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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus
Autoren: Åke Smedberg
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Kopf.
    »Nein.«
    »Vielleicht was anderes? Du weißt, ich kann alles besorgen…«
    Sie blieb stehen und starrte ihn an.
    »Nein, habe ich doch gesagt! Hörst du schlecht?«
    Bei seinem Anblick lief es ihr unweigerlich kalt den Rücken hinunter. Sie beschleunigte ihren Schritt und erreichte das Wäldchen, wo sich die Ältere, mit dem Rücken an einen Baumstamm gelehnt, hingesetzt hatte. Li kniete sich neben sie.
    Die Ältere sah sie wütend an.
    »Musst du mir immer so auf den Pelz rücken?«, sagte sie schroff. »Ich dachte, du kommst allein zurecht?«
    Li versetzte ihr einen Stoß.
    »Sei nicht so verdammt nachtragend«, erwiderte sie.
    »Hast du eine Kippe?«
    Die andere reichte ihr die halb gerauchte Zigarette, die sie zwischen den Fingern hielt.
    »Meine letzte«, sagte sie. »Dann musst du bei jemand anderm schnorren. Du kannst es ja bei deinem Freund da drüben versuchen.«
    Sie nickte in Richtung Bella, der am Rand der Gruppe stehen geblieben war. Li verzog das Gesicht.
    »Dieses Ekel!«
    Sie merkte, dass er in regelmäßigen Abständen in ihre Richtung blickte, worauf sie ihn demonstrativ fixierte.
    »Was bildet sich der Idiot eigentlich ein? Ich würde ihn nicht mal mit einer Zange anfassen!«
    Die Ältere lachte.
    »Vielleicht ist er ja gar nicht an dir interessiert? Was weiß man schon. Schau mal.«
    Als Li ihren Blick hob, entdeckte sie ihn. Er schlängelte sich zwischen Autos und Familien mit übervollen Einkaufswagen hindurch, die für den Feiertag eingekauft hatten, und kam auf sie zu. Bella ging dicht neben ihm und schien ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Bosse hörte zu, legte Bella eine Hand auf die Schulter und schob ihn beiseite. Bosse warf einen Blick in die Runde.
    Dann sah er Li in die Augen, lächelte plötzlich und schlenderte auf sie zu.
    Sie stand rasch auf und musste sich regelrecht beherrschen, nicht auf ihn zuzurennen. Dieses idiotische Glücksgefühl sprudelte in ihr hoch, sobald sie ihn sah!
    Auch die ältere Frau hatte sich erhoben.
    »Sieh mal an, du hast also hergefunden«, stellte sie fest.
    Er nickte.
    »Ich habe verschlafen«, sagte er. »Bin nochmal eingeschlafen und habe geträumt.«
    »Ich vermute, von mir?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, ein Albtraum.«
    »Das meinte ich«, sagte sie mit einem trockenen Lachen und nahm Li die Zigarette aus der Hand.
    Er schüttelte erneut den Kopf und lächelte sie an.
    »Wenn ich von dir geträumt hätte, Katja, dann hätte ich gar nicht aufwachen wollen.«
    Er war fast der Einzige, der sie bei ihrem richtigen Namen nannte. Es war schwer zu sagen, ob ihr das gefiel oder nicht.
    Jetzt spitzte sie den Mund und blies den Zigarettenrauch in seine Richtung.
    »Versuchst du, dich einzuschleimen, Bosse? Komm doch heute Abend einfach zu mir, dann sehen wir, ob das wirklich wahr ist.«
    Sie wandte sich an Li.
    »Oder was meinst du, Kleine? Du leihst ihn mir doch aus, wenn ich dich ganz lieb bitte?«
    Li lachte gezwungen und glitt etwas näher an Bosse heran.
    Eifersucht, dachte sie. Das war lächerlich, aber sie konnte sich dagegen nicht wehren. Sie spürte einen Stich im Herzen, und sie wusste, dass sie alles tun würde, um ihn zu behalten.

     
    Sie lag neben ihm auf der Matratze. Durch das Fenster konnte sie in den fast sternenlosen, dunklen Nachthimmel sehen. Man muss eine Weile draußen im Dunkeln stehen, erst dann werden die Sterne allmählich sichtbar. Die Kinder des Himmels. Tote Kinder, die auf uns herabblicken. Oder ungeborene? Sie erinnerte sich nicht mehr genau. Hatte Großmutter ihr das erzählt?
    »Du«, sagte sie. »Du willst doch keine Kinder, oder?«
    Bosse wandte sich ihr zu.
    »Ich meine, es macht doch nichts, dass ich keine bekommen kann?«
    Sie spürte, wie er sie im Dunkeln ansah.
    »Aber nein«, sagte er schließlich. »Das macht nichts.«
    Sie nickte schweigend.
    »Und du hast auch noch nie welche haben wollen? Ich meine, früher?«
    »Warum fragst du?«
    Seine Stimme klang auf einmal wachsam.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte sie rasch. »Einfach so, ich meinte nur … Ja, du weißt schon. Bloß Gerede…«
    Scheiße! dachte sie verärgert. Sie verfluchte sich. Warum musste ich das nur sagen? Sie wusste doch, dass er es nicht mochte, wenn man Fragen stellte und in seinem Leben herumschnüffelte. Eine Kleinigkeit reichte, dann zog er sich in sein Schneckenhaus zurück und schwieg.
    »Ich habe mir nie sonderlich viele Gedanken darüber gemacht«, meinte er schließlich entspannter, »soweit ich mich erinnern kann.«
    Meist
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