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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden
Autoren: Ake Edwardson
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Ringmar.
    »Warten Sie mal«, sagte Winter, »was meinen Sie damit, er war es?«
    »Es war seine Schuld«, sagte Carlström und starrte in die kleine Tasse, die in seiner Hand verborgen war. Die Hand zitterte leicht. »Es war seine Schuld. Sonst… wäre das nicht passiert.«
    Winter sah es. Jetzt kam es, er wusste jetzt, warum sie wieder hierher gekommen waren. Es hatte ihm keine Ruhe gelassen. Er erhob sich. Jesus im Himmel.
    Hatte er es beim zweiten Mal gesehen oder schon beim ersten? Aber er hatte nicht daran gedacht, es nicht verstanden.
    »Entschuldigung«, sagte er und verließ die Küche. Im Vorraum stand der Schrank in der hinteren Ecke, die nackte Deckenlampe warf ein schwaches Licht auf den oberen Teil, und dort stand eine kleine Ansammlung von Fotografien in altmodischen Rahmen, die matt silbern oder golden schimmerten. Sie hatte Winter gesehen, nur ein flüchtiger Blick im Vorbeigehen auf etwas, das es in allen Häusern gab, und er hatte das Gesicht gesehen, das zweite von links. Es war eine junge Frau, blond und mit blauen Augen. Der Grund, warum er sich erinnerte, diese Fotografie in seiner Erinnerung neu erschaffte, waren ihre Gesichtszüge, die er später wiedererkannt hatte, gestern oder wann zum Teufel es gewesen war, Heiligabend, in seinem Dienstzimmer. Ihr Gesicht war in seiner Erinnerung hängen geblieben, die Augen, die ihn jetzt mit einer eigentümlichen Schärfe anstarrten.
    Er ging näher. Die Frau zeigte ein vorsichtiges Lächeln, das erloschen war, nachdem die Aufnahme gemacht war. Die Ähnlichkeit mit Mats Jerner war verblüffend, erschreckend.
    Schon einmal hatte er das Gesicht als gerahmtes Porträt auf dem Sekretär in Georg Smedsbergs Küche gesehen. Jetzt erinnerte er sich daran. Auf dem Foto war die Frau in mittleren Jahren gewesen und hatte ein vorsichtiges schwarzweißes Lächeln gelächelt. Das ist meine Frau, hatte Smedsberg gesagt. Gustavs Mutter. Sie hat uns verlassen.
    Er hörte ein Schlurfen auf der Schwelle, das Geräusch von Carlströms Pantoffeln.
    »Ja«, sagte Carlström nur. Winter drehte sich um. Bertil stand hinter Carlström. »Es ist viele Jahre her«, sagte Carlström.
    »Was ist passiert?«, war alles, was Winter hervorbrachte. Offene Fragen.
    »Sie war noch sehr jung«, sagte Carlström. Er ließ sich auf den nächsten Stuhl sinken, der einzige im Vorraum. Er sah in Winters fragendes Gesicht.
    »Nein, nein, ich bin nicht Mats' Vater. Sie war sehr jung, wie gesagt. Niemand weiß, wer es war. Sie hat es nicht verraten. Ihre Eltern waren alt und hatten keine Kraft mehr. Ich weiß nicht, ob die Schande sie umgebracht hat, aber es ist schnell gegangen. Einer nach dem anderen.«
    »Haben Sie… sich um sie gekümmert?«, fragte Winter. »Ja. Aber erst hinterher.«
    »Wonach?«
    »Nach… dem Jungen. Nachdem sie ihn bekommen hatte.«
    Winter nickte und wartete. »Sie kam… ohne ihn zurück. Es ist besser so, hat sie gesagt.« Carlström machte einen gequälten Eindruck. Winter war jetzt hellwach, wie wiedererweckt. »Sie hatten wohl Kontakt, aber…«
    »Was ist dann passiert?«
    »Dann… ja, das wissen Sie ja. Dann hat sie… ihn getroffen.«
    »Georg Smedsberg?«
    Carlström antwortete nicht, als ob er den Namen des Mannes nicht aussprechen wollte.
    »Er hat es getan«, sagte Carlström jetzt und schaute auf. Winter sah Tränen in seinem Gesicht. »Er war es. Er war es.
    Er hat den Jungen kaputtgemacht.« Er sah sich um, sah Winter an und dann Ringmar. »Der Junge… war schon vorher gestört, aber Smedsberg hat ihn ganz kaputtgemacht.«
    »Was… wusste Gerda?«, fragte Winter. Carlström antwortete nicht. »Was wusste sie?«, wiederholte Winter.
    »Da hatten sie schon den zweiten Jungen bekommen«, sagte Carlström, als ob er die Frage nicht gehört hätte.
    »Den zweiten Jungen? Meinen Sie Gustav?«
    »Sie war schon ein wenig in den Jahren«, sagte Carlström. »Einer kam früh und der andere spät.« Er bewegte sich wieder auf dem knarrenden Stuhl. »Und dann… und dann… ist sie verschwunden.«
    »Was ist passiert?«
    »Es gibt einen See in der anderen Gemeinde…«, sagte Carlström. »Sie wusste es. Sie wusste es. Sie war nicht… gesund. Vorher auch nicht.«
    Carlström senkte den Kopf wie zum Gebet. Vater unser, der du bist im Himmel… dein Reich komme, wie im Himmel so auch auf Erden. Carlström hob den Kopf. »Ich musste mich um ihn kümmern, Mats… als sie es nicht schaffte. Er ist hierher gekommen.« Langsam erhob er sich. »Den Rest wissen
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