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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden
Autoren: Ake Edwardson
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ausgesetzt waren. Scham… und Schock. Es ist wie bei Vergewaltigungsopfern.«
    »Ja«, wiederholte Ringmar.
    »Gustav hat uns zu seinem Vater geführt«, sagte Winter. »Und der Vater hat uns vielleicht bewusst zu Carlström geführt und gehofft, wir würden die Richtung ändern und kapieren, um wen es wirklich ging. Wer wirklich schuld ist.«
    Winter nickte. »Schuld an allem«, sagte Ringmar und dachte an Mats Jerner und Micke Johansson.
    »Glaubst du, dass Gustav es gewusst hat?«, fragte Winter. »Wusste er das von Mats? Von Mats und… den Kindern.«
    »Nein«, sagte Ringmar, »wir werden es ja erfahren, aber ich glaube es nicht. Für Gustav ging es um den Vater, den Alten.«
    »Und für den alten Smedsberg ging es um ihn selbst«, sagte Winter. »Er hat sich in dem Augenblick indirekt selbst angezeigt, als er von Natanael Carlströms Pflegesohn erzählt hat.«
    Sein Handy klingelte. »Wir haben Magnus Heydrich gefunden«, sagte Halders.
    »Äh… wie bitte?«
    »Bergort. Wir haben ihn.«
    »Wo ist er?«
    »Safe and sound im Untersuchungsgefängnis.«
    »Hat er was gesagt?«
    »Nein. Aber das soll uns ja gleich sein. Er ist schuldig. Daran gibt's doch keinen Zweifel?«
    »Nein«, sagte Winter.
    »Verdammter chickenshit«, sagte Halders.
    »Was hast du gesagt, Fredrik?«
    »Er hat sich nicht getraut, gegen eine Felswand zu fahren.«
    Der Platz im Nordstan war von allem künstlichen Licht beleuchtet, das es gab. Drinnen glitzerte es still. Die Schilder der Warenhäuser und Läden warfen Schatten auf den Steinfußboden.
    Das Nordstan war Ausbildungsplatz für alle rookies, die zur Göteborger Polizei kamen. Auch Winter hatte dort patrouilliert. Einige waren noch da, die er von seinen Patrouillen kannte, manchmal dort drinnen, manchmal draußen im Brunnsparken, auf ihre Weise rookies, Alkoholiker und Drogensüchtige, die einmal so jung wie er gewesen waren.
    Er stand mitten auf dem Platz, den Kiosk mit der Touristeninformation im Rücken. Von hier aus wirkte das Licht von KappAhl und Åhléns und H & M und dem Akademiebuchladen warm, einladend. Im Augenblick sah er keine Wachen oder Polizisten. Er könnte der Einzige auf der Welt sein. Ulf Siléns Skulpturen von 1992 hingen über ihm, das Kunstwerk Zwei Dimensionen: Körper tauchten ins Wasser und sprangen, flogen durch die Luft und veränderten sich unter der Oberfläche, von Weiß zu Meergrün. Und zu anderen Formen, die ein Teil des Wassers wurden. Er hatte die hängenden Skulpturen eigentlich noch nie auf diese Weise gesehen, nie über sie nachgedacht, das tat bestimmt niemand von all den Tausenden, die hier täglich vorbeikamen, auf dem Weg in die Geschäfte und wieder heraus, vom und zum Hauptbahnhof durch den Fußgängertunnel. Das Kunstwerk wurde ein Teil des Platzes, und das war vermutlich auch beabsichtigt.
    Er hörte Ringmars Stimme hinter sich: »Zwanzig Leute haben alle Kellerräume durchkämmt.«
    »Okay.«
    »Bist du hier fertig?«, fragte Ringmar.
    »Wie spät ist es?«
    »Nach elf.«
    »Ich fahr zu Bengt Johansson«, sagte Winter.
    »Ich fahr nach Hause«, sagte Ringmar.
    Winter nickte. Es war Zeit für Ringmar nach Hause zu fahren.
    »Aber vielleicht tauch ich heute Nacht wieder auf«, sagte Ringmar. »Falls ich nicht schlafen kann.«
    »Wolltest du etwa schlafen?«
    *
    Bengt Johansson war ruhiger als früher.
    »Es hat mir geholfen, mit Carolin zu reden«, sagte er. »Ich glaube, es hat ihr auch geholfen.« Er ging hin und her im Zimmer. »Sie kriegen mich nicht dazu, diese Filme anzuschauen.« Er hielt die Hände in Winters Richtung hoch. »Carolin hat gesagt, sie muss es tun, weil sie an allem schuld ist, wie sie sagte. Aber ich seh mir das Teufelszeug nicht an. Niemals.«
    »Sie brauchen… Micke nicht zu sehen«, sagte Winter. »Es geht um diesen Mann, der filmt. Vielleicht erkennen Sie etwas wieder.«
    »Ich will nicht«, sagte Bengt Johansson.
    Winter sah die Fotos von Micke an der Wand und auf dem Schreibtisch. Es waren noch mehr geworden, seit er zuletzt hier gewesen war. »Ich möchte ein wenig von Micke erzählen«, sagte Bengt Johansson. »Alle Wörter, die er in der letzten Zeit gelernt hat. Wollen Sie sie hören?«
    *
    Winter saß mit dem Stadtplan von Göteborg und Karten von den Straßenbahnlinien da. Nach zwei war er von Bengt Johansson heimgekehrt. Das Auto stand auf dem Behindertenparkplatz vor seinem Haus, und er hatte sich auch behindert gefühlt, als er dort parkte. Morgen würden sie versuchen, das feinmaschige Netz ihrer
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