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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden
Autoren: Ake Edwardson
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Jerner in einem der dreistöckigen Häuser wohnte. Fast schon dämmerte der neue Tag.
    *
    Vor dem Haus wartete die Polizei von Hisinge. Das Licht war jetzt abgeschaltet. Der Streifenwagen war sehr verschmutzt, als ob er eben erst über einen Lehmacker gefahren wäre.
    »Wir waren nicht sicher, ob es A oder B ist«, sagte einer der Inspektoren und zeigte auf die Hauseingänge.
    »Haben Sie irgendjemanden kommen oder gehen sehen?«, fragte Winter.
    »Nicht seitdem wir hier sind, etwa zehn Minuten.« Ein Auto kam und parkte auf dem Parkplatz gegenüber des Hauses. Ein Mann stieg mit einer kleinen Tasche aus.
    »Der Schlosser«, sagte Winter in seine Richtung. »Das ging schnell.«
    Der Schlosser öffnete ihnen die Haustür. Jerner wohnte im zweiten Stock, die rechte Tür. Winter läutete und hörte es drinnen klingeln. Er trommelte mit den Fingern gegen die gelbe Ziegelwand, die an die Wand in seinem Dienstkorridor erinnerte. Das Echo erstarb und er klingelte noch einmal. Ein Geräusch hinter der gegenüberliegenden Wohnungstür. Er wusste, dass der Nachbar durch den Spion schaute.
    »Öffnen Sie die Tür«, sagte er zu dem Schlosser.
    »Ist jemand da drinnen?«, fragte der.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Winter.
    Der Schlosser sah ängstlich aus, hatte die Tür aber in Sekundenschnelle mit seinem Werkzeug geöffnet. Nach dem Knacken sprang er fast beiseite. Winter stieß die Tür mit seiner behandschuhten Hand auf. Er trat über die Schwelle, Ringmar war dicht hinter ihm. Die beiden uniformierten Polizisten warteten im Treppenhaus. Winter hatte den Schlosser gebeten ebenfalls zu warten.
    Der Flur wurde vom Straßenlicht erhellt, das durch ein Fenster in einem Zimmer am anderen Ende der Wohnung fiel. Das Straßenlicht begann sich schwach mit dem Tageslicht zu mischen. Winter sah eine offene Tür und die Ecke von einem Sofa. Er hörte Bertil atmen.
    »Ich mach Licht an«, sagte er. Er sah Bertil blinzeln. Auch er merkte, wie stark das Licht war, 60 Watt oder mehr.
    Auf dem Fußboden lagen Schuhe und Kleidung verstreut. Vor seinen Füßen lag etwas, er bückte sich und sah, dass es eine Schnur mit einem ausgefransten Ende war.
    Er stieg über Stiefel in Männergröße hinweg. Ringmar war auf dem Weg zum Ende des Flurs und knipste auch dort Licht an. Winter ging zu ihm und gemeinsam starrten sie zur Decke, die unwillkürlich ihren Blick anzog.
    »Was zum Teu…«, sagte Ringmar. Die Decke war zweigeteilt. Links war sie schwarz mit leuchtenden gelben Sternen, alle etwa fünfzehn Zentimeter groß. Rechts ein blauer Himmel mit Wolkentupfern in der Größe der Sterne.
    Das Sofa war rot, auf dem niedrigen, breiten Tisch lagen Videokassetten. Links stand ein Fernseher mit einem Videogerät obendrauf.
    Auf dem Teppich, der Wellen schlug, lagen Sachen verstreut. Winter hockte sich hin. Er sah ein Spielzeugauto, einen grünen Ball, eine Armbanduhr.
    Er war vorbereitet. Ringmar traf es überraschend.
    »Jesus«, sagte Ringmar. »Das ist er. Das ist er.« Winter richtete sich wieder auf. Sein ganzer Körper schmerzte, als hätte er sich in den letzten vierundzwanzig Stunden sämtliche Knochen gebrochen.
    Sie bewegten sich rasch durch die Wohnung. Das Bett war zerwühlt, auf dem Fußboden lagen Zeitungen, auf dem Tisch Essensreste, Butter, Brot. Auf dem Fußboden neben dem Sofa lagen ein Plastikbecher und ein Löffel. Auch in der Tasse waren Reste, etwas Gelbes.
    Einen halben Meter von der Tasse entfernt lag ein kleiner Strumpf.
    Winter beugte sich über ein Kissen auf dem Sofa und meinte feine Härchen zwischen den Stofffasern zu erkennen.
    Es roch in der Wohnung, roch, roch. »Er ist nicht da«, sagte Ringmar, der aus dem Bad kam. »Der Junge ist nicht da.«
    Es ehrt dich, dass du zuerst an den Jungen denkst, dachte Winter.
    Sie untersuchten alle Schränke, alle Winkel, drehten alles um. Im Schlafzimmer entdeckte Winter eine dünne Schnur, die um einen Bettpfosten gewickelt war. An der Schnur waren rote Flecken. Er beugte sich über das Bett und entdeckte einen grünen Papagei, der mit dem Schnabel zur Wand hing. Er war nicht größer als die Sterne am Himmel oder als die Wolkentupfer.
    »Warum geht er ohne den weg?«, sagte Ringmar und beugte sich auch darüber.
    »Er braucht ihn nicht mehr«, sagte Winter.
    »Wie meinst du das?«
    »Du willst es nicht hören, Bertil.« Winter nahm das Handy aus der Innentasche seiner Lederjacke. »Und ich will es nicht sagen.« Plötzlich wäre ihm das Handy fast heruntergefallen. Er konnte
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