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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus
Autoren: Åke Smedberg
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noch den Trainingsanzug. Sie schien in ihm geschlafen zu haben.
    »Darf ich reinkommen?«, fragte Li.
    Mama schnitt eine Grimasse.
    »Jetzt?«
    Dann zuckte sie mit den Achseln und trat beiseite.
    »Wenn’s denn unbedingt sein muss …«
     
    Das Haus lag etwa fünfzig Meter von dem ehemaligen Waldrand entfernt. Jetzt begrenzte ein ungepflegter, einige Jahre alter Kahlschlag den eigentlichen Wald. Keine Höfe lagen in Sichtweite. Der andauernde Nieselregen vermittelte ein Gefühl von Isolation und Abgeschiedenheit.
    Peter Larsson ließ seinen Blick schweifen. Der größte Teil der früheren Weiden war mit Tannen bepflanzt worden, die nun mannshoch waren. Links lag die Zufahrt zu einer Pferdekoppel, die schon seit Jahren nicht mehr benutzt wurde. Der Stall auf der anderen Seite des Hofplatzes stand leer. Vor dem Wohnhaus wuchsen zwischen Findlingen ein paar Beerensträucher. Larsson wischte sich über den Mund und spuckte aus. Er ging zum nächsten Busch, riss eine Hand voll der kleinen Blätter ab, zerrieb sie zwischen den Händen, hielt seine Handfläche unter die Nase und atmete den durchdringenden Duft schwarzer Johannisbeeren ein.
    Inzwischen hatte auch Magnusson das Haus verlassen und trat neben ihn.
    »Du hattest es auf einmal so eilig«, sagte er.
    Peter Larsson verzog das Gesicht. Er hatte in der Tür kehrtmachen müssen und sich direkt neben der Treppe übergeben.
    »Hast du so was schon mal gesehen?«, fragte er.
    Magnusson betrachtete ihn.
    »Ja«, erwiderte er lakonisch, »allerdings nicht oft. Das muss ich zugeben.«
    Er wartete eine Weile.
    »Bist du es los?«
    Peter Larsson nickte. Der andere wandte sich ab.
    »Wir müssen uns einen ersten Überblick verschaffen«, sagte er über die Schulter, »bevor die Spurensicherung kommt. Es ist immer schwieriger, sich alles vorzustellen, wenn überall die Kollegen herumgetrampelt sind. Der erste Eindruck ist wichtig …«
    Larsson atmete tief ein und folgte ihm ins Haus.

    Der Mann lag mit dem Gesicht auf dem Tisch, der unter seinem Gewicht zusammengebrochen war. Sein Oberkörper war von der Taille aufwärts äußerst brutal malträtiert worden. Der Kopf bestand nur noch aus einer blutigen Masse und war fast platt geschlagen. Eine Axt, aller Wahrscheinlichkeit nach die Mordwaffe, lag neben der Leiche.
    Die Frau schien von einem einzigen, brutalen Schlag auf den Kopf getötet worden zu sein. Sie saß aufrecht in einer Ecke auf der Küchenbank. Peter Larsson warf einen raschen Blick auf ihr Gesicht. Ein Auge war durch die Kraft des Hiebs in die Augenhöhle gedrückt worden.
    »Glaubst du, dass sie selbst so sitzen geblieben ist?«
    Magnusson schüttelte den Kopf.
    »Wohl kaum.«
    Er trat in die Küche und betrachtete die Frau.
    »Schau dir die Hand an«, meinte er.
    Die Hände der Frau lagen übereinander in ihrem Schoß. Die Rechte war zwischen Zeige- und Mittelfinger gespalten.
    »Sie muss versucht haben, sich zur Wehr zu setzen.«
    Er ließ den Blick über den Boden gleiten.
    »Möglicherweise lag sie da drüben. Das könnte
    Gehirnsubstanz und Blut sein«, sagte er und deutete auf einen klebrigen Fleck neben der Tür. Schleifspuren führten von dort zur Bank.
    Der auffallend blasse Peter Larsson stand immer noch auf der Schwelle.
    »Sie haben sie auf die Bank gesetzt«, sagte er leise. »Wie bei einem Kaffeekränzchen.«
    Magnusson ging auf ihn zu. Er gab Acht, wo er hintrat.
    » Sie, sagst du? Warum glaubst du, dass es mehrere waren?«
    Peter Larsson hob die Schultern.
    »Ich weiß nicht. Es wirkt einfach so, als wären mehrere am Werk gewesen. Zumindest zwei Personen. Kein einsamer Irrer.«
    »Hast du eine Vorstellung, was sich hier drin abgespielt haben könnte?«, fragte Magnusson nach einer Weile.
    Peter Larsson starrte vor sich hin.
    »Wut«, meinte er schließlich. »Die muss irgendeine Rolle gespielt haben, eine besinnungslose Wut. Nein, das reicht vermutlich nicht. Da ist noch mehr, etwas Verrückteres, ich weiß nicht … Als sei dies alles ein einziger, schlechter Scherz!
    Sie so auf die Bank zu setzen mit ihm davor auf dem zerbrochenen Tisch. Das tut man nicht, wenn es sich nur um einen Ausbruch von Wahnsinn handelt. Da baut man nachher nicht noch was auf.«
    Magnusson nickte nachdenklich.
    »Ja, das ist eigenartig.«
    Er drehte sich um und schaute durch die offene Haustür. Ein Auto fuhr auf den Hofplatz.
    »Dann warten wir mal ab, was die Wissenschaft dazu sagt.«
    Sie traten durch den schmalen Windfang wieder in den Nieselregen hinaus. Reyes
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