mir aber nicht erzählen, worüber. Aber er ist… ruhiger.«
    »Wo ist Martin?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob Bertil es weiß. Ich habe noch nicht gefragt. Er erzählt es mir schon, wenn er will.«
    »Grüß ihn von mir.«
    »Mach ich.« Winter hörte Ringmar aus der Küche rufen.
    »Leg dich ein paar Stunden hin«, sagte sie.
    »Ja.«
    »Was tust du dann?«
    »Bei Gott, ich weiß es nicht, Angela. Ich denk beim Essen drüber nach. Wir suchen ja überall.«
    »Hast du die Buchung storniert?«
    »Was? Für morgen?« Sein Ticket für den späten
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