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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden
Autoren: Ake Edwardson
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Sie.«
    Wie viel wussten die Sozialbehörden?, dachte Winter. Es war ungewöhnlich, dass ein allein stehender Mann sich um ein Kind kümmern durfte, er hatte schon einmal darüber nachgedacht. Aber Carlström war für… vertrauenswürdig gehalten worden. War er vertrauenswürdig gewesen?
    »Ich würde es Ihnen sagen, wo Mats ist, wenn ich es nur wusste«, sagte Carlström.
    »Es gibt noch einen Ort«, sagte Ringmar.
    *
    Sie schwiegen, während sie über die Felder fuhren. Der Abstand zwischen den beiden Häfen erschien ihnen diesmal kürzer. Smedsbergs Wohnhaus wurde vom Stall verdeckt, als sie aus dieser Richtung kamen. Die Dämmerung und der Schneefall verschlechterten die Sicht. Der Weg war kaum noch vom Feld zu unterscheiden, das am Horizont mit dem Himmel verschmolz. Vor ihnen waren keine Spuren im Schnee. Auf dem Hof gab es auch keine Spuren. Winter hielt zwanzig Meter vom Haus entfernt. Wenn es Spuren gegeben hatte, dann hatte der Schnee sie inzwischen bedeckt.
    Im ersten Stock leuchtete ein Fenster.
    Ringmar öffnete eine der Stalltüren und machte Licht. Der Boden war mit Rinde und Spänen bedeckt.
    »Hier hat vor nicht allzu langer Zeit ein Auto gestanden«, sagte er und meinte damit nicht Smedsbergs Toyota, der immer noch rechts stand.
    Winter öffnete die Haustür mit einem Dietrich. Das Licht vom Obergeschoss fiel auf die Treppe ganz hinten im Vorraum.
    »Haben die Bullen aus Skövde vergessen, das Licht auszumachen?«, sagte Ringmar.
    »Glaub ich nicht«, sagte Winter. Auf der Spüle lag ein Päckchen Butter, daneben stand ein Glas, in dem vermutlich Milch gewesen war.
    »Nur ein Glas«, sagte Ringmar.
    »Vermutlich hat der Junge daraus getrunken«, sagte Winter.
    »Sie sind heute hier gewesen«, sagte Ringmar.
    Winter schwieg.
    »Er hat es geschafft, die Stadt zu verlassen«, fuhr Ringmar fort. »Es ist uns nicht gelungen, ihn einzukreisen. Wie hätten wir das auch schaffen sollen?«
    »Er war nicht lange hier«, sagte Winter. »Es war nur für eine kurze Weile ein Zufluchtsort.«
    »Warum nicht bei Carlström?«
    »Er wusste, dass wir dorthin kommen würden.« Winter sah sich in der Küche um, die nach Feuchtigkeit und Kälte roch. »Er rechnete damit, dass dieser Ort abgesperrt und vergessen war.«
    »Wie konnte er so sicher sein?« Während er das sagte, erstarrte Ringmar ebenso wie Winter erstarrte.
    »Verdammte Scheiße!«, rief Winter. Er riss sein Handy hervor und brüllte seinem Kollegen in der Leitungszentrale Gustav Smedsbergs Adresse zu, Chalmers' Studentenwohnheim, Zimmernummer. »Aber bleibt draußen, Privatwagen, vielleicht ist er dort, oder er kommt dorthin. Er könnte jetzt unterwegs sein. Verschreckt ihn nicht. Okay? VERSCHRECKT IHN NICHT. Wir sind unterwegs.«
    *
    »Ich war blind, BLIND«, sagte Ringmar, während Winter nach Süden fuhr. Es wurde rasch dunkel. »Ich war so… mit mir beschäftigt, als ich heute Nacht hier draußen war.«
    »Der alte Smedsberg hat die Jungen misshandelt«, sagte Winter.
    »Himmel, Erik. Ich hab Gustav zurückgebracht! Ich hab dafür gesorgt, dass Jerner ein Versteck findet! Zwei übrigens! Gustav muss ihm erzählt haben, dass der Alte in Untersuchungshaft sitzt und das Haus leer ist.« Ringmar schüttelte den Kopf. »Ich hab ihm Zeit gegeben. Die Zeit, die er uns genommen hat.«
    »Wir wissen nicht, ob er bei Gustav war«, sagte Winter.
    »Er ist dort gewesen«, sagte Ringmar. »Es ist sein Bruder.«
    Die Erkenntnis hatte sie wie ein Faustschlag getroffen, als Natanael Carlström erzählte. Die Wahrheit. Winter war überzeugt, dass er die Wahrheit gehört hatte. Gustav Smedsberg und Mats Jerner waren Brüder, Halbbrüder. Sie waren nicht zusammen aufgewachsen mit derselben Mutter und demselben Mann, der ihre Leben zerstört hatte, zumindest das des einen.
    Warum hatte Carlström Georg Smedsberg nicht schon lange angezeigt? Wie lange hatte er es gewusst? Hatte Mats es erst spät erzählt? Vielleicht erst Heiligabend? Hatte Carlström deswegen angerufen? Konnte er es nicht am Telefon erzählen?
    »Ich möchte wissen, wann sie erfahren haben, dass sie Brüder sind«, sagte Ringmar.
    »Wir werden Gustav fragen«, sagte Winter.
    Sie fuhren an Pellerins Margarinefabrik vorbei. Der Verkehr hatte inzwischen zugenommen.
    Im Zentrum bewegten sich Leute auf den Straßen wie an einem gewöhnlichen Samstagabend, mehr als an einem gewöhnlichen Feiertag.
    »Heutzutage ist der erste Weihnachtstag ein Tag, an dem man unterwegs ist«, sagte Ringmar mit eintöniger
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