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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus
Autoren: Åke Smedberg
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Ein sinnloses Verbrechen
     
    Blutverschmiert bis zu den Ellbogen, als hätte er die Arme in einen Eimer mit Blut getaucht. Was war passiert? Er starrte auf seine Hände. Plötzlich fiel es ihm ein. Es wurde geschlachtet. Er rührte Blut. Nicht freiwillig, aber irgendetwas fesselte ihn. Eine Mischung aus Spannung und Ekel darüber, in dem warmen Blut zu rühren, damit es nicht gerann, und zuzusehen, wie es aus der durchtrennten Kehle in den Eimer tropfte …
    Er war sich bewusst, dass er träumte, und versuchte, den Traum zu verscheuchen, jedoch ohne Erfolg. Vor ihm lag der Schweinekadaver auf einer alten Tür, die von zwei Böcken gestützt wurde. Der Kopf … irgendwie verblüffend menschlich
    … ja, ganz einfach wie ein Gesicht! Er starrte es an. Da schlug das Schwein plötzlich die Augen auf. »Hilf mir!«, sagte es mit gurgelnder Stimme. Er ließ den Schneebesen fallen und versuchte wegzulaufen, aber es ging nicht …
    Er fuhr ruckartig aus dem Schlaf hoch. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er atmete tief ein. Er zählte seine Atemzüge, bis er wieder ruhig wurde und sich endlich entspannen konnte.
    Er blieb noch eine Weile mit geschlossenen Augen liegen und versuchte sich zu konzentrieren. Er wusste jetzt wieder, wer er war. Aber irgendetwas fehlte. Der Funke. Er kam nicht an den Funken heran! Der, der aus einem Menschen eine Persönlichkeit machte. Der Zugang war versperrt. Er kam einfach nicht an ihn ran. Kam nicht rein …

     
    Die Gruppe saß wie üblich auf den Bänken im Mittelgang des Einkaufszentrums. Hauptsächlich Männer fortgeschrittenen Alters. Verquollene Gesichter, stumpfe Blicke, wild gestikulierend.
    Zwei Frauen. Die eine Anfang fünfzig. Groß, einen Kopf größer als die meisten Männer. Ihr üppiger Körper steckte in einem Trainingsanzug, der mindestens eine Nummer zu klein war. Die andere Frau war bedeutend jünger, um die dreißig.
    Stark geschminkt, das kurze Haar kohlrabenschwarz gefärbt.
    Hohe Stiefel. Sehr knapper Rock.
    »Hast du dich in deine Nuttenuniform geworfen, Li? Kann man einen Termin vereinbaren?«
    Einer der Alten baute sich vor ihr auf, breitete die Arme aus, schwankte und hätte fast das Gleichgewicht verloren.
    »Termin vereinbaren? Für dieses Elend, das du zwischen den Beinen hast? Das würde man nicht mal merken.«
    Die Ältere hatte geantwortet. Der Mann drehte sich rasch zu ihr um.
    »Sogar du würdest das noch merken, Mama! Da kannst du Gift drauf nehmen …«, begann er, aber sie unterbrach ihn.
    »Du meinst wohl, ich merk’s am Gestank?«
    Er blieb vor ihnen stehen, kaute auf seiner Unterlippe, verzog das Gesicht und suchte nach einer vernichtenden Antwort.
    Vergebens.
    »Verdammte Fotze!«, murmelte er schließlich und entfernte sich.
    Die Frau stand auf.
    »Weißt du überhaupt, wie so eine aussieht?«, rief sie ihm hinterher. »Du bist doch noch nie auch nur in die Nähe von einer gekommen! Abgesehen von der von deiner Mama vielleicht.
    Falls du nicht den anderen Weg genommen hast, durch den Arsch?«
    Die Jüngere hatte während des Wortwechsels geschwiegen.
    Jetzt schüttelte sie den Kopf.
    »Du hättest dich da nicht einzumischen brauchen«, meinte sie.
    »Ich komm schon zurecht.«
    »Entschuldige bitte vielmals«, sagte die Ältere und schnitt eine Grimasse. »Sollen wir ihn zurückrufen und noch mal von vorn anfangen? Dann kannst du zeigen, was du kannst.«
    Die Jüngere schwieg und setzte sich auf die Bank.
    »Hast du Bosse gesehen?«, fragte sie nach einer Weile.
    Die Ältere schüttelte den Kopf.
    »Kannst du nicht ein Auge auf ihn haben?«, fragte sie, zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an, obwohl im Einkaufszentrum zu rauchen verboten war.
    »Vielleicht solltest du ihn an die Leine legen?«

    Der Tag vor dem 1. Mai. Es war kurz vor zwei. Das Gedränge vor dem Spirituosengeschäft wurde größer. Einer der Wachmänner hatte bereits die Gruppe auf den Bänken aufgefordert, weiterzugehen. Jetzt kam er mit Verstärkung zurück. Einige pflaumten die Wachleute an, aber die ältere Frau stand wortlos auf, worauf sich alle Richtung Ausgang begaben.
    Li folgte ihnen zögernd. Sie musterte die Passanten, die hereinströmten oder das Einkaufszentrum verließen. Sie konnte ihn nirgends entdecken, überquerte den Parkplatz und ging auf das kleine Wäldchen auf der anderen Seite zu.
    »Willst du einen Schluck?«
    Bella tauchte neben ihr auf und hielt ihr eine Flasche hin. Sie schüttelte den
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